Review

Wenn man den Falschen entführt…29.05.2008

Gegen Ende der neunziger Jahre gab es einen großen Batzen von Filmen aus dem Gangstermilieu. Der Grund dafür ist Quentin Tarantino mitsamt seinem Erfolgsstreifen „Pulp Fiction“, an dem sich mehr oder weniger stark die neumodischen Gangsterstreifen orientieren. Es muß Humor mit dabei sein, es braucht gewisse Dialoge, die mit dem eigentlichen Geschehen nur wenig zu tun haben, hier und da auch eine Verquickung von Rückblenden mit dem aktuellen Geschehen, ein bißchen Blut, und wenn man all das verquirlt, dann hat man den Stand der Technik zum Gangsterfilm um das Jahr 2000 herum. Dumm an der ganzen Sache ist nur, daß man irgendwann derartige Filme nicht mehr mag, da kaum mehr Neues geboten wird, und dadurch wird das Augenmerk auf die Schwächen gelegt…unfair mag man das nennen, aber ich sage nur: objektiv!

Und objektiv besehen ist der Film besserer Durchschnitt, der zum Glück wenige Schwächen hat und vor allem eines mitbringt: kein gutes Ende. Das ist toll, das ist selten, das möchte man eigentlich viel öfter sehen. Die Ausgangssituation des Films ist nett erdacht: Ein Mädchen wird entführt, zwei Millionen Dollar Lösegeld sollen her, aber die hat man nicht. Da schreitet der Bruder zur Tat und entführt zusammen mit drei Kumpels einen lokalen alternden Mafiaboß. Dieser soll helfen, die Entführer zu finden und zugleich das Lösegeld bezahlen. Doch der Mafiapate ist nicht auf der Brennsupp dahergeschwommen, wie man in Bayern sagt, und manipuliert die Möchtegernganoven nach besten Kräften. Schließlich büßen die Entführer des Mädchens, doch auch die vier Jungs müssen gewisse Unannehmlichkeiten erdulden.

Zwei Dinge sind ganz sicher lobenswert an dem Film: es sind die Herren Walken und Leary, die man beide immer wieder gerne sieht. Dagegen ist die restliche Darstellerschar eher Durchschnitt, aber das macht nichts, denn obwohl Walken den meisten Teil des Films an einen Stuhl gefesselt verbringt, kann er den Film auf seinen Schultern tragen. Groß ist der Verzicht auf das Happy-End, mitleidlos geht man bei der Mafia zu Werke, da sollte man als Anfänger einfach die Finger weglassen. Manches an dem Streifen ist belanglos, hier und da zäht sich die Geschichte, sehr schön aber die Twists zum Ende hin. Insgesamt sicher kein Highlight des Genres, sondern ganz den Konventionen verhaftet ( schon allein die Diskussionen über „Fishboots“ sind typisch ), aber ansehenswert und unterhaltsam – daher ein besserer Vertreter des neumodischen Gangsterfilms - 7/10.

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