3D-Review
Wir schreiben das Jahr 2049. Immer noch gibt es Blade Runner, immer noch gibt es einzelne, sich versteckende Replikanten aus der rebellischen Nexus-Baureihe. Der LAPD-Polizeibeamte K – selbst ein Replikant der neuesten Sorte – ist ein knallharter Jäger, der durch Zufall bei seinem letzten Job auf ein geheimnisvolles Grab stößt. Dieser Fund lässt die Vermutung zu, dass die Nexus-Replikanten durchaus in der Lage waren, Kinder zu gebären – ein Umstand, der die gesellschaftliche Ordnung der in Mega-Citys hausenden Menschheit komplett auflösen würde. K erhält den Auftrag, sämtliche diesbezüglichen Spuren zu beseitigen. Als er im atomverseuchten Las Vegas auf den längst tot geglaubten Rick Deckard trifft, gerät sein eigenes Weltbild ins Straucheln…
Macht es wirklich Sinn, monolithische Solitär-Meilensteine des populären Kinos mit einer Fortsetzung zu „verzieren“ – egal wie viele Jahre vergangen sind? Über diese Frage lässt sich angesichts so mancher diesbezüglicher Misserfolge (z. B. auf „2001“ folgte einst mal „2010“ von Peter Hyams) trefflich streiten, zumal es keine wirklich richtige Antwort darauf zu geben scheint. Auch Denis Villeneuve, der sich übrigens lange sträubte, das „Blade Runner“-Sequel zu drehen, und alle weiteren Macher hinter „Blade Runner 2049“ müssen es sich gefallen lassen, dass man diesen Punkt hinterfragt, denn immerhin hinterließ Ridley Scott 1982 mit seinem Original trotz anfänglicher Akzeptanzschwierigkeiten derart große, markante Fußabdrücke gerade auch jenseits des Genres, die kaum jemals wieder ausfüllbar erschienen. Bislang jedenfalls. Rein optisch und vom Ton, also der Atmosphäre her ist „Blade Runner 2049“ nämlich rundum gelungen und so schafft es Villeneuve, der sich auch mit seinen bisherigen Werken als begnadeter Erneuerer beweisen konnte, locker, nahtlos an das Original anzuknüpfen und den sehr kopflastigen, dystopischen Science-Fiction-Stoff weiter zu spinnen. So ist dann auch „Blade Runner 2049“ angesichts des fast völligen Verzichts auf knallige Actionszenen und der immer wieder zum Verweilen ansetzenden Bildkompositionen kein Film für den schnellen Verzehr zwischendurch geworden sondern man muss sich für die Geschichte, die sich mitunter quälend langsam entfaltet, sehr viel Zeit nehmen und sie auch wirken lassen, denn immerhin gilt es, eine Netto-Laufzeit von 150 Minuten Storytelling auszufüllen. Diese Geduld aufzubringen dürfte der heutigen You-Tube-Generation schwerfallen, denn Villeneuve und sein „Blade Runner 2049“ hasten nicht von Höhepunkt zu Höhepunkt. Nein, Kino-und-Bilder-Puristen und Liebhaber des Originals dürften ihre helle Freude an der visuellen Opulenz aber auch inhaltlich an so manchen Antworten, auf die man gewartet hat, haben, so dass es eigentlich gar nicht mehr notwendig ist, auf die absolut entschleunigte Inszenierung im (weiterhin) besten Neo-Noir-Stil hinzuweisen. Fazit: Grandioses Kino der Sinne für die ganz großen Leinwände. Bildformat in der 2D-Fassung: 2,39:1. Mit Ryan Gossling, Harrison Ford, Ana de Armas, Robin Wright, Jared Leto u. a.
Ergänzung 3D-Fassung:
Obwohl im Kino die (nachträglich konvertierte) 3D-Fassung von „Blade Runner 2049“ ursprünglich nur im IMAX-1,90:1-Format gezeigt werden sollte, gab es hier und da auch die „normale“ 2,39:1-Fassung in 3D zu sehen. Und genau dieses Bild hat es dann auch auf die 3D-Bluray geschafft, was irgendwie schade ist, denn gerade im Heimkinobereich würde das bildschirmfüllende IMAX-Format noch einmal richtig Sinn machen. Am 3D selbst gibt es allerdings nichts zu meckern (höchstens in einigen zu dunkel geratenen Flugszenen, bei denen die Stadtansichten eher flach erscheinen), denn die Tiefenstaffelung ist perfekt sowie so voller Details und scharf, dass das Bild referenzwürdig erscheint. Ganz besonders gut gelungen ist die Herausarbeitung der holografischen Figur, die K an seiner Seite hat. Hier gibt es die meisten Wow-Punkte zu holen, denn es war schon im Vorfeld klar, dass man auf effektheischende Pop-Outs in „Blade Runner 2049“ vergeblich wartet. So gab u. a. Kameramann Roger Deakins vorab in Interviews bekannt, kein Fan dieser Technik zu sein.
© Selbstverlag Frank Trebbin