Review
von Leimbacher-Mario
Dude looks like a Lady!
NY City trifft auf De Palma trifft auf Psycho trifft auf Giallo - das ist der sich immer mehr zum 80s-Thriller-Klassiker mausernde "Dressed to Kill". Lange Zeit & eigentlich noch immer, stand der ultra-stylische Slasher im Schatten seiner berühmten De Palma-Geschwister "Carrie", "Blow Out" oder "Mission: Impossible". Dabei ist der hübschen Killerstory nun mit der neuen Criterion Blu-ray endlich die Veröffentlichung gegönnt, die er verdient hat!
Die in New York angesiedelte, genauso erotische wie spannende, Geschichte handelt von einem Serienkiller, der eine elegante, sexuell frustrierte Frau mittleren Alters mit einer Rasierklinge in einem Aufzug niedersticht. Nach diesem Schocker, ohne Zweifel von Psycho abgeguckt, der einem früh die anscheinende Protagonistin nimmt, muss sich die einzige Zeugin vor dem Slasher in Acht nehmen & den Fall zusammen mit dem nerdigen Sohn des Opfers lösen. Dabei scheint auch der Killer eine Frau zu sein, mit mysteriöser Verbindung zum Psychologen der Ermordeten...
In "Dressed to Kill" werden erstaunlich wenig Leute/Frauen getötet, aber der Mord im Aufzug & auch der gesamte, sehr unheimliche Look der Killerin lassen einen wortwörtlich erschaudern. Auch der helle & gleichzeitig schmutzige NY-Look der späten 70s versprüht Charme & Angst, vermischt sich gespenstig mit Traumszenen voller Hommagen an sein Vorbild Hitchcock. Von Duschszenen über Wendungen bis zum (geupdateten) Spiel mit den Geschlechterrollen. Lobenswert ist, dass man nie zu billig abkupfert, sondern eher auf eigene, besonders artifizieller & schöner Art Tribut zollt.
Die Atmosphäre ist dicht, der Look ist einzigartig. Etwas kritisch sind manche Schauspieler bzw. ihre steife Art, die nicht so recht (oder besonders gut^^) zur erotisch stark aufgeladenen Stimmung passen will. Kann man aber auch als Kommentar zur diesem Thema immer noch steif gegebener stehenden Gesellschaft sehen. All das nimmt nichts vom meisterhaften Score, welcher fast als eigener Charakter durchgehen könnte. Auch die vielen sprachlosen & künstlerisch wie rhythmisch höchst anspruchsvollen Szenen, wie der im Museum, zeugen von meisterhafter Hand. Ein weiterer Beweis, dass De Palma nicht nur Meister verehrte, sondern selbst einer war.
Fazit: viel mehr als ein Psycho-Rip-Off - einer der hübschesten Giallos aller Zeiten!