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Eiskalter Opportunist oder Todesengel?

"Der Hauptmann" ist eine bittere Pille. Lange wurden die Abartigkeit und Verrohung von Menschen in Kriegszeiten nicht mehr derartig intensiv auf die Leinwand gebannt. Da bleibt einem die Spucke weg, das schmerzt fast körperlich. Ein menschlicher Alptraum, ein deutscher Abgrund. Die unfassbare Geschichte des Gefreiten & Deserteurs Willi Herold, der zufällig eine Hauptmannuniform findet und  mit einem eigenen Killerkommando seine bestialischsten Fantasien auslebt, geht tief unter die Haut. 99% der Horrorfilme würden sich wünschen diesen Schrecken zu verbreiten. Teilweise wehnt man sich sogar im exploitativen, etwas surrealen und überhöhten Bereich. Doch was damals wirklich abging, kann man sich aus unserer Generation wohl eh kaum vorstellen...

Die künstlerisch-wertvollen Bilder in schwarz-weiß stehen dabei im Gegensatz zum schwer verdaulichen, oft unerträglichen Inhalt. Ein paar der feinsten deutschen (Nachwuchs-)Darsteller spielen ein Pack, das direkt aus der Hölle stammen könnte. Oder aus deiner Nachbarschaft. Menschen, die komplett den Halt, ihre Gefühle und ihre Menschlichkeit verloren haben. Eine Zeit, die ausweglos und verloren scheint. Zwischen Opportunismus und purer Lust zu Töten. Von Machtgewinn und Seelenverlust. Herold und sein Verhalten muss man nicht verstehen geschweige denn nachvollziehen können, man wähnt sich Lichtjahre davon entfernt, doch im Abspann hebt Regisseur Robert Schwentke mahnend den Zeigefinger, sich nicht zu sehr in Sicherheit zu schaukeln. Vom "Kann heute nicht mehr passieren" sind wir zwar weg, doch was machst du, wenn es nochmal passiert? Oder noch besser: was hast du gemacht?

Fazit: eine der unangenehmsten und heftigsten Kinoerfahrungen aus deutschen Landen seit Ewigkeiten. Ein Magentreffer, der einen an den Toilettenrand bringt. Ganz starkes, mutiges und erbarmungsloses Ding, das zeigt, dass es so etwas wie Unmenschliches kaum gibt. Was für eine Spezies :(...

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