El Tutor (La Tutora), der bislang vorletzte Streich von Coming-of-Age-Spezialist Iván Noel von 2016 heißt im internationalen Verleih auch "Burning Knees". Natürlich geht es auch hier wieder um die Befindlichkeit der Jugend, erneut im Mystery-Gewand, dass der Film sich allerdings kaum merklich überstreift.
Der Spanier, der in Argentinien lebt, erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaares von schätzungsweise 12 (er) und 13 (sie) Jahren, denen ihr Vater die titelgebende Tutorin zur Seite stellt; früher hätte man gesagt; eine Gouvernante. Die Kinder leben allein mit einer Haushälterin in einem abgelegenen Gutshaus, ihr Vater in der Stadt.
Die Tutorin nimmt das Geschwisterpaar als verwildert war, weil es den ganzen Tag im Wald unterwegs ist, mit dem Bogen auf Vögel schießt, nackt zusammen badet und in einem Bett schläft.
Sie versucht, die beiden zu unterrichten und zu erziehen, aber je länger sie da ist, desto mehr stößt sie an ihre Grenzen. Und dann ist da ja noch dieses Mystery-Ding um den toten José, wie ihr vielleicht der Inhaltsangabe entnommen habt.
Mehr will ich nicht verraten, der Film baut seine Storyline behutsam auf und setzt auch nicht wirklich auf Grusel, sondern eher auf eine etwas unwirkliche leicht verquere Athmo.
Insofern muss man ihn wohl am ehesten als Coming-of-Age-Mystery-Drama bezeichnen, das seine knapp zwei Stunden Laufzeit gut trägt, was vor allem den beiden Kinderdarstellern Valentino Vinco und Malena Alonso zu danken ist, die genau den Ton zwischen Unschuld und Provokation treffen. Aber auch Romina Pinto in der Fräulein-Rottenmeier-Rolle, die vor allem ein Problem mit der im Subtext sehr deutlich gemachten Sexualität der Kinder hat, liefert eine gänzende Vorstellung ab.
In Kombination mit dem klugen Drehbuch, das nicht zu viel verrät und beantwortet, und der einfühlsamen Regie wird aus diesem teils crowd-finanzierten Low Budget-Autorenfilm ein kleine Perle im Sub-Sub-Genre.
Abzug gibt es lediglich für die nachlässigen deutschen Untertitel mit etlichen Schreibfehlern - der Film ist hierzulande nur im spanischsprachigen Original beim Liebhaberlabel CMV Laservison erhältlich.
6,5 Punkte, die ich großzügig auf 7 aufrunde.