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Blade Runner 2049 - Was hatte ich mich darauf gefreut! Aber...
Doch zunächst ganz von vorne: Als ich hörte, es würde eine Fortsetzung von Blade Runner - auch wieder mit Harrison Ford und dem ewig stoisch dreinblickenden Ryan Gosling - geben, hatte ich mich sehr gefreut, denn Filme, die im Gewand eines Blockbusters daherkommen, eigentlich aber Arthouse-Movies sind, gibt es in unseren Superhelden verseuchten Kinozeiten eh viel zu wenig. Und der Regisseur war mir durch seine vorherigen Werke wohl vertraut und fand ihn als Ridley Scott-Ersatz ebenbürtig. Eine fantastische Wahl.
Im Kino hatte ich den Film leider verpasst, also musste wenigstens die Blueray her.
Im direkten Double Feature (Teil 1 und 2 am Stück!) offenbarten sich mir dann auch gleich Stärken wie Schwächen der Fortsetzung, über deren Inhalt ich keine Worte verlieren möchte. Viel gäbe es da eh nicht zu sagen. Stärken: Tolle Bilder, tolle Sets, toller Sound. Aber damit einher gehen auch gleich die Schwächen. Alles wirkt auf mich zu sehr bemüht, dem Original noch eins drauf zusetzen. Die dystopischen Zukunftswelten sind einerseits brillant in Szene gesetzt, aber andererseits wird man das Gefühl nicht los, dass die staunenswerte Optik einen nicht daran erinnern soll, wie langatmig das ganze an sich inszeniert ist. Und auch wenn ich Filme wie Arrival, Ex Machina oder Interstellar ob ihrer Machart und langsamen Erzählweise schätze und liebe, so finde ich doch, dass es Denis Villeneuve bei BR2049 übertrieben hat. Über weite Strecken ist der Film wirklich langweilig. Ob die Hauptfigur nun wirklich ein Replikant oder doch ein Mensch ist - diese Identitätssuche hätte man auch kurzweiliger erzählen können. Insgesamt ist der Film mindestens eine halbe Stunde zu lang - da kann auch der Showdown am Ende nicht mehr viel retten. Und auch Harrison Ford hätte wesentlich früher auftauchen müssen. Das zieht und zieht sich und obwohl jeder im Publikum weiß, dass Ford / Deckard auftauchen wird - immerhin wird im Trailer und auf dem Plakat nicht mit Ford gegeizt! - , zögert der Regisseur das gefühlt endlos hinaus.
Der Sound (von Filmmusik kann man ja nicht sprechen!) wabert laut und dröhnend über die Bilder und macht dieses eh schon schwierige Filmerlebnis noch verstörender. Man kann über die klassisch angehauchten Synthesizer-Flächen von Vangelis im 1. Teil meckern, zumindest hatte die Verbindung zwischen futuristischen Bildern dreckiger Großstädte und Vangelis´romantisch-gefühlsduseligem Soundtrack etwas warmes, menschliches. Das geht dem Soundtrack der Fortsetzung völlig ab. Dauernd dröhnt und krächzt irgendeine Mischung aus Posaune mit Dieselmotor und Kreissäge, mehr als einmal wunderte ich mich darüber etwas gehört zu haben, was ich gar nicht gesehen hatte. War das jetzt Musik oder ein Geräusch? Naja, egal, es ist zumindest Oscar verdächtig produziert.
Noch eine Randbemerkung: Die Kurzfilme, die sich auf der Blueray befinden und einige Stationen erzählen, die zwischen Teil 1 und Teil 2 stattgefunden haben, sind grandios. Schade, dass davon in BR2049 nichts zu finden ist.
Man kann sicher noch viel mehr darüber sagen, abschließend bleibt als persönliches Fazit: Viele geniale Bilder - dünne und langatmige Erzählweise. Wem das gefällt, OK. Mir war das definitiv zu wenig.

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