Review

Blaue Flecken entdecken


Ganz in der Tradition von „Ginger Snaps“, „Raw“ oder auch „Spring“, erzählt „Blue My Mind“ von einer pubertären Jugendlichen, deren Teenagerjahre noch ein ganzes Stück befremdlicher und ekliger verlaufen, als sie es bei jedem von uns eh schon tun. Es geht um Themen wie Zugehörigkeit, Natur und Entwicklung, Erwachsenwerden, Freundschaft und Gruppenzwang, alles unter einem fies-schönen Bodyhorror-Deckmantel, insgesamt irgendwo zwischen Sophia Coppola und David Cronenberg. Nicht schlecht, Herr Hecht... 

Als deutschsprachiger Kandidat lief „Blue My Mind“ rund um den Globus auf Genrefestivals - hiezulande hat ihn kaum einer gesehen. So geht das manchmal, echt schade. Dabei ist Lisa Brühlmann ein durchaus einfühlsames, in Erinnerung bleibendes Werk gelungen, das gerade als Debüt viel größere Wellen schlagen sollte. Allein Shootingstar Luna Wedler, die ungewöhnliche Ausrichtung (zumindest hierzulande), der Mut und einige doch recht eklige Effekte sollten dafür sorgen. Haben sie aber nicht. Sei’s drum. Ich mag „Blue My Mind“ dennoch und hoffe, dass ihn zumindest jetzt im Heimkino ein paar Menschen für sich entdecken. Streamen reicht ja, muss ja nicht direkt die Blu-ray gekauft werden, denn der Wiederspielwert durchbricht jetzt keine Richterskalen. Außerdem sind die dargestellten Teens arg unsympathisch und nervig, die komplette Auflösung, Richtung und vielleicht sogar die finalen Minuten werden Kennern eigentlich sofort klar sein und für die gibt’s auch keine richtigen „Pfui“-Momente. Alles bleibt mild und schon besser gesehen. Dennoch: international einigermaßen konkurrenzfähiger Bodyhorror mit einem zukünftigen Star, kompetenten Effekten und sicher etlichen Momenten, in die sich gerade junge Mädchen hineinversetzen können, muss man erstmal derart auf die Beine stellen. Kein Wunder, dass dies das Sprungbrett für die Regisseurin nach Hollywood gewesen sein könnte. Und Fräulein Wedler zieht da bestimmt bald nach. 

Fazit: überraschend starker schweizer Genrebeitrag. Coming-of-Age- und Body-Horror - sensibel, feminin und gut gemacht. Für eine Abschlussarbeit erstaunlich, bemerkenswert, empfehlenswert. Teenager- und einsteigerfreundlich. Erfahrenere Horrorheads wissen schnell, wo lang die Strecke verläuft. Die Aussicht dabei ist dennoch nett. Das fischigste Mädchen der Welt. 

Details
Ähnliche Filme