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Gary (Adam Scott) ist Immobilienmakler, vom Typ her ein Softie und soeben frisch verheiratet mit Samantha (Evangeline Lilly), die einen sechsjährigen Sohn mit in die Ehe bringt. Doch mit dem kleinen Lucas (Owen Atlas) stimmt etwas nicht, er ist merkwürdig verschlossen, spielt mit einer Ziegenbock-Handpuppe und frönt okkulten Ritualen. Während seine Mutter all dies übersieht oder bestenfalls als schwierige Phase abtut, bemüht sich Gary genauso redlich wie vergeblich, wenigstens einmal ein Gespräch mit seinem Stiefsohn zu führen, doch der läßt ihn jedesmal abblitzen. In einer Selbsthilfegruppe für Stiefväter findet er zumindest ein wenig Zuspruch, besonders von der als exaltiertes Mannweib auftretenden Al (Bridget Everett), die ihm wieder Mut macht. Als beim Geburtstagsfest des Kleinen der bestellte Clown in Flammen aufgeht und später ein Fotograf bei der Bild-Nachbetrachtung merkwürdige Dinge feststellt wird immer offensichtlicher, daß der - wie von seiner Mutter zugegeben - in einem merkwürdigen Ritual gezeugte Sechsjährige mit Geburtsdatum 6.6. der wiedergeborene Antichrist zu sein scheint...

Horror und Humor sind zwei schwer zu vereinende Genres, und in den wenigen Fällen, wo dies gelingt, muß zumindest der eine Part stark zurückgefahren werden. Meist ist dies der Horror-Anteil, und auch in der US-Komödie Little Evil dient die zu großen Teilen abgekupferte Story von Damien – Omen II nur als Vorlage am Rande, um in diesem Rahmen einige vorgeblich lustige Charaktäre sich austoben zu lassen. Leider funktioniert das nicht, denn keiner der Darsteller ist sympathisch oder sonderlich witzig, zudem verhalten sich die meisten drehbuchgewollt unlogisch und der anscheinend einzig Normale (Gary) kommt mit seiner naiven Gutherzigkeit keinen Millimeter weiter. Erst als dieser Mr. Bean im Kleinformat sich im letzten Drittel davon überzeugen läßt, nun doch zögerlich gegen seinen satanischen Stiefsohn vorzugehen, scheint sich das Blatt zu wenden - allerdings dadurch, daß sich nun Lucas (und hier verläßt das Drehbuch die 1978er Vorlage) seinem Stiefvater gegenüber öffnet.

Neben bemüht grotesken Situationen und der fast durchgehend unlogischen Reaktion der Beteiligten darauf (so machen eine Frau vom Jugendamt, die Mutter und deren Freundin in trauter Damenrunde allein Gary für Lucas´ merkwürdiges Verhalten verantwortlich, während der seinen ohnmächtigen neuen Papa gerade in den Garten schleppt, um ihn dort mal schnell in einer Holzkiste zu verbuddeln) besteht der Humor in Little Evil hauptsächlich darin, den leidgeprüften Gary dabei zu beobachten, wie er eine Unzumutbarkeit nach der anderen erträgt und schluckt und dabei immer noch so gerade die Kurve bekommt, während er nach außen hin den Anschein der Normalität aufrecht zu erhalten versucht. Auf die Dauer ist das jedoch ermüdend, zumal die Gags nicht besonders abwechslungsreich sind - die Einzige, die ein wenig hervorsticht ist Nebendarstellerin Bridget Everett als breitschultrig polternder Prolo Al mit meist zynisch-maskulinen Sprüchen bei einem kalten Bier, optisch und charakterlich genau das Gegenteil von Anzugträger Gary, aber eben seine einzige Verbündete in Sachen stiefväterlicher Zwänge und Gegebenheiten.

Die bewußt spannungsfrei gedrehte Komödie verzichtet dann auch konsequenterweise auf jegliche blutige Szenen und ersetzt das von Gary empört zurückgewiesene geheiligte Messer, mit dem er den Antichrist erdolchen soll, durch ein paar sandbeschwerte Schwimmflügelchen... da mag man über das miserabel getrickste Höllenfeuer, das im wenig spektakulären Finale aus dem Loch im Kirchenboden kommt, schon keine Worte mehr verlieren.
Fazit: Ein schwaches Drehbuch, dessen Sitcom-Humor (es fehlten eigentlich nur noch die Lacher vom Band) sich vor dem Hintergrund einer altbekannten Horror-Story mit der Aneinanderreihung von Klischees begnügt und damit zu keiner Zeit überzeugen kann. Muss man wirklich nicht gesehen haben: 3 Punkte.

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