Schwacher, nach Schema F gestrickter Serienkillerfilm mit einigermaßen bekannter Besetzung.
Joel Campbell (James Spader) ist ein ausgebrannter FBI-Agent, der sich in Chicago eine Zwangspause verordnet hat. Er ist ein menschliches Wrack, schluckt Tabletten gleich massenweise und lebt absolut freudlos und des orientiert. Lediglich die Besuche bei seiner Psychiaterin Dr. Polly Beilman (Marisa Tomei) kriegt er noch auf die Reihe, um ihr von seinem Leid zu erzählen. Der ausgebrannte Cop ist schon mal eine Standardfigur des Genres, aber immerhin ist der Beginn noch recht ordentlich.
Grund für sein Verhalten ist ein Fall aus seiner alten Heimat L.A.: Der Serienkiller David Allen Griffin (Keanu Reeves). Dieser sucht sich allein stehende Frauen aus, erdrosselt sie mit einer Klaviersaite und hinterlässt keine Spuren. Joel kam ihm dicht auf die Fersen, doch die Quittung folgte auf dem Fuße als der Frauenwürger Joels Freundin über den Jordan schickte. Natürlich auch hier wieder Klischees und Standards bis zum Abwinken, aber immer noch halbwegs ordentlich inszeniert, was man jedoch bald darauf nicht mehr sagen kann.
Doch David fühlt sich ohne echte Konkurrenten einsam in der Megastadt und beschließt das alte Spiel wieder aufzunehmen. Ruckzuck endet auch Joels Nachbarin unter der Klaviersaite und David fordert das Psychowrack zu einem Spiel auf: Er sendet ein Foto seines nächsten Opfers und Joel hat bis 21 Uhr des nächsten Tages Zeit sie zu finden, ehe David ihr das Licht ausknipst...
„The Watcher“ ist ein ziemlich missratener Thriller, was vor allem an Regie und Drehbuch liegt. Die Story ist leider schon x-mal durchgekaut worden und kann daher nicht für Spannung sorgen. Auch die Figuren sind pure Abziehbilder und entsprechen gängigen Genrestandards. Hinzu kommen noch ein paar selten dämliche Einfälle: Die auf cool getrimmte Szene, in der ein Bulle einen Verbrecher verfolgt und stellt, während er mit Joel telefoniert z.B. Hinzu kommt ein dermaßen kurzer und lachhafter Showdown, als wollte man dem Zuschauer noch mal direkt bewusst machen, wie mau der Film ist.
Das Drehbuch ist auch schon mal richtig idiotisch. Der Anfang ist zwar klischeehaft, aber stimmig, doch dann geht es bergab. Hatte Würgemeister David in L.A. elf Frauen in drei Jahren gemeuchelt, wie man im Nachhinein erfährt, so steht im in Chicago alle drei Tage der Sinn nach einem Opfer. Warum er das tut erfährt man nicht und auch Spaders Figur bleibt komplett ohne Tiefe und Charaktereigenschaften. Wieso der Killer das Spiel schon nach wenigen Opfern auf den Höhepunkt bringen will, versteht auch keiner. Mal ganz abgesehen davon, dass keiner irgendetwas von der Frau weiß, deren Bild überall zu sehen ist und die entscheidenden Hinweise immer kurz vor 21 Uhr eintrudeln, damit die Polizei dann eintrifft, wenn die Leiche noch warm ist.
Wäre das Script nicht schon idiotisch genug (weiteres Highlight der Idiotie: Potentielles Opfer Nr. 1 latscht durch eine Mall, in der überall ihr Suchbild hängt, was sie natürlich übersieht, steigt in einen Glasfahrstuhl und wird von einer ganzen Horde nach ihr suchender Cops ein paar Meter weiter nicht gesehen), kommt auch noch ein dilettantischer Regiedebütant hinzu: Trotz des Widescreenformats sieht der Look immer wie eine TV-Produktion aus und visuelle Einfälle des Regisseurs sind auch daneben (z.B. die Videokamera-Optik, um den Blick des Killers darzustellen).
James Spader guckt als Heldenwrack dermaßen apathisch aus der Wäsche, das man ihm direkt abkauft, dass er seinen kompletten Medikamentenschrank leer gefuttert und seit 5 Tagen nicht mehr geschlafen hat. Leider trägt er diesen Blick den ganzen Film über, was irgendwann lächerlich wirkt. Keanu Reeves als Grinsebübchen wirkt in der Serienkillerrolle ungefähr so bedrohlich wie Yogi-Bär und Marisa Tomei ist grausam übertrieben auf alt getrimmt. Immerhin die Nebendarsteller machen ihre Sache ganz gut.
„The Watcher“ ist ein ziemlich schlechter Serienkillerfilm, an dem immerhin der Anfang, die Musik (Rob Zombie z.B.) und die Nebendarsteller noch recht gut sind.