Review

Gesamtbesprechung

Als Star-Trek-Fan seit Anbeginn (meine Lieblingsserie: Babylon 5) komme ich an einer neuen Serie natürlich nicht vorbei. Aber Star Trek Discovery macht es mir wahrlich nicht leicht: momentan bei der 6. Folge der 2. Staffel angekommen, kämpfe ich ich nach jeder Folge wieder mit mir selber, ob ich mir das wirklich noch weiter antun soll.

Das Grundgerüst ist zumindest schon mal nicht ganz verkehrt, wenn auch mit "Sporenantrieb" und Parallelwelten etc. schon arg in Richtung Fantasy abgedriftet. Immerhin gibt es so was wie eine globale Handlungslinie, es kommt immer mal wieder Spannung auf, die Bildtechnik ist zeitgemäß gut und der Vorspann samt Musikuntermalung wohltuend ästhetisch.

Richtig schlimm finde ich die Personendarstellung. Das fängt schon mit der schwarzen Frau (Sonequa Martin-Green) als Hauptfigur der Serie an. Nichts gegen Frauen, auch nichts gegen schwarze; wenn aber linksfeministisches Gouvernantentum spürbar der EINZIGE Grund ist, einem die Dinge so hinzudrehen, dann ist die schwarze Frau als Hauptfigur einfach nur die Kehrseite des alten Klischees. Sonequa Martin-Green als Michael Burnham spielt zwar durchaus nicht schlecht, aber es fehlt die Unverwechselbarkeit, das überzeugende Profil, das genau sie und nur sie für diese Rolle prädestinieren könnte. Man wird das Gefühl nicht los, dass es Dutzende männlicher, weißer oder meinetwegen auch schwarzer Schauspieler gibt, die genau diese Rolle mindestens genauso gut, wahrscheinlich aber origineller und überzeugender ausgefüllt hätten. Während z. B. Kate Mulgrew in der Voyager-Serie doch immerhin noch ihren wirklich eigenen, unverwechselbaren, weiblichen Stil fand, füllt Sonequa Martin-Green hier bloß politisch korrekt vorgegebene Quoten für Geschlecht und Hautfarbe aus. Als Zuschauer fühlt man sich da plump manipuliert.

Während "Michael Burnham" nur etwas farblos bleibt, wird es bei einem Teil der Nebenrollen so richtig peinlich. Eine Mary Wiseman mit der Ausstrahlung einer pummeligen Land-Zahnarzthelferin im ersten Lehrjahr als Tilly eine Spitzen-Wissenschaftlerin in einem Elite-Raumschiff mimen zu lassen, ist schon mehr als nur frech. Wenn dann die betreffende "Wissenschaft" auch noch fast ausschließlich aus öko-esoterischen Fantastikspinnereien über intelligente Weltraumsporen besteht, die auf Knopfdruck mir nix, dir nix sämtliche physikalischen Gesetze auf den Kopf stellen, dann wähnt man sich endgültig in einer unfreiwilligen Parodie - die aber von den MacherInnen peinlicherweise auch noch zutiefst ernst genommen werden möchte.

Daß dem Zuschauer mit Anthony Rapp als Lieutenant Commander Stamets und Wilson Cruz als Dr. Culber dann auch noch ein schwules Paar mit wiederholten, aufdringlichen Knutschereien in Großaufnahme buchstäblich ins Gesicht gedrückt wird, macht das Maß politisch korrekter Zumutungen endgültig voll. Auch hier selbstverständlich nix gegen Homosexuelle; meinetwegen kann sowas in einem Film auch gerne mal an passender Stelle dezent angedeutet werden. Aber wer die heterosexuelle Mehrheit der Zuschauer mit so etwas systematisch bis über die Ekelgrenze hinaus sexuell belästigt, der verwechselt offensichtlich einen Unterhaltungsfilm mit einem ideologischen Umerziehungslager.

Zum Glück gibt es neben derart unsäglichen Peinlichkeiten auch noch ein paar personelle Highlights: Sowohl Anson Mount als Captain Pike als auch Jason Isaacs als Captain Lorca spielen ihre Rollen markig, sympathisch und überzeugend. Weisser, männlicher, Testosteron-strotzender Captain: Himmelherrgott ja, das IST ein Klischee - na und? Es paßt zu der Rolle, und es ist sogar entschieden realistischer als die feministische Traumwelt weiblicher Quotenchefs. Und Michelle Yeoh als undurchsichtiger, skrupelloser
Captain/Imperator Georgiou fasziniert mit jedem Auftritt aus Neue.

Insgesamt aber ist mir die ganze, bisherige Serie entschieden zu sehr von gefühligem Moralismus, schwülstigem Esoterik-Kitsch und feministischen Volkserziehungsversuchen mit dem Holzhammer durchsetzt. Für mich ist es momentan schwer vorstellbar, dass ich mich all diesen Zumutungen bis zum Ende aussetzen werde.

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