kurz angerissen*
"Curse mit einem brillanten Pass auf Cult, quer über die gegnerische Mauer, Cult hat den Ball, rennt aufs leere Tor zu, er schießt und... OOOOH! Zehn Meter am Pfosten vorbei!"
Tja, so kann's gehen. Da wird man von der relativ gelungenen Neuausrichtung schon von vorne bis hinten bedient und es reicht trotzdem nicht. In ähnlichen Situationen haben totgesagte Franchises solche Vorlagen als Kickstart genutzt, um erst so richtig loszulegen (es ist ja nicht so, als hätte es in "Curse" kein Verbesserungspotenzial mehr gegeben), doch "Cult" beendet das kurze Nervenzucken schneller, als man „Charles Lee Ray“ sagen kann.
Dabei hat's wieder Brad Dourif als Chucky-Stimme, Jennifer Tilly als... Jennifer Tilly, die kreuzhässliche Puppe mit einem erneut endlosen Repertoire an verzerrten Fratzen und massig blutige Höhepunkte. Noch dazu klingt die Grundidee gar nicht so verkehrt und unter Berücksichtigung der Fabrikations- und Replikationsansätze insbesondere des zweiten Teils sehr naheliegend: Massenmörder Ray einfach als eine Art "Puppet Master" über viele Good-Guy-Inkarnationen verfügen zu lassen, eröffnet neue Möglichkeiten.
Doch was ist dabei für ein hoffnungsloses Chaos herausgekommen. Was so stimmungsvoll mit einem Kaminfeuerdialog zwischen einem (jetzt erwachsenen) Jungen und seiner (jetzt nur noch aus einem verbrannten Kopf bestehenden) Puppe beginnt, wird zur konfusen Psycho-Gruppensitzung mit dem Wahnsinn aus "Einer flog aus dem Kuckucksnest" und der Abgeschiedenheit von "Shining". Besonders viel Interesse oder gar Empathie zieht die Versammlung Geisteskranker nicht unbedingt auf sich, und dass der behandelnde Arzt permanent Chucky-Puppen auf dem Flur mit sich herumträgt, stärkt nicht gerade das Vertrauen in seine Urteilsfähigkeit - oder auch in die Schlüssigkeit des Skripts. An Chuckys Spielzügen möchte man per se gar nichts aussetzen, es stört vielmehr die Umgebung, in der er sich bewegt; kein roter Faden lässt sich erkennen und nur wenige Einfälle tragen dazu bei, die Chucky-Multiplikation vorzubereiten oder angemessen zu präsentieren. Sie wird irgendwann einfach umgesetzt und enttäuscht dann auch noch mit gerade einmal vier Exemplaren, wo man sich vielleicht eher eine Gremlin'sche Armee gewünscht hätte. Dazu sind die öden Linoleumgänge in steriler Grey-Anatomy-Optik auch nicht unbedingt ein Augenschmaus.
Settingwechsel schön und gut, ein zweites Mal Haunted House hätte auch Stillstand bedeutet, aber wenn man schon neue Ansätze auffährt, dann doch bitte mit einem konkreten Konzept im Hinterkopf. "Cult Of Chucky" wirkt eher wie eine wirre Skizze und vergeudet die Chance, die Reihe noch einmal zu großen Ehren kommen zu lassen.
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