Marco hat Anna nur aufgrund ihres Geldes geheiratet. Die beiden betreiben gemeinsam eine vollautomatisierte Hühnerfarm. Marco ist seines öden Lebens jedoch überdrüssig und ermordet zum Ausgleich Prostituierte. Als eines Tages Annas Cousine Gabrielle bei ihnen einzieht, beginnt Marco mit der hübschen, jungen Frau eine Affäre. Gemeinsam planen sie die Ermordung von Anna. Und dann ist da noch der aalglatte Werbefachmann Mondaini, der zusammen mit Marco eine neue Werbekampagne für den Verkauf der Eier plant. Doch nichts ist hier wie es scheint...
Mein lieber Herr Gesangsverein, dieses Werk von Giulio Questi in das Sub-Genre des Gialli einzuordnen ist schon ziemlich harter Tobak und erfordert vom Zuschauer eine ganze Menge Fantasie. Zugegebenermaßen lässt die Geschichte phasenweise schon einige der dazu nötigen Zutaten erkennen, doch spielen diese im Prinzip eine eher untergeordnete Rolle. In erster Linie handelt es sich nämlich vielmehr um eine bitter-böse Gesellschaftskritik, in der Profitgier, die pure Dekadenz und totale Emotionslosigkeit in vorderster Reihe stehen. Diese Punkte hat Herr Questi dann auch wirklich äußerst gut umgesetzt und so einen Film geschaffen, der es dem Betrachter nicht gerade leicht macht, den richtigen Zugang zu ihm zu finden. Um diesen zu erreichen sollte man von Beginn an nicht mit der Erwartung eines Gialli an "Die Falle" heran gehen, denn diese wird zu keiner Zeit wirklich erfüllt. Das Geschehen entpuppt sich als äußerst sperrig und diverse recht komische Bildschnitte sorgen dafür, das in mehreren Phasen sogar etwas Verwirrung aufkommen kann. Das scheint jedoch vollkommen beabsichtigt zu sein und drückt den Ereignissen auch in gewisser Art und Weise einen ganz eigenen Stempel auf.
Unterstützt wird das Ganze von einem extrem wirren Soundtrack, der einem einerseits ganz gehörig an den Nerven zerrt, andererseits jedoch das größtenteils abstruse Gesamtensemble noch mehr unterstreicht. In etlichen Momenten überkommt den Zuschauer das Gefühl, das man hier mit wahllos aneinander gereihten Bildern konfrontiert wird, denn eher selten lässt sich eine geradlinige Erzählweise der Abläufe erkennen. Um das Ganze dann richtig auf die Spitze zu treiben, werden auch die in der Inhaltsangabe erwähnten Morde an den Prostituierten zum Ende hin in Frage gestellt, so das die Auffassungsgabe des Betrachters auf eine recht harte Probe gestellt wird. Anscheinend ist hier wirklich nichts so wie es scheint und im Prinzip ist das dadurch entstehende Kopfkino auch etwas absolut Begrüßenswertes, doch Questi macht es einem stellenweise wirklich nicht leicht mit seinem stellenweise wirren Mix aus Drama, Thriller-und Gesellschaftskritik. Manchmal gerät man sogar fast in Versuchung die Sichtung vorzeitig abzubrechen, da man den Sinn der gewöhnungsbedürftigen Geschichte durchaus in Frage stellen kann.
Am Ende siegt jedoch die Neugier, zudem geht von der Story eine kaum zu definierende Faszination aus, die man nicht näher in Worte fassen kann. "Die Falle" versetzt einen von der ersten bis zur letzten Minute in eine eigenartige Stimmung und irgendwie wird man mit der Zeit in eine Art Strudel hinein gerissen, der einen bis zum Ende nicht mehr freigeben will. Vielleicht ist es auch lediglich meine ganz eigene Sichtweise des Ganzen, doch phasenweise kommt man sich schon wie im Delirium vor, aus dem es anscheinend kein Entrinnen gibt. So verwischen dann auch durchaus die Grenzen zwischen Realität und surrealen Momenten und man kann ohne Weiteres zu der Erkenntnis kommen, das Questi eventuell die Absicht hatte, eine neue Bewusstseinsstufe beim Zuschauer zu erzeugen, doch bis auf teilweise entstehende Verwirrung sind keinerlei Nebenwirkungen zu vermelden.
Man dürfte also erkennen das es sich hier keineswegs um einen handelsüblichen Beitrag des Sub-Genres handelt und deshalb dürften echte Liebhaber auch weniger auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch einen absolut kruden Genre-Mix mit durch die Bank unsympathischen Figuren und einer stark ausgeprägten gesellschaftskritischen Note zu schätzen weiß kommt hier extrem auf seine Kosten. So werden auch je nach Sichtweise und Erwartungshaltung die Meinungen der Zuschauer extrem auseinander gehen und ich weiß auch wirklich nicht, nach welchen Maßstäben ich dieses kuriose Werk nun bewerten soll. Eines ist aber so sicher wie das Amen in der Kirche, in regelmäßigen Abständen werde ich mir den Film nicht öfter anschauen können, denn gewisse Stellen des menschlichen Hirns fühlen sich doch sichtlich überfordert.
Fazit:
"Die Falle" ist definitiv kein echter Giallo und das dürfte schon einmal bei manch einem auf wenig Gegenliebe stoßen. Die gewöhnungsbedürftige und teilweise wirre Erzählstruktur tut ihr Übriges, um einen auf eine harte Geduldsprobe zu stellen.
5/10