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Eigentlich das Magnum Opus der Sniper-Reihe, die mit dem originalen Sniper (1993) noch im Kino angefangen nach zehnjähriger Pause in den Status der Direct-to-Video Veröffentlichungen mit zwei Fortsetzungen und dann nach erneuten Hiatus von sieben Jahre in den Modus des Sniper: Reloaded (2011) überging. Seit der zweiten Verlängerung durch (den auch hiesig verantwortlichen) Regisseur Claudio Fäh ist der Ausstoß relativ konstant gehalten, nicht nur von den Abständen, sondern auch hinsichtlich der Qualität gesehen, zumal man nunmehr mit Chad Michael Collins ein neuen festen Darsteller und dessen Figur beibehalten hat und zusätzlich Verbindungen mit mal Tom Berenger als filmischer Vater oder auch Billy Zane als Ausbilder bzw. Lehrerfigur hin zum Original schlägt. Im hiesigen Teil 7 sind erstmals und bislang auch einzig alle drei Personen da und vorhanden und im Showdown auf einer Verkehrsstraße in Miami gegen eingeflogene Drogensöldner auch miteinander und vereint, der Höhepunkt des Sniper-Universums quasi, aber noch nicht das Ende, sondern bloß der Beginn von noch so viel mehr:

Nach mehreren Attentaten aus großer Distanz auf führende kolumbianische Drogenbosse wird im Auftrag von Major Richard Miller [ Billy Zane ] sein Zögling MSgt. Brandon Beckett [ Chad Michael Collins ] in das Land entsandt, um u.a. unter seinem dort tätigen Vater MGySgt. Thomas Beckett [ Tom Berenger ] und Special Agent John Samson [ Joe Lando ] von Homeland Security als Beratung und Unterstützung tätig zu werden. Dort wird er speziell der einheimischen Agentin Kate Estrada [ Danay Garcia ] sowie Captain Garza [ Luis Alfredo Velazco ] an die Seite gestellt, die hinter dem Gangsterführer Jésus Morales [ Juan Sebastian Calero ] her sind, welcher den Tötungsexperten Enrique a.k.a. El Dialo [ Andrés Felipe Calero ] auf seine Konkurrenz angesetzt hat.

"What's the longest you ever hunted a target?"
"Thirty-six hours with my eye to the scope before I took the shot."
"Well, I've been hunting this guy so long, I lost track of time. But you, you don't want this job. You never did. You don't give a shit about me or my operation. The only reason you stay is because someone has a better bullet than you.
"

Zwei Tote per Waffe gleich zu Beginn, einer noch vor der Titeleinblendung, einer in der narrativen Eröffnung danach. Einer in Kolumbien, in einer Villa, die mit Luxus parfümiert wurde und mit Geld marmoriert, einer in einem schäbigen Hotel in den U.S. of A. Einer per Fremdeinwirkung, einer mit eigenen Händen, wobei die Tötung des Ersten in seinem splattrigen Exzess und seinem grafischen Übertöten schon allein die hohe Altersfreigabe erwirkt hat – von der splitterfasernackten Madam an seiner Seite ganz zu schweigen, und auch mindestens zwei weiteren violenten sexuellen Situationen – , während beim Suizid die Kamera nur andeutet und ansonsten weg blendet.

Worum es geht und was es damit zu tun hat, wenn es damit zu tun hat, zeigt der Film in den weiteren 90min; eine Mission steht an, eine Operation, der Sohn an der Seite des Vaters bzw. unter seinem Kommando sogar, und dies nicht ganz freiwillig und ihn auch zwingend zu noch mehr Kerben als die bislang bestätigten 63 kills. Aufgrund der Verlagerung zurück nach Lateinamerika und seinen recht unverbrauchten weitflächigen Locations wird hier auch gewisse Größe und Form schon in den ersten Minuten erreicht und der Anschein eines gut aufgestellten und auch gut genutzten Budgets. Exotik trifft auf Militär und Spionage in einer weit verstrickten Form, markige organisatorische Abkürzungen werden für die Eminenz in den Raum geworfen, zudem ist man figürlich größer als bspw. in der Nachfolge Sniper: Assassin's End (2020) und auch wesentlich mehr von Belang, beruflich mit Verstärkung aufgestellt quasi statt privat und familiär involviert.

"Any word from Brandon?"
"No, but the State Department's been all over me. This isn't the way it was scripted."
"Really? That's funny, they haven't called me."

Bis dann das nächste und eigentlich auch das erste Mal richtig das Geschehen auf der Leinwand explodiert, ein Haus dem Erdboden gleichgemacht wird und das Grundstück drumherum zum blutigen Schlachtfeld deklariert, vergehen fast eine halbe Stunde; allerdings in Sachen Dramaturgie erstaunlich meisterlich gehandhabte 25 Minuten, die gleichzeitig die Vorbereitung stellen, das Vorhaben erklären und die taktische Spannung bis zum Anschlag auffüllen. Um wie auf Bestellung zu bersten. Exzessiv danach die Katharsis dessen, sowohl in der Detonation des Gebäudes, die die darin befindlichen Polizisten entweder gleich vernichtet oder sie brennend und verletzt nach draußen schleudert, als auch in einigen weiteren Details des folgenden Gefechtes, in dem einem armen Opfer mit einem Hochkaliber mitten ins Gesicht geschossen wird und die Hälfte davon weg fetzt.

Der erste kolumbianische Tote in der Geschichte hat diese angeleiert und stellt den operativen Rahmen, der Selbstmord des Amerikaners füllt den Rahmen mit Persönlichem und Emotionalität, wird doch die Frage aufgeworfen und gestellt, wie lange und oft man den Abzug drücken und töten kann, bis man am Ende selbst erledigt, von Schuldgefühlen ausgebrannt und moralisch und seelisch am Ende ist. Und wie aktiv man selber in den Kampf gegen die Kriminalität hier geht, die in einem fremden Land stattfindet und wo dies eigentlich auch nicht zu den eigenen Belangen gehört. Diese ruhigeren Szenen geben dem Geschehen auch dann noch eine kleine Bewandtnis, wenn mittig eher Actionarmut vorherrscht, nur noch ein kurzes nächtliches Scharfschützenduell auf einem Häuserdach und ein Überfall in den Barrios mit schnell aufflammender und schnell abebbender Schießerei gegen einen Haufen thugs und das Porträtieren der gut besetzten Nebenriege gegeben ist.

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