Review

Staffel 1


Shaking Bad

Netflix guckt sich gerne Hits bei seinen „Konkurrenten“ ab - oder zumindest deren Konzepte. Wenn „Westworld“ dort funktioniert, dann macht man ein „Altered Carbon“, wenn „Vikings“ gut einschlägt, dann zieht man seine eigene, ähnliche Version hoch, selbst Reality-TV-Formate werden mittlerweile emuliert und gepimpt. Und wenn „Breaking Bad“ zur Legende wird? Dann zögert der Streamingriese nicht lange, um ebenfalls in die Richtung Kunden zu erschließen. Selbst wenn man mit solchen Vergleichen natürlich immer nur an der Oberfläche schrammt und „Ozark“ nicht wirklich gerecht wird. 

Erzählt wird von Marty Byrde, der eigentlich Finanzberater ist, jedoch mitsamt seiner Firma und Familie in die Machenschaften eines mexikanischen Drogenkartells gezogen wird, dadurch von Chicago in die Seenlandschaft der Ozarks zieht, um dort sein Leben mit Geldwäscherei im großen Stil zu retten - was natürlich wiederum andere Konsequenzen nach sich zieht... Was ich an „Ozark“ richtig stark finde und wo es noch runder laufen könnte? 

GEWASCHEN
+ sieht mehr als schnieke aus 
+ Jason Bateman rockt und zeigt sein volles Potenzial (auch als Regisseur!)
+ deutlich mehr als nur ein „Breaking Bad“-Abklatsch
+ klassischer, erhabener Score
+ top Kinderdarsteller
+ exzellenter Slow-Burn
+ interessante, ambivalente Figuren 
+ kann äußerst hart und heftig zubeißen
+ einmal im Flow, gibt es kaum ein Halten
+ Antihelden-Epos
+ enormes Potenzial, ambitioniert angelegt
+ hat seine eigene Optik, einen Killerstyle
+ ungewöhnliches Setting, unverbrauchte Location
+ dunkler Humor
+ starke Frauenfiguren 
+ Laura Linney stiehlt langsam aber sicher die Show
+ irgendwo zwischen den Coens und Refn
+ wunderschön entschleunigt und gegen den hyperaktiven Zeitgeist 
+ starker, neugierig machender Beginn 
+ knackige Wendungen 
+ seltsamerweise noch immer ein Geheimtipp 
+ Einblicke in Geldwäscherei
+ starke Cliffhanger/offene Fragen
+ komplizierte Verflechtungen 

SCHMUTZIG
— man wird nicht unbedingt sofort mit den vielschichtigen Figuren warm 
— langsame Geschwindigkeit nicht für jeden 
— manche Folgen etwas lang 
— sehr geschwätzig 
— man würde gern mehr aus Mexiko sehen 
— zum Teil überstilisiert 
— Glaubhaftigkeit wird arg strapaziert 
— Manches vorhersehbar
—  es werden nicht immer die schlausten Entscheidungen getroffen (was aber realistisch ist)
— FBI-Agent etwas seltsam und nicht immer passend 
— Flashbacks zum Teil unübersichtlich 
— fast eine Art Best-Of-Crimedrama
— einige Klischees (gerade bei den Bösewichten)
— nichts wirklich Neues

Fazit: die perfekte Mischung aus „Breaking Bad“ und „Fargo“?! Das werden die Zeit und hoffentlich hochbleibende Qualität zeigen. Bisher ist „Ozark“ allerdings definitiv eine stylische, harte und faszinierende Thrillerserie, eines der größten Prestigeprojekte Netflix', das meiner Meinung nach noch immer zu wenige Leute entdeckt haben. Grandioses Gangsterkino für die Couch. (8/10)

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