Voll verschleiert (2017)

Besser plumpe Witze als gar keine Witze über den Islam

"Voll verschleiert" handelt von einem jungen Franzosen, dessen hübsche muslimische und sehr westlich eingestellte Freundin plötzlich von ihrem neu-radikalisierten Bruder in der Wohnung festgehalten wird.  Doch eine Burka kann Abhilfe schaffen. Nicht für sie sondern für ihn. Denn mit dieser Verkleidung gibt er sich als Islam-Nachhilfe-Lehrerin aus und kann seiner großen Liebe wieder nah sein - blöd nur, dass sich auch der verwirrte und emotional angeschlagene Möchtegern-Bin Laden in ihn/sie verknallt und ohne größere Umwege um "ihre" Hand anhält... 

Was klingt wie ein typisch französischer Mix aus "Some Like It Hot" und "Four Lions" hat durchaus Einiges im Petto, was diese freche Komödie gerade heutzutage in Zeiten des Terror und der Vorurteile und der am Scheideweg stehenden Multikulti-Gesellschaft sehenswert und wichtig macht. Es ist gut, dass über den Islam vom Extremismus bis zu den sicherlich schmerzhaften und über einen Kamm scherenden Vorurteilen des Westen gelacht werden darf. Zumindest in Frankreich, die uns ja schon oft in sozialen Dingen voraus waren. Denn Lachen entzerrt, entsperrt und löst. Auf beiden "Seiten". Und daher wird eine eigentlich super simple und geschichtlich oberflächliche Klamotte mit einem Mehrwert ausgestattet, der nicht zu unterschätzen ist. Viele Pointen sitzen, es wird wenig Schwarz-Weiß-Malerei betrieben und insgesamt stellt sich ein erfreulich tolerantes und weltoffenes Bild ein, nach dem man während des Abspanns das Grinsen sicher nur schwer aus dem Gesicht bekommt. Kurz meint man dunkle Themen unsere Welt entknotet und variabler zu sehen. Eine gehörige Portion Buddha taucht auf um zwischen Jesus und Muhammed zu schlichten und vermitteln. Da diese sich näher stehen als es den Anschein macht. 

Fazit: leichte Kost über ein schweres Thema - ist das große Kunst oder vertane Chance? Von verschleierten Männern und verwirrten Geistern, von starken Frauen und schwachem Glauben, von quälenden Vorurteilen und tief sitzender Verunsicherung. Die Gesellschaft dankt und zeigt sich amüsiert.  Sollte sie zumindest.