Obwohl „Shang-Hai Noon“ seinerzeit nur passable Einspielergebnisse vorzuweisen hatte und gerade mal sein Budget wieder einspielte, sollte 3 Jahre später die Fortsetzung „Shanghai Knights“ nach genau dem selben Schema folgen. David Dobkin, bis dato ein unbeschriebenes Blatt, versteht sich darauf einen aalglatten Popcornstreifen daraus zu machen und zeigt damit, dass mit einem ausreichenden Budget inzwischen fast jeder halbwegs talentierte Regisseur anspruchslose Mainstreamunterhaltung der Marke Hollywood abliefern kann.
Chong Wang (Jackie Chan, „Rush Hour“, „Hitman“) und Roy O’Bannon (Owen Wilson, “Starsky & Hutch”, “Behind Enemy Lines”) verschlägt es diesmal nach London, denn Wangs Vater wurde in China ermordet und der von ihm gehütete kaiserliche Siegel gestohlen. Wangs Schwester Chon Lin (Fann Wong, unterbeschäftigt), die dies nicht verhindern konnte, reist dem Mörder auf die Insel hinterher. Dort trifft sie auf das ungleiche Duo…
Was einmal funktioniert hat, geht auch ein zweites Mal gut und so geben Chan und Wilson ein wunderbares, miteinander harmonierendes Duo ab. Wilson gibt in seiner Paraderolle als schwätzender, seinen eigenen Lügen glaubender Aufschneider wieder alles, während Chan für die, verglichen mit seinen anderen Filmen schwachen, akrobatischen Einlagen zuständig ist. Auch wenn das Duo sich nicht immer grün ist, wird in der Not zusammen gehalten.
Doch so sehr die beiden sich mühen, aus „Shanghai Knights“ wird einfach kein Schuh. Das liegt zum einen am sehr bemühten Humor, der mit historischen Figuren und Motiven zwar um sich wirft, sie aber nie zu einem richtigen Lacher zu nutzen weiß. Da wird mal eben des nachts Jack the Ripper von der Brücke getreten, der Name Sherlock Holmes erfunden, gegen Stonehenge gebrettert, Arthur Conan Doyle zum Ritter geschlagen und ein kleiner Junge namens Charlie Chaplin mitgeschleift und keine Anspielung will so richtig zünden. Witzig ist der Film nur, wenn er auf Spontanität und Unvorhersehbarkeit, wie zum Beispiel der Automobilritt aus der brennenden Scheune, setzt.
Als größte Schwäche erweisen sich neben Totalausfall Aidan Gillen als Bösewicht Lord Nelson Rathbone die Actionszenen. Zwar ist ordentlich Budenzauber vorhanden, nur leider ist der so schrecklich repetiv. Man kann fast die Uhr danach stellen. Ohne dass ein Höhepunkt zu erkennen ist, wird eine Akrobatikeinlage Chans nach der anderen gezeigt. Die sind dann zwar ordentlich, aber, in Anbetracht anderer Chan-Auftritte, leider gänzlich glanzlos inszeniert. Zudem wird das Potential eines Donnie Yen, der in Hongkong in einem Atemzug mit Chan, Jet Li und Chow-Yun Fat genannt wird, völlig verschenkt. Schade, dass ihm in Hollywood bisher der große Durchbruch verwehrt bleibt und Nebenrollen in „Blade II“ oder „Highlander: Endgame“ schon das Äußerste sind. Dabei zeigt sein finaler Kampf zumindest in Ansätzen sein Martial-Arts-Talent.
Stetig mit seiner Laufzeit kämpfend (mindestens 15 Minuten zu viel), verfängt sich der Film zudem in einer zu kompliziert und trotzdem spannungsfrei erzählten Geschichte, die diverse Plotauswüchse gar nicht nötig gehabt hätte und sich mehr als nur einmal kürzer hätte fassen können. Der Humor nimmt sich zwar öfter Auszeiten, kann jedoch punkten, wenn Owen Wilson sein Maul aufreißt. So durchtrieben und großmäulig der Bursche hier auch ist, in Sachen Wortwitz stiehlt er hier allen die Show.
Fazit:
So bleibt „Shanghai Knights“, trotz aller Bemühungen, formelhaft konzipierte Mainstreamkost, die ohne viel Sinn und Verstand und ohne irgendwelche Höhepunkte zu bieten, von Location zu Location hetzt, um dort dann Chan wirkungsvoll einzusetzen – auf die Dauer sehr eintönig. Der zu kompliziert gestrickte, völlig uninteressante Plot, schwach besetzte Nebenfiguren und das Gefühl hier nur emotionslose Massenware geliefert zu bekommen, runden den Film zu einem unterdurchschnittlichen Vergnügen ab. Schade, um die beiden bemühten Hauptdarsteller.