Zu den unbestrittenen Qualitäten von Nicolas Cage im Schauspiel, welches sich bei Ihm oftmals im tatsächlich wortwörtlichen Sinn der Schau und des Spiels nach außen hin weithin deutlich sichtbar erkennen lässt, zählt mittlerweile auch eine Unberechenbarkeit in der Vorhersage der jeweils nächsten Projekte, die dieser Kunst der Darbietung, dieser moderne Zirkusattraktion ihr nächstes passendes (oder unpassendes) Umfeld, die Bühne der Aufführung quasi überlässt. Nach zumeist Actionthrillern, aber auch Ausflügen in den Bereich des Horrors, des 'normalen' Thrillers und anderer Genreware tritt dabei vereinzelt auch der Science fiction Film hervor, der bei Cage schon früher das recht merkwürdige Exempel war und selbst bei damaligen noch Kino - Großprojekten wie Knowing oder Next zu dramaturgischen und inszenatorischen Unsicherheiten über konventionelle Verweigerung bis Absurditäten führte, die sich folgend noch in bspw. Left Behind fortzog und nun in Humanity Bureau erneut wieder zu finden ist.
Besser kann es den (aufgeschlossenen oder wohlmeinenden) Zuschauer dabei gar nicht treffen, wird aus einem meist recht simpel und dafür kommerziell klingenden, so rein den Viel- und Allesseher und dies möglichst in der breiten Masse ansprechenden Film (für die DtV Verbreitung bzw. die Streamingdienste und so zum schnellen Konsum) durch die Mitwirkung und Performance vom ehemaligen Hollywoodstar und nun aufgrund von Schulden, Arbeitszwängen, aber auch viel Fleißarbeit und eigenem speziellen Engagement zur Jahrmarktsfigur Gewandelten ein jeweils herausstehendes Konstrukt, dass sicherlich nie wieder richtig gut und kein Juwel im eigentlichen Sinne, aber selbst im Schlechten und Bräsigen (wie Inconceivable) noch auf seine spezielle Art und Weise besonders ist. Der kleine, feine, entscheidende Unterschied im eigentlich vollständig gesättigten Markt, der überströmt wird von Mittelmaß und beizeiten vergessenden Durchschnittlichkeiten, oder im Überfluss und mangelnden Überblick erst gar nicht anvisiert und vollständig ignoriert:
Die Welt in naher Zukunft. Aufgrund von ökologischen, wirtschaftlichen, finanziellen Katastrophen existiert nur noch eine Einöde von Natur, die zusätzlich in weiten Teilen kontaminiert ist und keine Lebensgrundlage mehr bildet. Um sich um die grassierende Armut zu 'kümmern', wurde u.a. das so genannte Humanity Bureau ins Leben gerufen, die ihre Mitarbeiter wie Agent Noah Kross [ Nicolas Cage ] ausschickt, um Arbeitslosen, Obdachlosen und anderen Sozialhilfeempfängern oder am Rande des Existenzminimums Kriechenden mit dem Umsiedeln nach “New Eden“ die Chance auf einen Neustart und eine regelrechte Versorgung zu bieten. Als sich einer der dafür 'Auserwählten' lieber eine Schießerei liefert, wird Cross zum ersten Mal stutzig, was seinem Freund und Kollegen Adam Westighouse [ Hugh Dillon ] gar nicht passt. Bei der nächsten Befragung, die der alleinerziehenden Rachel Weller [ Sarah Lind ] und ihres jungen Sohnes Lucas weit draußen auf einer isolierten Farm, verweigert Cross gar ausdrücklich die Befehle und fährt mit Beiden Richtung Kanada, wo er trotz aller anderslautender Meinungen noch ein Fleckchen heile Erde erhofft. Die ehemaligen Kollegen vom Humanity Bureau schon auf seinen Fersen.
Natürlich ist das Budget hierbei nicht groß, sondern überschaubar, aus der Portokasse zusammenstibitzt, und spielt alles deswegen in der ungenauen "nahen Zukunft" (laut Pressemappe 2030), wo man die Technologie nur dem Namen nach hat und nur mit Worten beschreibt, der Fortschritt auf den ersten Blick bis auf vielleicht das getreue Hologramm-Handy so überhaupt nicht erkenntlich, und kein Geld für großartig Kulissenbau und Trickeffekte über ist und man sich stattdessen mit einem Gang in die (eigentlich kanadische) Einöde, die resolute Sparsamkeit mit dem Flanieren in ein paar menschenleeren Betonleichen (Parkhaus, Fabrikhalle, Heizungsanlage, ein Fahrstuhl!, gefilmt in Osoyoos, einer 5000 Einwohner Kleinstadt im Süden von British Columbia) und die Retrokiste, inklusive dem Aufstellen von Röhrenfernseher und Jukebox aus der Rumpelkammer bemüht. Neben Cage selber, der sich die (höchstwahrscheinlich geschrumpfte) Gage schon durch seinen berühmt-berüchtigten Namen und den entsprechend florierenden Verkauf an den Meistbietenden verdient, ist auch keinerlei weitere Prominenz vorhanden, und braucht es auch nicht; einer heißt zwar Dillon mit Nachnamen, ist aber natürlich nicht Matt und noch nicht einmal Kevin, sondern genauso unbekannt wie der Rest der Mitwirkenden und so blass wie das gesamte Schrottplatz-Geschehen. Zwei oder drei Actionszenen, die einer viel gescholtenen 70er Jahre Fernsehserie zur Ehre gereichen würden, mit einer Autokollision, einem sich überschlagenden Vehikel und ein paar Schüssen in die gar nicht so liebliche Natur runden die Geschichte hochwertig ab.
Allerdings, und dies fällt auch sehr schnell positiv auf und bleibt auch in der Erinnerung dort als Faktor für den Film sprechend bestehen, wird hier aus dem Nutzen der Aktualität und der Prophezeiung so einiger Gewinn gezogen, spielt man schon in der einleitenden Erklärung der Jetzt-Beschreibung des Films im Grunde eindeutig auf das heutige Amerika und seinen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, finanziellen, ökologischen und natürlich eng damit verbunden auch politischen Weg und die möglichen Folgen dessen an. Eine steigende Abschottung gegenüber der Welt da draußen, ein Negieren von Wissenschaft, Statistik und 'Fakten', und der Rückzug von der Globalisierung in den eigenen Kokon, wo auf sich bezogen und auf die (früher vorhandenen) Stärken besonnen auch eine Rückkehr zu dem einstmals als "Land of the Free" und "Home of the Brave" gewürdigten Zustand erreicht werden soll, und die Zeit, und die Veränderung (seit den 50ern des letzten Jahrhunderts) quasi vergessen und zurückgedreht. Eine Isolation von den Einflüssen der multikulturellen Welt, quasi das sich selbst Aussetzen auf eine einsame Insel und das Ignorieren der Wirklichkeit, die heutzutage eben so nicht mehr funktioniert. Der POTUS mit dem güldenen Haar, den einfachen Sätzen, gefährlichen Worten und radikalen Ansichten, der Mann mit dem wankelhaften Gemüt, dessen Namen man sonst nur hinter vorgehaltener Hand flüstert (“Trump“) wird sogar zweimal mehr oder minder direkt angesprochen und mit in den Film integriert, als Foto aus besseren Tagen und in Form eines vergilbten Wahlkampfplakates, dass den Slogan "Make America Great Again" nur geringfügig verändert und hier eher wie Hohn angesichts des Daseins wirkt.
Selbst das verquere Sozialsystem und der Riss und das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich wird aufgegriffen und stellt gar die Prämisse des Filmes dar, in der der Einzelne nur soviel Wert ist, wie viel er für das Land beiträgt, und sozial Schwache, Arbeitslose, Alte, vielleicht auch noch Kranke und andere "nutzlose Subjekte" untragbar für die Umwelt sind und nach einem sagenumwobenen Ort namens New Eden deportiert werden. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Was dabei herumkommt kann man sich mit etwas Erfahrung im Milieu und der Kenntnis von solch (auch von dem Herstellungsdatum und der Qualität) unterschiedlichen Werken wie Equilibrium, Soylent Green oder dem letzten Steven Seagal Film The Perfect Weapon her denken; auf eine gewissenlos obskure Art fasziniert dies erneute Gebaren hier in seinem Minimalismus, Existenzialismus, Fatalismus und der Retrophilie dennoch, zumal die Menschlichkeit im Titel und die Bürokratie daneben tatsächlich gegenübergestellt und der Gegensatz aneinander, wenn sicherlich auf banalste und gleichzeitig effektvollste Methode (der tote Spatz in der Hand, der eigentlich gerettet werden sollte und nur deswegen verschieden ist) ausgespielt wird. Unfreiwillig lustig (bis später dämlich) ist das Werk mit seiner qualitativen Abrissbirne natürlich auch noch, gar auch gleich zu Beginn, wo eine Rückprojektion vom Hauptdarsteller im fahrenden Auto mitsamt einer kurz begleitenden Drohne horrend getrickst, die Dialoge oder eher Monologe haarsträubend und ihre Darbietung auch sind, und dann tatsächlich noch ein Steppenläufer (wie bei Fuzzy im seriellen Western von Gestern) von rechts nach links durch das Bild wedelt und auch noch vom nun parkenden Auto hops genommen und überfahren wird.