In den frühen Siebzigerjahren war es bestimmt noch etwas Sensationelles, wenn Wissenschaftler zum Skalpell griffen, um Frauen auf dem OP-Tisch nach allen Regeln der Kunst zu sezieren. Herschel Gordon Lewis und sein "Blood Feast" lassen grüßen, doch könnte man "Doctor Gore" (OT) auch als die Splattervariante für alle Hobbychirurgen betrachten, die sich eine tote Ex-Geliebte nach allen Regeln der Kunst wieder zusammenbasteln. Nach eigenen Vorstellungen und Gutdünken, eine Frau à la Carte, wohl bekomm´s!
"Doctor Gore" ist ein Paradebeispiel an Film aus der Zeit , als die Drive In-Kinos Hochkonjunktur hatten und man dem Publikum auch spät nachts noch etwas bieten musste. Das gelang am besten mit Titten und spekulativen Schauwerten, von denen dieses B-Movie bestimmt eine ganze Menge zu bieten hat. Genau genommen besteht der Film aus nichts anderem als einer einzigen großen Körperzerlegung sowie der bizarren neuen Zusammenfügung der Gliedmaßen zu einer perfekten Frau.
Das klassische Mad Scienist-Kinos lässt also grüßen, doch ist der Streifen auch eine frühe Verbeugung vor den Werken des Splatterpioniers Herschel Gordon Lewis. Regisseur und Hauptdarsteller J.G. Patterson Jr. hat sich alle Mühe gegeben, diesen blutigen Reißer auf ein Level mit den ausufernd obskuren Trash-Movies aus Mexiko oder Indonesien zu hieven: Der Assistent ist buckelig wie Quasimodo, die Maschinerie im Labor ständig am köcheln, die Messer stets gewetzt.
Das Blut fließt, als ob jemand den Hahn weit aufgedreht hätte. Der Billiglook ist typisch für die Grindhouse-Outputs aus den frühen Siebzigern. Dass mit dem faden Titel "The Body Shop" die eigentliche "Fleischeslust eines Metzgers im Blutrausch" etwas gebremst wird, ist durchaus ein Wehrmutstropfen. Gelegentliche Längen ein anderer.
Dennoch ist "Doctor Gore" amüsanter Blödsinn der gehobenen Sorte geworden und bestimmt einer der besseren Film im Sortiment von Something Weird Video. Etliche Jahrzehnte später drehte Frank Henenlotter ("Basket Case") mit "Frankenhooker" ein Quasi-Remake dieses Low Budget-Shockers. Parallelen zu "Guinea Pig" können ebenfalls gezogen werden. Alles in allem bestimmt kein Film von historischer Wichtigkeit oder was man unbedingt gesehen haben muss. Primitiv und blutig bleibt trotz und alldem ein netter Schnellschuss, den man als cineastischer Chaot durchaus mögen kann.