Mal abgesehen von „Easy Rider“ ging speziell in den Siebzigern und Achtzigern einiger Terror von Individuen auf Motorrädern aus. Das Klischee des ruchlosen Bikers hält sich hartnäckig, so dass nun auch der brasilianische Regisseur Vincente Amorim in Form eines Survival-Thrillers auf die vermeintlich düstere Aura jener Spezies setzt.
Sechs Biker um die Brüder Hugo und Ricardo begeben sich in die einsam gelegene Berglandschaft und gabeln hier die mysteriöse Paula auf, die einen Trip zum See vorschlägt.
Kurze Zeit später tauchen vier schwarz gekleidete Motorradfahrer auf, die einen aus der Gruppe kaltblütig umbringen. Eine gnadenlose Hatz beginnt…
In den ersten dreizehn Minuten wird kein Wort gesprochen, die ausgeblichenen Farben sind nah am Schwarzweiß und so dauert es nicht lange, bis sich eine beinahe dystopische Stimmung breit macht, welche als Grundlage fürs spätere Rätselraten dient.
Denn obgleich der Überlebenskampf einschließlich einiger Gegenwehrmaßnahmen im Vordergrund steht, bleiben am Ende einige Fragen offen, die viel Interpretationsfreiraum zulassen.
Aufgrund der allgemeinen Wortkargheit ist es um die Figuren nicht sonderlich gut bestellt.
Angesichts seiner Hilfsbereitschaft geht Hugo noch am ehesten als Sympathieträger durch, wogegen die gesichtslosen Angreifer schon allein dadurch spooky rüberkommen, indem sie ihre Überlegenheit durch verweilendes Beobachten an hoch gelegenen Punkten demonstrieren und ihren potenziellen Opfern stets einen Schritt voraus scheinen.
Immerhin geht es nach einer halben Stunde einigermaßen temporeich zu, wobei die Kamera zwar um ungewöhnliche Perspektiven bemüht ist, während der Motarradaction jedoch oftmals zu hektisch fuchtelt, was der Schnitt noch unterstreicht. Deutlich besser ist es um Score und Sounduntermalung bestellt, denn die teils experimentell anmutende Musik schürt eine entsprechend surreale Atmosphäre, während die Motorengeräusche innerhalb der Stille für jenen Terror sorgen, der sich bisweilen weit im voraus ankündigt.
Dieser geht mit einigen Gewalteinlagen einher, die zwar kein explizites Gekröse beinhalten, jedoch in Einzelfällen recht garstig anmuten.
Regisseur Amorim schient kein Fan von Erklärungen zu sein und somit bleibt das Motiv der Angreifer bis zuletzt im Dunkeln, ebenso, was es mit einem Symbol in der Handinnenfläche und mit dem auffällig häufigen, blitzartigen Verschwinden einiger Figuren auf sich hat.
Wer solche Fragen für sich zu beantworten vermag, könnte an dem düsteren Road-Trip Gefallen finden, denn Spannung, eine teils intensive Atmosphäre und ein wenig Terror sind definitiv gegeben.
6,5 von 10