Man mag kaum glauben, welches Quantum an filmisch sehenswerter Tristesse sich in ein 86-minütiges US-Kleinstadt-Melodram auf Zelluloid oder aktuell angesagtes Material bannen läßt.
Aber der Reihe nach - SCHWERSTE SPOILERGEFAHR:
Da kehrt der Protagonist Phillip van Horn (Trevor St. John), der seinerzeit an seinem 18. Geburtstag sein Heimat-Kaff Cuba fluchtartig verlassen hatte, um im Film-Bizz Fuß zu fassen, nach langen Jahren der selbstgewählten Abwesenheit back to Home-Town. Die überkandidelte Spät-Hippie-Mom (Karen Black) mit ihrem aktuellen Lover, die geistig behinderte Schwester, alte Highschool-Freunde und -feinde (darunter der als Amateur-Schauspieler in der Gestalt des Hamlet dilettierende Cop) - sie alle begegnen dem Heimkehrer, der es als scheinbar prominenter Hollywood-Star zu Ruhm und Reichtum gebracht hat, mit einer jeweils individuell variierenden Mischung aus Anerkennung und wütender Abneigung. Der in Wirklichkeit gescheiterte und schwer desillusionierte Phillip vermag auf Avancen wie Aversionen seiner Umgebung nur sehr unbeholfen reagieren; sein vom ignoranten Umfeld gefördertes hartnäckiges Verschweigen der wahren Umstände mehrt nur stets seinen verqueren Ruf als verkappter Star und scheinbarer Kumpel von Film-Koryphäen wie Jeff Bridges. Am Ende zielt sein einziges Streben nur noch danach, der einstmals vergeblich angehimmelten High-School-Beauty Dorothy (Mary Stuart Masterson) zu imponieren... Mit einigen fatalen Folgen, wie man sehen wird.
Selten war eine filmische Studie über geplatzte US-amerikanische Kleinstadt-Träume visuell überzeugender zu besichtigen als hier in "Dogtown", in der täglich die toten Hunde vor der City vom Asphalt gekratzt werden und nahezu jeder Insasse von einer selbst noch kleinbürgerlichen wie künstlerisch ambitionierten Zukunft träumt, wo doch die Tagesrealität nur schwersten Alltags-Alpdruck bereit hält: miese Jobs, Dreck, Kriegsverstümmelungen, Alkoholismus, innerfamiliärer sexueller Mißbrauch; all die für den "white trash" so charakteristischen Merkmale, die zugleich die Basis für Ziel- und Hoffnungslosigkeit und unterschwellige Aggressionen (vulgo Rassismus) bilden.
Um der Tristesse die Krone aufzusetzen, vermag nicht einmal der finale Fick wirkliche Erlösung zu garantieren; die insgesamt nur traurige Schlußsequenz bleibt wohltuend unbestimmt, sprich: den Beobachter erwartet ein in mehrfacher Beziehung offenes Ende. 8/10. Was sonst?