kurz angerissen*
Alte Fotos mit durchgestrichenen Gesichtern, rätselhafte Todesfälle von Menschen, die nur durch eine alte Vergangenheit miteinander verknüpft sind und Geistererscheinungen ruheloser Kinderseelen sind Motive, auf die man im übernatürlichen Horrorfilm immer wieder trifft, selten allerdings findet man sie eingebettet in isländische Folklore. In "I Remember You" gibt eindeutig das Setting den Ton an: Die kalte, menschenleere Umgebung hat mit den urbanen Horrorgeschichten, zu denen sich zumindest der Hollywood-Geisterfilm in den letzten Jahren hingezogen fühlt, nur wenig zu tun. Ein, zwei Großstadt-Ausblicke durch das Panoramafenster eines Büros leistet man sich, ansonsten dominieren Aufnahmen kleiner Hütten umrundet von Wasser und Berghängen, Bilder nordischer Natur, die irritierenderweise eine beengende Wirkung verströmen. Als letztes Relikt einer modernen Gesellschaft erfüllt ein Smartphone in dieser abgeschiedenen Gegend bezeichnenderweise kaum einen Zweck beziehungsweise verfehlt den seinen in einer entscheidenden Situation; ansonsten dominiert ohnehin die Sorge um essentielle Dinge, wie fließendes Wasser und der Zustand der eigenen vier Wände.
Originalität möchte man der isländischen Produktion also nicht unbedingt zugestehen, sie passt allerdings Allgemeinplätze recht geschickt an die eigenen Verhältnisse an. Wenn sich der Plot mit einer Dreiergruppe befasst, greift er alte Motive wie Eifersucht und Neid auf, bläst diese aber nicht zu einem amerikanischen Possentheater auf und erklärt sie auch nicht zum alleinigen Handlungszentrum. Übernatürliche Elemente werden organisch in diese Konstellation integriert und meist über moderat eingesetzte, natürlich wirkende Jump Scares transportiert. Óskar Thór Axelsson setzt sie sparsam ein und stellt somit das Drama in den Vordergrund, ähnlich, wie es viele spanische Vetreter dieser Art zu tun pflegen.
Im Grunde also nur eine Geistergeschichte wie jede andere. Vertritt man allerdings die Auffassung, dass sich jedes Land durch seine lokalen Eigenarten eine klassische Gesichte auf besondere Art zu eigen machen kann, ist "I Remember You" doch wieder eine Besonderheit, denn so viele Geisterfilme strömen aus Island nicht zu uns...
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