Verfasst, produziert und in Szene gesetzt von AnnaLynne McCord („Excision“) – welche obendrein auch die Hauptrolle übernahm – handelt es sich bei „I Choose“ (2014) um einen 10-minütigen, gänzlich ohne Worte auskommenden sowie in Schwarzweiß dargereichten Kurzfilm, der sich mit dem brisanten Thema des modernen, viele Millionen Leidtragende auf der Welt betreffenden bzw. hervorbringenden „Human Traffickings“ beschäftigt. Opfer dieses abscheulichen „Geschäfts“ werden von den Drahtziehern meist als Zwangsarbeiter (z.B. für den Einsatz auf Plantagen, in Fabriken oder im Bereich der Prostitution) verkauft: Ein ausbeuterisches, vorwiegend illegales Vorgehen, das in irgendeiner Form leider aber in nahezu jedem Land dieser Erde zu verzeichnen ist. Die Absicht des hier vorliegenden Werks ist es, auf genau diesen Missstand hinzuweisen sowie zugleich die Bedeutsamkeit des Grundrechts auf Entscheidungsfreiheit (u.a. in Bezug auf die eigene Sexualität) zu unterstreichen…
Inhaltlich wechselt der „Short“ in regelmäßigen Abständen zwischen zwei unterschiedlichen Geschichten hin und her: Im Rahmen der einen begegnet eine von ihren besten Freundinnen (CariDee English und Yelena Zavalishcheva) begleitete junge Dame (McCord) auf dem Weg zum Strand einem attraktiven Surfer (Trevor Thornton), mit welchem sie wenig später ein „leidenschaftliches Schäferstündchen“ verlebt – während im Zentrum der anderen eine ungefähr gleichaltrige Frau (Ally Frohman) steht, die von einem emotionsarm auftretenden Paar (Ashley Reed und Dominic Purcell) zuerst gefesselt in einem Van gehalten sowie anschließend dann „für eine Handvoll Dollar“ einem Bordell-Besitzer („Danny Boy“ O´Connor) „überlassen“ wird. Getreu des Titels erfährt eine frei jeden Zwangs getroffene Wahl ihre Gegenüberstellung mit einer Situation, in der man einer Person eben jener Möglichkeit (unter Androhung und Ausübung von Gewalt) beraubt hat…
So sehr ich McCord´s Engagement in dieser Angelegenheit auch schätze: An sich hat mir „I Choose“ nicht sonderlich gut zugesagt – was ich angesichts des Kontexts (Thematik und Intention) als hochgradig schade erachte. Der sich um die Menschenhändler rankende Plot-Strang funktioniert dabei noch relativ anständig: Diese Leute scheren sich nicht um individuelle Schicksale – für sie geht es strikt ums Geld. Wie nichts weiter als eine Ware führen sie dem zum Treffen erschienen „Interessenten“ die wehrlos-verängstigte Verschleppte vor: Man wird sich einig, tauscht sie gegen ein Bündel Cash aus und geht erneut seiner Wege – zumindest bis zum nächsten „Deal“. Für die einen eine lukrative Sache – für die fortan Zuhältern, Freiern oder sonstwie gearteten Peinigern ausgelieferten Unglückseligen unterdessen ein wahrer Albtraum. Unweigerlich bewegt einen das Gebotene, generiert Mitleid und Verachtung – jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es eigentlich zu wünschen gewesen wäre…
Die zweite Hälfte der Story sehe ich indes als „problematischer“ und schwächer an: Die zahlreichen Aufnahmen des Trios lächelnder, sich unbeschwert „ihres Daseins erfreuender“ Mädels wirkten auf mich viel zu ausgedehnt und vordergründig präsentiert – ebenso wie die Begegnung unserer Hauptprotagonistin mit dem Surfer, welche vor Kitsch und unfreiwilliger Komik nur so strotzt (man beachte nur mal die Blicke der beiden). In der daran anknüpfenden „Schlafzimmer-Sequenz“ wird sie als eine überaus selbstsichere Dame portraitiert, die sich ihrer intensiven erotischen Ausstrahlung wohlbewusst ist und den entsprechenden Akt unverkennbar mitgestaltet. Obgleich nicht gerade „auf den Punkt gebracht“ ausgearbeitet, ist der Gedanke dahinter nachvollziehbar – allerdings erweckt das Ganze seitens seiner Bebilderung, Ausleuchtung und ausgiebigen Zeitlupen-Verwendung eher den Eindruck einer durchgestylt-sterilen Parfüm- Schrägstrich Lingerie-Werbung…
Unweigerlich fallen einem mehrere arrangierte „Kontraste“ ins Auge – wie z.B. die Wahl der Locations (unter sonnigem Himmel in Strandnähe vs. eine dunkle, ungemütliche Tiefgarage) oder auch im Hinblick auf die jeweilige seelische und physische Verfassung der Frauen (makellose schneeweiße Haut vs. eine von Schmutz und Abschürfungen gezeichnete) – doch hätte eine konkretere „Parallelität“ (sprich: aufgezeigter sexueller Missbrauch durch einen ihr aufgezwungenen „Schänder“, während das andere Paar einvernehmlich miteinander schläft) den angestrebten „Effekt“ meiner Meinung nach noch einmal ein markantes Stück weit erhöht bzw. intensiviert. Speziell die finalen Momente hätten sich im Grunde genommen perfekt dafür geeignet. Eventuell hat sich McCord allerdings bewusst dagegen entschieden – schließlich wurde sie mit 18 Jahren selbst mal eines Nachts (von einem Bekannten in ihrem Appartement in Los Angeles) vergewaltigt…
Zweckmäßig bebildert sowie mit einem Piano-zentrierten Score unterlegt, der eher belanglos beginnt, im späteren Verlauf aber einige herausragend feine Passagen aufweist, treten vor der Kamera Personen wie etwa „House of Pain“-Rapper Daniel „Danny Boy“ O´Connor, die Models CariDee English und Yelena Zavalishcheva sowie der (sichtlich an mangelnder mimischer Ausdruckskraft krankende) Profi-Surfer Trevor Thornton in Erscheinung. Ally Frohman macht ihre Sache passabel und ist privat eng mit AnnaLynne befreundet – welche zu Zeiten des Drehs ja wiederum mit Dominic Purcell (TV´s „Prison Break“) liiert war, der seinen Part allein schon aufgrund seiner Ausstrahlung und Statur glaubwürdig verkörpert. McCord selbst sieht (insbesondere in nichts weiter als edle schwarze Dessous gehüllt) klasse aus – lässt jedoch als Schauspielerin ebenso wie bei ihrem Debüt als Regisseurin einige unvorteilhafte Defizite erkennen, die zwar keineswegs gravierender, wohl aber registrierbar Natur sind...
Als Kurzfilm an sich vermochte mich „I Choose“ also nicht unbedingt vernünftig zufrieden zu stellen – was in erster Linie bestimmten inhaltlichen, zuvor ja bereits thematisierten Entscheidungen zuzurechnen ist. Nichtsdestotrotz ist die Absicht dahinter absolut löblich und unterstützungswert. Das Thema verdient es, in den Köpfen der Menschen präsent gehalten zu werden – und allein die Tatsache, dass mich dieser „Short“ hier (unabhängig seiner letztendlichen Qualität) dazu animiert hat, mich mal wieder mit der Materie zu beschäftigen bzw. erneut darüber nachzudenken, kann durchaus als ein gewisser „Minimal-Erfolg“ in jener Hinsicht gewertet werden. Erwähnenswert ist außerdem, dass McCord eine mit dem Werk verknüpfte Kampagne (Ichoosecampaign.com) ins Leben gerufen hat, über welche sie u.a. den „New Somaly Mam Fund“ unterstützt: Eine Organisation, die sich Opfern des Sex-Menschenhandels in Kambodscha (in Form von Unterricht, Therapien, Unterkünften und anderweitigen Rehabilitations-Maßnahmen) annimmt…
„3 von 10“ (allerdings „mit dem Herzen am rechten Fleck“)