Konfusius sagt...
Mit „Dèmoni 2" aka „Dämonen" lieferten Dario Argento und Lamberto Bava die direkte Fortsetzung zu „Dèmoni" aka Dämonen 2.
Wer jetzt verwirrt ist, sollte schnell ein Drehbuch zu „Dèmoni 4", dem Vorgänger zu „Dèmoni 3" aka „Black Zombies" von Umberto Lenzi schreiben.
Nachdem der Vorgänger mit seinen Versatzstücken aus dem populären US-Kino und jede Menge Achtziger-Topping offenbar ein Erfolg an den Kinokassen und auf VHS war, wurde bereits ein Jahr später ein nahezu inhaltsgleicher Aufguss nachgeschoben, der lediglich eine leichte Variation des Bekannten war. Aber angesichts der fehlenden Kreativität des Vorgängers macht das wohl nichts.
Auffallend ist, wie bemüht man hier war, dem Zinnober einen inneren Glanz zu verleihen, indem man permanent eine Metaebene und ironische Lesart zu installieren versuchte, die aber zu keiner Zeit einen wirklichen Sinn ergibt. So bleibt die tatsächliche Intention der Macher immer zu erkennen, die ganz offensichtlich darin bestand, einzelne effektive Szenen in möglichst großer Zahl in nur einem Film unterzubringen.
Dabei muss man „Dämonen" zugestehen, dass einzelne Szenen auch wirklich gelungen sind, wobei ich die Verfolgung im Fahrstuhlschacht hervorheben möchte, die mehr als solide inszeniert wurde und ein kleines Highlight bietet, das angesichts der vielen eher bescheidenen Momente dann umso mehr hervorsticht und glänzen kann.
Und so geht es immerzu: Freut man sich über eine gelungene Szene, dann haut die nächste den positiven Eindruck gleich wieder zu Klump. Ich war angetan vom Zerreffekt, als der Dämon aus dem Fernseher kommen will, dann kommt ein Schnitt und die bedrohte Hauptfigur verhält sich so doof, dass alle Stimmung wieder dahin ist.
Eine Hundebesitzerin steht ihrem dämonisierten Hund gegenüber, was extrem schick ausgeleuchtet ist und dann kommt eine Verwandlung des Hundes, die man mit einer Socke, Himbeergelee und Enthusiasmus auch in der eigenen Küche so hinbekäme. Leider hält der Film in solchen Momenten nur zu gerne voll drauf. Offensichtlich war man seitens der Verantwortlichen etwas zu sehr von dem eigenen Schaffen angetan. Ein geschickterer Schnitt hätte in vielen Szenen viel retten und mehr Wirkung erzielen können. Und ein guter Cutter hätte auch festgestellt, dass ein kniehoher Hund nicht seine Schnauze vor einen Türspion in Augenhöhe halten kann. Nur so als Beispiel...
Als weiteres Highlight verschanzt sich eine Truppe von Bodybuildern in der Tiefgarage, der Zuhälter aus dem Vorgänger ist jetzt übrigens Trainer, und anstatt aus der Belagerungssituation Spannung zu generieren, indem man den Figuren etwas Raum gibt und sie Pläne schmieden lässt etc., verfallen alle in blinden Aktionismus, zünden Sachen an, fahren mit Autos gegen Stahltore und schreien rum. Wenn dann die Dämonen einfallen, entwickelt sich der Film zu einem konfus orchestrierten Overkill, in dem die einzelen Schauwerte dann gänzlich untergehen. Nur Asia Argento überlebt wohl dieses Chaos, aber das dürfen wir lediglich vermuten. Was war eigentlich mit dem Typen vor dem Haus und den rasenden Proleten im Auto? Da ist im Schneideraum Franco Fraticelli wohl der Grappa auf die Filmrolle gekippt... Aber der hat ja auch schon bei „Profondo Rosso" Szenen ins Leere laufen lassen.
Das Problem bleibt dabei stets ein typisch italienisches, denn wie die einzelnen Sequenzen miteinander verbunden werden, war sowohl Argento als auch Bava offensichtlich egal und so haben wir es angesichts des Settings in einem Hochhaus mit einer Vielzahl an Figuren zu tun, von denen aber keine so etwas wie einen Charakter entfalten kann. Folglich sind einem sämtliche Knallchargen auch egal, lediglich die schwangere Hannah (Nancy Brilli aka Nennt sie Schnitti) ist aufgrund ihrer Umstände in der Lage, einen Moment des Mitfieberns hervorzurufen, wenngleich der durch ein frisch geborenes und tricktechnisch schlecht gemachtes Dämonenjunges aus dem Leib eines Kindes (Ja, wir haben es verstanden!) gleich wieder zunichte gemacht wird. Hannah überlebt mit dem Vater ihres Kindes und beide entpuppen sich so als so etwas wie Hauptfiguren, zu denen man aber leider keinerlei Bezug aufbauen konnte. Er hat offensichtlich eine wichtige Prüfung und studiert somit noch. Sie hat die Prüfung bereits bestanden, als sie im dritten Monat der Schwangerschaft war (Powerfrau!) und studiert wohl auch noch. Beide Studenten wohnen in einem sterilen Apartment, in dem ein Neonlicht mit dem Wort „Night" an der Wand hängt, wodurch das alles so lebensfern und artifiziell wirkt, dass der Film einen nicht aufsaugt, sondern förmlich abstößt und ausspuckt.
Als am Ende die Figur George mit zerschlissenem Hemd und schon ordentlich angeschlagen durch das Hochhaus rennt und den Namen seiner schwangeren Freundin schreit, kommt dann fast so etwas wie "Die Hard"-Atmo auf. Und so wie "Dämonen 2" Filmen wie "From Dusk Till Dawn" oder "Demon Knights" scheinbar weit voraus war, könnte man meinen, das Team von "Stirb langsam" hätte sich ja vielleicht hier ein wenig inspirieren lassen. Ich bin jedenfalls erstaunt, dass Bruce Willis hier nicht die Vorlage für die diebischen Italiener sein konnte, denn der war ja erst zwei Jahre später in Feinripp-Aktion.
Aber ob Joel Silver oder John McTiernan sich umgekehrt von "Dämonen" haben beeinflussen lassen? Eher nicht...
Fazit
„Dämonen" aka „Dèmoni 2" kann in einzelnen Szenen gut unterhalten und lässt den vernunftbegabten Zuschauer dann gleich darauf die Stirn in Falten legen. Es gibt technisch gute Effekte und es gibt dilettantische Spielereien aus der Vorschule. Es gibt ganz fein ausgeleuchtete Sets und gute Kameraarbeit und es gibt eine Postproduktion, die alles noch schlimmer macht als es hätte sein müssen.
So ist der Film ein andauerndes Auf und Ab, über das man sich eigentlich gar nicht so wundert, wenn man bereits den einen oder anderen italienischen Genrefilm gesehen hat. Es bleibt aber das Gefühl, dass Argento und Bava hier viel gewollt haben, viele Szenen gedreht haben und der Cutter dann nicht so recht wusste, was er damit anfangen sollte. Die Narration ist hier einmal mehr das erste Opfer und die technische Ebene bietet dann letztlich zu wenig durchgehend ansprechende Unterhaltung, um den Patienten am Leben zu halten.
Für den Genrefreund wird hier aber glatter Durchschnitt abgeliefert, den man sich mal ansehen kann, der aber wie bereits der Vorgänger aus den vorhandenen Produktionswerten durchaus mehr hätte machen können. Lamberto Bava ist dann doch alles andere als ein guter Filmemacher.