Review

I have been told by people who know a helluva lot more about dogs than I do that they’re not capable of loneliness. But I just don’t believe it. I think every living creature is capable of feeling left out, and I almost look at it as a duty for one creature to look out for another.” ( James Stewart )

Never treat your audience as customers. Always treat them as partners.” ( Ted Healy )

Bis dato mit kleineren Abweichungen im Genre des Horror und dort in seinen zahlreichen Facetten von Komödie über Drama hin zum Thriller und dies mit leisem Renommee vertreten, nimmt es kein Wunder, dass Autor und Regisseur Paul Solet in seinem kommenden Bullet Head auch auf der Klaviatur der Einflüsse des (anfangs) Unerklärlichen und umso Bedrohlicheren spielt; diesmal allerdings in einem Rahmen, der von den Grundvoraussetzungen mehr an die Gattung des Gangster- und Aktionsfilmes erinnert und quasi in den 'Räumlichkeiten' eines Free Fire oder eines Reservoir Dogs spielt. Gewonnen hat er für die insgesamt positiv überraschende, ursprünglich Unchained betitelte Produktion dabei eine Besetzung, die noch vor 10 Jahren einen Kinostart bedeutet und auch garantiert hätte, nunmehr aber Direct to Video bzw. die schnelle Verfügbarkeit auf den Streamingdiensten quasi implementiert. Sind mit Banderas, Brody und Malkovich allerdings Namen vorhanden, die noch Aufmerksamkeit erzeugen und somit v.a. auch in der Reihung und der Potenzierung aus der Masse an vergleichbaren Angeboten herausstechen und mehr Beachtung innerhalb all der quantitativen Unmenge und von vornherein angenommenen qualitativen Durchschnittlichkeit generieren:

Nach einem zwar geglückten, aber auch unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Raubzug flüchten die drei Kleinkriminellen Stacy [ Adrien Brody ], Walker [ John Malkovich ] und Gage [  Rory Culkin ] mit der Beute in eine abgeschiedene, ehemals kommunale Lagereinrichtung. Da der Fluchtwagen defekt und dem Auftraggeber die Situation derzeit zu brenzlig ist, sollen die Drei dort bis auf Weiteres ausharren, was sich bald als Problem darstellt. Der drogensüchtige Gage gerät auf Entzug, der erste Polizeiwagen taucht in der Nähe auf, bald der Zweite, zudem wildert ein monströser Hund durch das Gebäude und bald taucht auch noch dessen Besitzer, der illegale Hundekämpfe betreibende Blue [ Antonio Banderas ] mit mehreren Schusswaffen im Gepäck auf.

Gestemmt von solch 'wohlklingenden' Firmen wie  Millennium Media und Nu Boyana Film Studios und natürlich auch vor Ort in deren Locations in Sofia gedreht, stellt sich der (damit) von vornherein als B-Picture qualifizierende, da allerdings auch wohlfühlende Film auch mit entsprechender Unabhängigkeit,  Narrenfreiheit und folgerichtiger Chupze von der Ankündigung her scheinbar ganz in den Dienst der banalen, aber nichtsdestotrotz gut meinenden Unterhaltung; ein proklamierter Lückenfüller für die 90min Abendprogramm, die wenig bis keinerlei eigenen Ansprüche außer eben der des Entertainments haben und vom Zuschauer im Grunde auch nicht anders gewollt und somit (eventuell bescheidenes) Angebot auf (bescheidene) Nachfrage treffend sind.

Auszusetzen gibt es daran erstmals nichts, wird hier neben der (ehemaligen) Starbesetzung, die vom (früheren) Ruhme zehrt und auch zu empathischen darstellerischen Leistungen tatsächlich fähig ist – zumal hier ausnahmsweise auch ein wenig Spielraum für gegeben, und dies auch zuweilen sehr wichtig für die Handlung ist, – auch ein solider Finanzrahmen bereitgestellt. Optisch wie gewohnt von den als eher nieder betrachteten Studios und ihrer Heimsektor-Distribution für den bloßen Konsum ist das Szenario in seinem weitverzweigten, unübersichtlichen Parkour um Leben und Tod dennoch schon von vornherein hübsch-hässlich, mit allerlei Grau in Grau und ohne viel Schnickschnack und inszenatorischen Firlefanz gehalten; ein Willkommensgruß aus dem preiswerten Osteuropa, der der betreffenden Klientel schon sattsam bekannt und nicht mehr vor den Kopfe stoßen ist.

In der Riege der zweiten Garde, zu denen zuletzt bspw. auch die anderen Banderas-Arbeiten Acts of Vengeance oder Security gehören, ist man dabei gar recht bis phasenweise erstaunlich gut aufgestellt, wird gleich zu Beginn mit mehreren Spannungspunkten und -spitzen gearbeitet, die unwillkürlich die Neugier des Zuschauers auf Kommendes erzeugen und mit Vorahnungen und Bildern, die nur angedeutet und (teilweise auch Gott sei Dank) nicht explizit gezeigt werden relativ problemlos und gleichzeitig geschickt ein böses Omen für den weiteren Verlauf und dessen andauernden Hindernislauf mit Versteckspiel geweckt.

Die sich ab Minute 20 schon gegenüberstehenden Parteien aus einer unterschiedlichen Drei-Mann-Truppe von Kriminellen und dem verletzten Tier im Überlebenskampf und mit der antrainierten und so unnatürlich veränderten Persönlichkeit werden mit kleineren Rückblenden und tatsächlich rede- und zeigefreudigen Anekdötchen wie weiland bei Tarantino, nur eben ein Vierteljahrhundert nach dessen Durchbruch und Höhepunkt und so auch außerhalb der damaligen Abart von zahlreichen verkrampften Epigonen und Trittbrettfahrern vorgestellt. (Die Trüffelepisode mit dem Pudel, und auch die "Weihnachtsgeschichte" mit dem Salzwasserfisch, die zumindest 'funky' und lustig anfangen und in einer von beiden glücklicherweise auch so enden. In der Zweiten nicht.)

Überraschenderweise, da vom Marketing und der Synopsis nicht ersichtlich, aber vom erklärten Hundefreund Solet, der auch aktiv Mitglied und Förderer von u.a. "New York Bully Crew Pitbull Dog and Puppy Rescue" & "Pawsitive Change Prison Program", und seit etwa einem Jahrzehnt, direkt nach Grace (2009) mit dem Skript beschäftigt ist, bekommt der tierische Vertreter hier (eine Kanarische Dogge) sein eigenes Vorleben und so auch eine Persönlichkeit verliehen, die den noch kommenden Abgleich in der Taktik, der Motorik und der Kondition zwischen den drei unfreiwilligen Eindringlingen und dem ursprünglich zum Sterben zurückgelassenen, jetzt sich und sein Revier verteidigenden Kombattanten auf vier Pfoten tatsächlich auch emotional aufzieht und dadurch auch in Sachen flotter Genreware nur gewinnt.

Der Unterschied zwischen einer reinen Auftragsarbeit und einer persönlichen Angelegenheit, und der Unterschied eines bloß auf Terror durch Animal Horror abzielenden Schnellschusses  und einer diese Möglichkeit nicht komplett ausschließenden, sich dessen aber oftmals verweigernden und andere Wege gehenden Projektarbeit. Perspektiven, die sich öffnen und verändern, dazu eine ruhige, aber vergleichsweise intelligente Kameraarbeit und Montage, die das bereits Sehende der Figuren dem Zuschauer noch vorent- oder durch bspw. im  Wege stehende Milchglasscheiben als nur erahnbar hält, oder auch umgekehrt uns etwas zeigt, was den Handelnden noch entgeht. Dazu leise Zwischentöne. Dazu eine ungewöhnliche Inspiration für die Gestaltung des Filmes, die sich neben dem offensichtlichen Jaws (1975) auch aus Erinnerungen aus Solets Leben, Bertoluccis The Conformist (1970) in der Präsentation der Räumlichkeiten (neben einem Massengrab für weggeworfene, als Ballast und wie Müll entsorgte Hunde bspw. auch ein Fuhrpark alter Schulbusse, eine verlassene Sporthalle, ein verstummter Konzertsaal mit einem Bücherlabyrinth zuvor, und ein Kanuschuppen) oder Pacinos Spiel im frühen The Panic in Needle Park (1971) für Culkins verwaschene Darbietung speist: Letzterer mitsamt einer Kindheitserinnerung, die einem schier das Herz bricht und den Charakter noch im Nachhinein gefühlsmäßig komplett überwältigt und vernichtet.

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