Die Grundidee ist nicht ganz neu. Schon 1957 zeigte Jack Arnolds Klassiker "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C." eindrucksvoll, wie sich für die Hauptfigur nicht nur die eigene Körpergröße, sondern auch das soziale Umfeld dramatisch verändert.
Darum geht es auch in "Downsizing", aber eben nicht so, wie man vielleicht annehmen würde. Am Anfang überwiegen die satirischen Elemente und bisweilen erinnert das Ganze etwas an "Die Truman-Show", oder auch an Joel Schuhmachers Konsumsatire "Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.", die leider etwas in Vergessenheit geraten ist.
Doch es zeigt sich bereits am Anfang, dass die Geschichte eher in Richtung Sozialdrama tendiert. Auch die Gefahren, die mit dem Schrumpf-Prozess verbunden sind, werden nicht außer Acht gelassen, treten aber in den Hintergrund. Ein Effekt-Spektakel sollte man also nicht erwarten. Dafür gibt es schließlich andere tolle Filme, wie "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft", "Die phantastische Reise", "Die Reise ins Ich" oder den bereits erwähnten Klassiker von Jack Arnold. ;-)
Vielmehr geht es darum, dass sich die neue Welt recht bald als exakte Kopie der normalen Welt erweist - mit all den bekannten Problemen, zu denen auch soziale Ungleichheit und Armut gehören. Der Erfinder des "Downsizing" stellt schließlich auch bald ernüchtert fest, dass er die Menschen mit seiner Vision von einer neuen, besseren Welt nur vom Regen in die Traufe befördert hat. Willkommen in der schönen neuen Zwei Klassen-Gesellschaft!
Bereits nach ungefähr 45 Minuten konzentriert sich die Geschichte ganz auf Paul Safranek (Matt Damon), der plötzlich alleine dasteht (weil seine Frau im letzten Moment einen Rückzieher macht) und sich in einem neuen sozialen Umfeld zurechtfinden muss. Dazu gehören der etwas exzentrische Lebemann Dušan (Genial: Christoph Waltz) und die Sozialarbeiterin Ngoc Lan (Umwerfend: Hong Chau), die Paul langsam in sein Herz schließt und für die er sich verantwortlich fühlt.
Sowohl schauspielerisch, als auch inszenatorisch ist "Downsizing" ganz großes Kino. Wie Paul sich in einem ungewohnten Umfeld mit fremden Menschen zurechtfinden muss und wie daraus Freundschaft (und auch eine Art Liebesbeziehung) erwächst, ist mMn sehr schön erzählt und herzergreifend. Die Figuren sind sehr fein gezeichnet und wirken authentisch. Die Gesellschaftskritik wird dabei nicht aus den Augen verloren und am Ende wird noch einmal subtil angedeutet, dass die Welt erst dann ein besserer Ort werden kann, wenn man nicht nur das System, sondern auch sein eigenes Verhalten hinterfragt.
Auch wenn stets ein melancholischer Grundton mitschwingt (und im letzten Drittel sogar in Richtung Endzeit-Stimmung ausschlägt), hat das Ganze auch eine gewisse Leichtigkeit, so dass ich am Ende zwar nachdenklich, aber auch mit einem Grinsen den Kinosaal verlassen habe. Alexander Payne ist hier das Kunststück gelungen, unterschiedliche Ansätze in einen Film zu packen und dennoch stimmig unter einen Hut zu bringen. Trotzdem schlägt sein Film eher leise, geradezu mini(!)malistische Töne an.
Eine klug und tiefsinnig gedachte, charmant inszenierte Zukunftsvision, die mMn auf vielen Ebenen funktioniert, berührt und mit (bisweilen etwas skurrilem) Humor auch bestens unterhält. Für mich jetzt schon einer der Filme des Jahres!
Übrigens habe ich noch keine Dialogszene gesehen, in der so oft das Wort "Fick" gesagt wird, ohne dass es ordinär wirkt. Außerdem gibt es noch eine lustige Party-Szene, in der Paul auf Droge ist. So wie Matt Damon hier abgeht, kann es sich eigentlich nur um MDMA handeln. ^^ Wirklich sehr authentisch gespielt (?) - Respekt!