Review

Alles eine Sache der Relationen

"Downsizing" ist ein kleiner, feiner Film, bei dem man sich wundert und freut, wie er im großen Hollywoodsystem einen Fuß in die Tür kriegen konnte. Wir folgen einem relativ normalen Matt Damon, wie er mit Hilfe einer sensationellen neuen Technologie, wie viele andere Menschen auf der Welt, seinen Körper schrumpfen lässt. Nur werden in der kleinen Welt dann schnell andere Dinge wichtig, als er vorher vielleicht angenommen hätte. Und der Zuschauer wird ebenso überrascht. Denn "Downsizing" ist zwar ein leichter, lockerer und stellenweise auch herzlich lustiger Film, doch er ist nicht wirklich die futuristische Komödie, die der Trailer verkaufen will. Eher ein tief humanes Drama über die Verbesserung der vielleicht schon verlorenen Welt - allerdings nicht durch das Schrumpfen, was so gut wie keiner im Film für die Umwelt tut, sondern durch Selbstlosigkeit, Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft. Gegenteile zum Egoismus vieler kleinen Leute. Das ist durchaus eine Entwicklung und ein plötzlicher, unspektakulärer Endpunkt, der viele enttäuschen wird. Doch ich mag sein emotionales und inszenstorisches Understatement. Er stellt kein positives Zeugnis für unsere Gesellschaft aus und wer möge ihm da schon wiedersprechen. Erst recht wenn er Gesellschaftskritik derart entspannt und unaufgeregt formuliert. Da vergibt man ihm seine manchmal etwas zahnlos wirkende, melancholische Gangart. Fast.

Matt Damon macht seine Sache wie immer solide. Auf ihn wird man nie wirklich schimpfen können. "Downsizing" bildet da keine Ausnahme. Nur leider gibt ihm sein blasser Hauptcharakter nur sehr wenig bis gar nichts, um mal aus seiner Komfortzone auszubrechen. Dagegen strahlen die Nebenfiguren und ihre Darsteller umso heller. Christoph Waltz und Udo Kier haben sichtlich Spaß zusammen und stehlen jede Szene mühelos. Zwei echte deutschsprachige Legenden in Hollywood voll in ihrem Element, die den Film enorm aufwerten und Pep verleihen. Und spätestens wenn die bezaubernde Hong Chao im letzten Drittel das Ruder in die Hand nimmt, sieht man mal wieder wie Nebenfiguren und starke Performances eine Menge retten können. Nicht, dass Alexander Paynes clevere Gesellschaftskritik gerettet werden müsste, doch ansonsten plätschert die mal zynische, mal kitschige Dramödie oftmals ziellos umher und holt auf den ersten Blick recht wenig aus seiner spektakulären Prämisse heraus. Ein paar Minuten zu lang, ein paar Highlights zu wenig, eine nichtssagende Hauptfigur - dafür wirklich süß in seiner finalen Entscheidung, was er für das Wichtigstes im Leben und für die Zukunft der Menschheit hält.

Fazit: Weltverbessern beginnt im Kleinen - "Downsizing" ist herzlich, clever und relativ offen in seiner Interpretation. Zudem ungewöhnlich ohne wirklichen Höhepunkt und eher einer innerlichen wie äußerlichen Reise gleichend. Für mich machen schrullige Nebenfiguren und die geniale Grundidee den größten Reiz aus. Solide, ungefährliche Unterhaltung.

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