Gemeinhin als mittelklassiger Italowestern-Regisseur bekannt, muss Rafael Romero Marchent („Einer nach dem anderen, ohne Erbarmen“, „Zorros Rache“, „Ein Schuss zuviel“) auf eine ganze Reihe unbedeutender Genrebeiträge zurückblicken, aus der sich sein „... und Santana tötet sie alle“ eine Handbreit hervorhebt.
Dies gilt allerdings auch nur für die deutsche Fassung, denn Rainer Brandt und seinem Team saß mal wieder der Schalk im Nacken. Deren enthemmtes Treiben hat zur Folge, dass sich die Protagonisten egal ob es zur jeweiligen Situation passt oder nicht, die Kalauer nur so um die Ohren pfeffern. Dies wird nicht bei jedem Zuschauer auf Gegenliebe stoßen, die alberne Witzsynchronisation verpasst dem Film aber seine dringend benötigte Würze. Freunde von Bud Spencer & Terence Hill oder der TV-Serie „Die Zwei“ kommen hier also voll auf ihre Kosten.
Der Plot dagegen erweist sich mal wieder von allzu typisch trivialer Natur. Überhaupt entwickelt der Film mangels Originalität kaum eigene Akzente und erinnert zu oft wehmütig an einfallsreichere Produktionen dieser Branche. Mit Gianni Garko („Sartana“, „Ein Halleluja für Camposanto“) als Zugpferd fährt man immerhin eine Italowestern-Ikone auf, mit der sich etwas anfangen lässt und die deswegen im italienischen Originalton auch Sartana und nicht Santana heißt. Mit seiner Paraderolle hat dieser Film nur leider wenig bis gar nichts zu tun. Denn von seiner unverwechselbaren schwarzen Kleidung bis zu den technischen Gimmicks fehlt ihm hier nämlich alles.
Zusammen mit Guglielmo Spoletini („Einer nach dem anderen, ohne Erbarmen“, „Django - Unersättlich wie der Satan“) witzelt er sich als die bessere Hälfte eines ausgekochtes Gauner-Duo durch ein ziemlich belangloses Abenteuer, das darüber hinaus sehr unbefriedigend abschließt. Die beiden erleben auch eher einzelne Episoden denn eine ganze Geschichte, sind sich nicht immer grün, halten in der Not aber trotzdem zusammen und schießen in Eifersucht und Wut schon einmal aufeinander. Die je nach Gemütslage ewige Abwechslung von Zerstrittenheit und Zusammenraufen macht bei dem Duo allerdings nicht so viel Sinn, zumal man sich der Zuschauer ab und an schon fragt, warum die beiden plötzlich wieder dicke Freunde sind, obwohl sie gerade noch aufeinander geschossen haben. Vor allem in der zweiten Hälfte des Films, als die beiden noch ein Frauenzimmer mitschleppen, von ihr ausgetrickst und gegeneinander ausgespielt werden, fühlt man sich als Zuschauer mit dem Verstand allein gelassen.
Zu dieser Konstellation fällt auch dem abgebrühten Weibsbild Maria (María Silva, „Der Schreckliche Dr. Orloff“, „Die Nacht der reitenden Leichen“) nichts Neues zu sein. Ihrem Hab und Gut per Gerichtsentschluss entzogen und das sich dann als Feuerteufel versuchend, nötigt sie die beiden schon sanft dazu sie mitzunehmen. Da ahnt das Duo noch nicht, was es sich da für ein Ei ins Nest gelegt hat.
Nichtsdestotrotz identifiziert sich „... und Santana tötet sie alle“ als sehr launiger Italowestern, an dessen Erfolg natürlich Brandts over the top – Synchronisation einen Bärenanteil hat. Aber auch Rafael Romero Marchent prahlt als Regisseur mit von ihm sonst so ungewohnten Lichtblicken. Der sonst eher triste Inszenator führt ungewohnt lebendig Regie und glänzt mit einer von ihm gar nicht gekannten, agilen Kameraarbeit (besonders schön: der Schwenk um den Tisch im Saloon, auf dem die Dynamitlunte brennt). Auch der Rhythmus des eingängigen Titelsongs geht schnell ins Blut.
Die schwache Geschichte wird mit genügend Action ausgestattet, wobei die Bilder aber nicht immer zum lockerflockigen Ton passen, den Rainer Brandt ständig anschlägt. So wird unter anderem ein Hilfssheriff gehängt und eine ganze Kutsche nebst Reiter und Passagiere von einer Bande durchgeknallter Banditen ziemlich brutal gequält und ausgelöscht. Wenn solche Aktionen mit einem amüsanten Spruch quittiert werden und nie ernst genommen werden, macht sich jedenfalls ein mulmiges Gefühl breit. Es passt einfach nicht.
Dafür laufen alle Kapitel wenigstens sehr kurzweilig ab. Santana und Marcos, die von ihren beiden Kumpanen um die stattliche Beute von 100.000 Dollar geprellt wurden und diese Summe nun einfordern, gehen dabei nicht sonderlich zielstrebig zu Werke, geraten aber immer wieder in Situationen wo sie ihr Mundwerk, Dynamit oder eben den Revolver gebrauchen können.
Von einem korrupten, fettleibigen Sheriff bis zu einer bösartigen Familiengang will nämlich allerlei Gesindel Hand an den Zaster legen. Auf den Kopf sind sie beide nicht gefallen, wissen aber nie wann sie aufhören sollten und handeln sich jeweils immer wieder Ärger ein, woraus dann wieder Duelle oder wüste Schlägereien resultieren. Obwohl eigentlich als Frohnaturen angelegt, machen beide dann auch gern ganz schnell mal ernst, um ihre Kohle wiederzubekommen. Wenn es dann soweit ist, arbeitet man auch gleich wieder gegen den anderen.
Die Substanzlosigkeit der ideenlosen Geschichte wird jedoch mit zunehmender Laufzeit immer deutlicher, denn die Prämisse braucht sich auf und so fällt ganz speziell das Finale sehr enttäuschend aus. Auch die gelungene Fotographie Marchents kann nur ungenügend davon ablenken, dass sich die Handlung im Kreis dreht. Am Ende fiel den (angeblich) 4 Autoren vor akuter Blockade wohl gar nichts mehr ein, so dass sich Freund und Feind lachend zusammenrauft und von dannen zieht.
Dabei lässt die technische Umsetzung gar keinen Grund zum Klagen zu, während alle wichtigen Standards, auch gern Klischees genannt, gepflegt werden. Zwar kreieren weder Gianni Garko noch Guglielmo Spoletini einen Charakter, wie man sie nicht zuhauf aus verwandten Filmen kennt, aber ganz knuddelig sind die beiden Kasper eigentlich doch, weswegen man keinem jemals so richtig böse sein kann. Auch weil sie keine Situationen so richtig ernst nehmen, genießen die beiden einen Zuschauerbonus. Bedanken können sie sich allerdings bei den Verantwortlichen der deutschen Synchronisation. Unikate sind beide nämlich trotzdem nicht, sondern die traditionell geformte Typen, aus denen so ein ungleiches Duo eben regelkonform bestehen muss. Die Gier nach dem schnöden Mammon gehört schon obligatorisch dazu.
Fazit:
Wäre da in der deutschen Fassung nicht die Brandt-Synchronisation, so würde „... und Santana tötet sie alle“ nahtlos an den schwachen Output von Rafael Romero Marchent anschließen. Die verbrauchte Geschichte hält leider keinerlei Überraschungen bereit und obwohl der Regisseur ausnahmsweise ein Stück oberhalb seiner Standards inszeniert, mangelt es an Spannung und durchdachten Situationen. Gianni Garko wird zudem in eine profillose Figur gequetscht, die er aus dem Effeff beherrscht und spielt entsprechend routiniert, während Guglielmo Spoletini und María Silva sich höchstens zu durchschnittlichen Leistungen hinreißen lassen. Technisch zwar souverän und dank ausreichender Konfliktherde auch soweit unterhaltsam, aber gleichzeitig auch sehr unoriginell und zu gewöhnlich, als dass der Italowestern-Fan jauchzend im Karree springen würde. Schönen Dank, Herr Brandt! Auch wenn der muntere Plauderton nicht zu jeder Situation passt, so sind doch gerade diese ständigen Kommentare das Salz in der Suppe.