Review

Die Meister des Meta-/Art-Giallo sind zurück. Helene Cattet und Bruno Forzani entführen uns in ihrem 3. Langfilm in ein halb verfallenes Gemäuer an der Küste Kosrikas. Blaues Meer, gleißendes Sonnenlicht, die Hitze scheint die Haut des Zuschauers zu attackieren. An dieser herb-pittoresken Location treffen aufeinander: Eine Künstlerclique, ein Ganoventrio, ominöse "Touristen", Polizisten und mittendrin eine von den Gaunern auf kompromisslose Weise erbeutete Kiste mit 250 kg. Gold. Im Spiel der Personen artikulieren sich urtümlichste menschliche Obsessionen, die Gier auf Sex und die Gier auf materielle Güter. Cattet/Forzani  lassen die Akteure in einer wahren tour de force visueller Arrangements aufeinander los. Dieser Film ist wie eine 200 € Silvesterbatterie. Einmal entzündet, erfolgen Explosionen am laufenden Band. Ein Highlight nach dem anderen, in schier nicht enden wollendem Ablauf. Doch nachdem die Show vorbei, das Kaleidoskop der Blitze erloschen ist, bleibt, tja, nicht viel mehr als beißender Nebel.

Das Problem dieses Films ist eindeutig, dass hier ein visueller Rausch in einer over the top-Inszenierung auf ein inhaltliches Nichts trifft (auch wenn es sich um die Verfilmung eines Buchs, nämlich der Autoren Manchette/Bastid handelt). Auf einmal wirkt der ästhetisch-sinnliche Ansatz des Regieduos etwas fehl am Platze, irgendwie selbstzweckhaft. Die Effekte lösen keine nachhaltige Wirkung mehr aus. Das war in den Vorgängerfilmen, vor allem dem grandiosen AMER, doch spürbar anders.

Natürlich haben Cattet/Forzani in 5 ihrer Filmminuten immer noch mehr Ideen als die ganzen Hollywood-Mainstream-Regisseure mit ihren platten, abgegriffenen, seelenlosen CGI-Effekten in 5 Filmen, dennoch wünsche ich mir, dass dieses hoch talentierte Paar einmal wieder ein bedrohliches/unheimliches/verstörendes/ psychologisch tiefgründiges Szenario umsetzen und die filmischen Mittel dabei nuanciert und mit Zurückhaltung anwenden würde. Oder vielleicht sollten die beiden auch einmal eine STAR WARS-Episode übernehmen, dann würde ich mir solch einen infantilen Mist (pardon) vielleicht sogar ansehen.

Wegen der stilistischen Brillanz gebe ich LAISSEZ BRONZER LES CADAVRES noch einmal 8 Punkte. Beim nächsten Mal sieht es eventuell anders aus ...

8/10

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