Review

Doch, ja, ich gebe zu, ich habe eine Weile gebraucht, um mich nach der Enttäuschung mit Dämonen 2 (also der erste Dämonenteil) auch noch an die Fortsetzung ranzutrauen. Noch so einen nach dem gleichen Schema abgenudelten Sabbereintopf brauchts wirklich nicht oder zumindest muß die Schmerzschwelle ein wenig höher gelegt werden, wenn sogar Genre-Man Frank Trebbin die Fortsetzung in die unteren Schubladen einsortiert.

Aber, oh Wunder, die vom Kino in einen Appartmentkomplex verlegte Handlung ist doch tatsächlich technisch, optisch und sogar spannungstechnisch wesentlich brauchbarer als der Berliner Film. Handlungsort ist übrigens diesmal Hamburg, auch wenn das Nachtleben wieder mal süddeutsch gefärbt wird.
Bitte aber jetzt nicht erwarten, daß das hier die Offenbarung wird: Bava ist genauso schwach im Inszenieren wie zuvor.

Stellen wir doch mal fest, daß es sich ganz klar um einen inhaltlich billigen zweiten Aufwasch handelt. Statt Kino also Hochhaus, die Story bleibt dieselbe. Wir haben zahlreiche Grüppchen von Leute im Häusle, die sich wohl zwecks ultimater Sicherheit in einen hermetisch abgeriegelten und mit Panzerglas versehenen Kasten zurückgezogen haben, wo nicht mal die Fenster aufgehen. Dabei können wir wählen: Nutten poppender Junggeselle, Schwangere und ihr Studi-Freund, Kevin allein zu Haus, die alte Dame mit Hund, ein paar Steroidopfer in der hauseigenen Fitnessverköstigung, die liebe Drei-Kopf-Familie (mit einer damals so ca. 12jährigen Asia Argento, die ungeklärterweise im Vorspann an vierter Stelle steht) und eine Junge-Leute-Party aus der Zeit der geschmacklosesten Post-Punk-and-New-WaveAera. Alles potentielle Opfer, das kann ja heiter werden.

Dabei geht's erst mal unlogisch los, denn bei allen läuft in der Glotze das gleiche Programm, eine krude Mischung aus Doku über die Ereignisse in Berlin (inzwischen von einer Mauer umschlossen, wie treffend), düsteren Prophezeiungen und Spielfilmhandlung, in der vier Dorfdeppen beim Schmucksammeln auf Ground Zero derbe in den Arsch getreten bekommen. Und das zur besten Sendezeit! Aus irgendeinem Grund hechtet einer der abgebildeten Dämonen (echt? nachgestellt?) aus dem Fernseher der Partyschmeißerin und folglich geht es rund.

Der Rest des Films steht im Zeichen progressiver Dämonenverwandlung, die durchs Haus jetten und alles anschleimen, was rumläuft. Dabei geht's zu wie in Teil 1, nämlich reichlich hirnlos. Bava erweist sich trotz aller passabel dargestellten Panik als unfähig, das Geschehen einigermaßen logisch in Szene zu setzen. Da leckt ein Hund freiwillig Dämonenblut, da verriegelt ein Stromausfall das Gebäude absolut hermetisch (für diesen Fall muß es ein Ersatzsystem geben), da entwickelt sich in der Tiefgarage eine vollkommen irrationale Zerstörungsorgie und am Ende strömen die Dämonen einfach so in den Raum, da wird die Schwangere von einem Mini-Dämon angefallen und verwandelt sich nicht, da hechten die Dämonen stundenlang treppauf, treppab und zwei Charaktere verwandeln sich auf der Schlußgeraden einfach so mal in Dämonen. Grssxxff!

Allerdings kann man konstatieren, daß es auf technischer Seite wesentlich Besseres zu bestaunen gibt. Der Film setzt mehr auf klassische Atmo, ist besser ausgeleuchtet, hat sogar ansatzweise bessere Darsteller und Bava hatte offenbar Freude beim Zitieren berühmter Klassiker. Neben der üblichen "Zombie"-Anspielung (wenn die Dämonen durchs Haus rasen und wanken, wieder mit leuchtenden Augen), wird hier munter auf Halloween (Flucht in den Schrank), Alien (Ausbruch aus dem Körperinneren, das sich durch die Etagen fressende Blut), Gremlins bzw. Critters (der Mini-Dämon an sich) und anderes angespielt.
Immerhin ist Bava so konsequent, auch vor Hunden und Kindern nicht halt zu machen, da wird verhackstückt, was gerade da ist. Unterbrochen wird das jedoch immer wieder von irritierenden Einschüben, wie die Eltern von Kevin oder (wie in Teil 1) eine den halben Film im Auto durch die Stadt rasende Vierergruppe von geistigen Nichtschwimmern, die zwischendurch alle gemeinsam vor dem Haus einen leichten Autounfall bauen, um dann vollkommen aus dem Film zu verschwinden. Aufsehen erregt das wohl auch keinen, so daß am Ende nur ein wackeres Pärchen vom Dache entkommt und es offen bleibt, ob die Stadt nun entvölkert ist, wird oder sonstwas.

Wirklich schöner in diesem Fall der Härtegrad und die schön schleimigen Verwandlungen, die dann in noch extremeren Verstümmelungen reüssieren. Leider tut das wie immer der Dummheit keinen Abbruch. Trotzdem darf man sich den zweiten Teil mal getrost gönnen, vor allem wenn der erste schon gut angekommen ist.
Der gewisse Hauch besser, aber noch immer schwer ohne Buch nebenbei zu ertragen. (3,5/10)

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