Review

"Dressed to Kill" ist Brian de Palmas persönliche Hommage an Altmeister Alfred Hitchcock und gehört zu den meistdiskutiertesten Filmen der frühen Achtziger, sowohl aufgrund der Qualität als auch wegen sehr vieler anstößiger Szenen.

Klassische Momente bietet dieser Erotikthriller genug: Die Anfangssequenz in der Dusche, der Mord im Fahrstuhl (die eindeutigste Reminiszenz an Hitchcocks "Psycho", man beachte den Score) sowie die Schlussszene. All das schrieb Filmgeschichte, vielleicht wegen den expliziten Darstellungen (oder gerade deswegen). De Palma beleuchtet die Abgründe sexueller Gelüste und geht nicht gerade zimperlich mit diesem Thema um. Fast jeder Charakter ist moralisch anstößig, was auch überdeutlich an einigen Stellen durchsickert.

Diese Obsessionen erzeugen eine ungeheure Spannung, die sich mehr und mehr steigert und am Ende in einer verstörenden Sequenz endet, die zum Besten gehört, was das Thrillerkino jemals hervorgebracht hat. Allerdings war und ist nicht jeder dieser Meinung, die einen halten de Palma für einen unterschätzten Meisterregisseur, die anderen für einen untalentierten Voyeur, der mit seinen Werken bloß langweilt. So sind die drei "Razzie Award"-Nominierungen für "Dressed to Kill" logisch erklärbar.

Was hier stellenweise geboten wird strapaziert die Nerven nämlich stark. De Palma erzählt große Teile der Geschichte nur durch seine Kameraführung (wie vorher schon in "Carrie"), was am deutlichsten im Museum auffällt. Sicherlich eine Meisterleistung, andererseits halt arg gedehnt, mit Hang zur Langeweile. Meinen Respekt trotzdem dafür, dass er sich so etwas traut und auf die Meinungen der Kritiker pfeift.

Kontrovers ist "Dressed to Kill" auch heute noch. Ausnahmsweise für mich unverständlich, wie die Unrated-Fassung im deutschen TV ab 16 freigegeben werden kann. Der Film schlägt vor allem bei Erstkonsum dermaßen aufs Gemüt, dass schlechter Schlaf vorprogrammiert ist. Aber gerade da sollte man ihn genießen, denn dieser Thriller bietet so einige fiese Überraschungen.

Eine tolle Besetzung und ein großartiger Score runden "Dressed to Kill" ab, von dem sich jeder selber ein Bild machen sollte. Läuft ja immer wieder ungekürzt im TV, übrigens die brauchbarste Fassung, denn sämtliche deutsche Veröffentlichungen auf DVD und Video entsprechen entweder der R-Rated-Version oder sind in Vollbild, was diesen Film so ziemlich versaut.
So facettenreich, dass man in einem Review unmöglich alle Seiten beleuchten kann. Ansehen und eigene Meinung bilden, für mich ein harter Genre-Klassiker mit ein paar Längen und unvergesslichen Momenten.

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