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iHaveCNit: Roman J. Israel Esq. (2018)

Als letzten Film des von mir sogenannten Killer-Wochenende vom 19.4.2018 mit 4 relevanten Kinostarts „Lady Bird“ ; „Solange ich atme“ ; „Stronger“ gab es nun noch auch als Finale meiner Oscar-Nachlese den Film „Roman J. Israel Esq.“ mit dem dafür oscarnominierten Denzel Washington in der Hauptrolle und unter anderem Colin Farrell und Carmen Ejogo in den wichtigen Nebenrollen. Dies ist der 2. Film von Dan Gilroy, der vor knapp 4 Jahren mit „Nightcrawler“ eine der fantastischsten und bitterbös bissigen Mediensatiren und Charakterstudien geschaffen, der einer der besten Filme des Jahres 2014 war. „Roman J. Israel Esq.“ ist immer noch eine faszinierende Charakterstudie, auch wenn er nicht an Gilroys Debüt heranreicht.

Roman J. Israel Esquire scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Sein Lebensstil orientiert sich immer noch an den 70ern, er hört Jazz auf einem alten Ipod, trägt übergroße ausgefallene Anzüge, ist gerne Erdnusssandwiches – doch er ist ein unglaublich intelligenter und idealistischer Anwalt, der der einstigen Bürgerrechtsikone und Anwalt William Jackson als Pflichtverteidiger im Hintergrund zugearbeitet hat. Bis dieser aus gesundheitlichen Gründen seine Kanzlei nicht mehr aufrecht erhalten kann. Roman J. Israel hat nun mit umfassenden Änderungen zu kämpfen, als er nicht nur bei einem Freund in dessen großer Kanzlei anfängt, sondern auch noch eine bürgerrechtliche Aktivistin kennenlernt und vor einer Entscheidung steht, die seine komplette Moral in Frage stellen könnte.

„Roman J. Israel Esquire – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ hat einen unglaublich sperrigen und interessanten Filmtitel, der durch die deutsche Ergänzung noch wahrhaftiger wird.
Wären hier sowohl Denzel Washington und Colin Farrell nicht besetzt gewesen, hätte ich ehrlich gesagt den Film komplett übersprungen, doch damit hätte ich dem Film ungerecht getan auch wenn er dann nicht vollständig gezündet hätte. Im Laufe des Films ist es eigentlich nicht wichtig, was passiert – weil die Handlung nur bedingt einen roten Faden liefert an dem man sich orientieren kann, auch wenn das Ziel bereits durch den Start vorgegeben ist. Der Film liefert weniger einen klassischen Thriller über einen Anwalt, sondern mehr ein unfassbar tolles Charakterporträt, in dem Denzel Washington glänzen kann und dafür auch seine Nominierung verdient hat. Auch wenn natürlich die Natur hinter Romans Charakter durch den Begriff „Autist“ im Film kurz etabliert worden ist, sehe ich seine geistige Benachteilung weniger als „Autist“ denn mehr als jemand mit autistischen Zügen in Kombination mit Asperger. Das kann ich trotz fehlendem Studium in diesem Bereich beurteilen, weil ich jahrelang aus privaten Gründen einen „Autisten“ sehr intensiv kennengelernt habe. Und hier sind genau die ausgearbeiteten autistischen Züge hinter Romans Charakter und seinem Intellekt toll in den Film eingearbeitet und verwoben worden, was sowohl optisch, schauspielerisch und vom Tiefgang her einen unglaublich vielschichtigen Charakter geschaffen hat, der die Faszination dieses Films ausmacht.

„Roman J. Israel Esq.“ - My First Look – 8/10 Punkte.

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