Sonnencreme gefällig? Du hast Stylebrand
Nachdem das französische Regie- und Lebensduo schon mit "Amer" und vor allem "The Strange Color of your Bodys Tears" die Leute entweder verzaubert oder vor den Kopf gestoßen hat, lassen die zwei spürbaren Hardcore-Filmfans nun mit "Let The Corpses Tan" die nächste Stilsau raus. Irgendwo zwischen "Free Fire", "Django Unchained" und Kunstausstellung, feuern die Zwei hier mehr denn je aus allen Zylindern. Gold regiert die Welt - und so beginnt in einer mediterranen Idylle ein Shoot-Out-Chaos zwischen Gangstern, Cops und einer Kleinfamilie.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern im Geiste, hat "Let The Corpses Tan" eine Story. Zwar nur in groben Zügen, aber immerhin. Trotzdem muss man schon vollkommen der audiovisuelle Typ sein, um das zu lieben. Da ist "Style over Substance" schneller gesagt als der Film Zitate rausschießen kann. Diese kunstvolle 90-Minuten-Ballerei ist zu 100% B-Note. Alles sieht extrem gut aus, der Sound tobt, die Kreativität wuchert, die Schnitte rauben Atem, von der Verpackung her ist alles möglich. Schönere Filme macht momentan keiner. Würde da doch nur leider der Inhalt mitziehen... einigermaßen zumindest. Doch der bietet nur eine Pfütze aus Gold. Wem also die filmische Geschichte und seine Figuren noch immer das Wichtigste sind, und das ist die Mehrheit, der muss hier arg die Zähne zusammenbeißen. Wer diese Welle der Gewalt und des Stilwillens über sich schwappen lässt oder sogar aufsaugt, der kann rauschartigen Zuständen entgegentreiben. Ein sinnliches Kinovergnügen, das auch fast nur dort funktioniert. Zeigt dem Mainstream genüsslich den Mittelfinger.
Fazit: audiovisuell ein faszinierendes Unikum, träumerisch wandelnd zwischen Peckinpah, Leone und Tarantino. Inhaltlich weiterhin äußerst flach, wirr und wenig involvierend. Nicht für jedermann wäre noch weit untertrieben. Eine glitzernd-geile Ode an Gier, fliegende Kugeln und die Göttin des Todes höchstpersönlich. Verliebt in das Kino und immer ein wenig im sich selbst. Faszinierend!