Review

iHaveCNit: Die Frau des Nobelpreisträgers (2019)
08.01.2019

Es geht im Filmjahr 2019 literarisch weiter mit dem von Björn Runge inszenierten „The Wife“, der vom gleichnamigen Roman von Meg Wolitzer adaptiert worden ist. Der Film ist thematisch ähnlich gelagert wie „Colette“, den ich bereits vorgestern gesehen habe. Anders als ein biografisches Stück Zeitgeschichte bekommen wir hier pures Schauspielerkino und ein Drama, das unter die Haut geht.

Joseph Castleman ist mittlerweile ein alter Mann, der seine besten Zeiten hinter sich hat. Der Erfolgsautor erhält eines Tages einen Anruf aus Schweden. Ihm wird der Nobelpreis für Literatur verliehen. Gemeinsam mit seiner Frau Joan und seinem Sohn David fliegt er nach Stockholm. Auf dem Flug trifft er auf den Journalisten Nathaniel Bone, der sehr an der Biografie von Joseph interessiert ist und alles versucht, ein jahrzehntelanges Geheimnis aufzudecken, dass das Vermächtnis von Joseph Castleman in einem völlig anderen Licht dastehen lässt.

In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurden die Golden Globes 2019 verliehen. Ich ging eigentlich davon aus, dass hier Lady Gaga für „A Star Is Born“ abräumen wird, Ich lag vollkommen falsch und wurde überrascht, als der Name von Glenn Close verlesen worden ist. Klar hatte ich mir den Film bereits auf die Liste gesetzt und auch den Trailer dazu gesehen, aber so ganz war der Funke noch nicht auf mich übergesprungen. So habe ich nun den Film gesehen und ich kann nachvollziehen, warum Glenn Close hier mit dem Globe prämiert worden ist und auch damit relativ gute Chancen auf den Goldjungen haben wird. Björn Runges Inszenierung ist immer sehr dicht an der von Glenn Close gespielten Joan Castleman und nimmt ihr Schauspiel in den Fokus. Gerade die Art, wie hier mit reduzierten Mitteln die unterdrückten Emotionen dargestellt werden ist richtig stark. Die messerscharfen Dialoge und auch das Zusammenspiel mit Jonathan Pryce, Christian Slater und Max Irons und die sich daraus ergebenden Emotionen sind richtig starkes Charakterdrama, in dem die Darsteller ordentlich glänzen können. In Rückblenden wird dann auch stellenweise die Hintergründe der Beziehung der Castlemans erzählt und damit auch der Film dramaturgisch ergänzt, auch wenn es hier und da etwas holprig und auch zu ruhig sein kann. Kenner des Romans (ich gehöre nicht dazu) bzw. auch die, die bereits vor dem Film sich mit Informationen wie dem Trailer gefüttert haben, werden das erschütternde Geheimnis eher wenig überrascht zur Kenntnis nehmen. Aber hier ist weniger das „Was“ entscheidend, sondern das „Wie“ und somit ist der Weg das Ziel. Und dieser Weg und das Wie“ ist richtig starkes Schauspielerkino.

„Die Frau des Nobelpreisträgers“ - My First Look – 8/10 Punkte.

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