Ein Mann wacht in einem Wald auf, neben ihm ein Hund. Der afroamerikanische Soldat, er heißt Bryan, kann sich jedoch an nichts erinnern: wie er dorthin kam, was passiert ist, auch den Hund kennt er nicht. Dann zieht Nebel auf. Bryan läuft vor diesem Nebel davon in die nächstgelegene Siedlung, eine Kleinstadt. Auch diese erreicht bald der Nebel, in dessen Schwaden sich etwas Unheimliches verbirgt. Etwas, das nicht nur den Hund tötet, sondern auch Leute umbringt.
Die Bürger werden unruhig und reagieren teils panisch, doch wer durch den Nebel wegläuft oder wegfährt, kommt meist nicht weit. So bilden sich bald Gruppen von Leuten, die sich in Gebäuden verschanzen - dort wo der Nebel nicht eindringen kann. Ein Einkaufszentrum, eine Kirche und ein Krankenhaus bilden fortan die Locations, in denen die Überlebenden versuchen, eine Lösung für ihre Lage zu suchen - oder einfach nur ausharren, bis irgendwann Hilfe kommt.
Diese Hilfe kommt natürlich nicht, und schon bald kursieren Gerüchte, daß es sich um eine von Regierung und Militär angezettelte Verschwörung handelt, schließlich befinden sich unter den Leuten auch einige Soldaten - die jedoch sind genauso ahnungslos wie die anderen. Während sich also einige mit der Situation zu arrangieren versuchen (und beispielsweise nützliche Dinge aus den Geschäften im Einkaufszentrum untereinander aufteilen), wagen andere einen Standortwechsel, der allerdings nicht immer gelingt. Denn der tödliche Nebel dringt bisweilen auch durch unvorsichtigerweise offengelassene Türen oder Fenster in manchen Gang und holt sich dort seine Opfer...
Als Stephen King 1985 seine zweite Kurzgeschichtensammlung Skeleton Crew veröffentlichte, konnte er noch nicht ahnen, daß die Erzählung Der Nebel 22 Jahre später in Spielfilmlänge (Der Nebel 2007, Regie Frank Darabont) veröffentlicht wurde. Daß weitere 10 Jahre später der für eine Kurz(!)geschichte interessante Stoff dann zu einer mehrstündigen, insgesamt 10 Teile umfassenden TV-Serie ausgewalzt würde, hat den US-Erfolgsautor vermutlich überrascht, jedoch nicht dagegen klagen lassen, daß sein berühmter Name im Vorspann benutzt wurde. Inhaltlich hat die 2017er TV-Serie nämlich nicht mehr allzuviel mit der Kurzgeschichte von damals zu tun.
Tatsächlich stellt die beim US-Sender Spike produzierte und recht bald von Netflix übernommene Serie Der Nebel eine der, wenn nicht sogar die schlechteste Horrorserie dar, welche jemals durch die Gier nach guten Verkaufszahlen im Fahrwasser erfolgreicher Vorbilder verbrochen wurde. Für die Realisierung der 10 Episoden zeichneten sage und schreibe 8 Drehbuchautoren nach dem Motto "Jeder darf mal" verantwortlich, doch keiner von ihnen berücksichtigte die zwei wichtigsten Grundvoraussetzungen für solch ein Unterfangen: zum einen handelt es sich eine Horror-Story, weswegen dieser Aspekt im Vordergrund stehen sollte, was jedoch absolut nicht der Fall ist - stattdessen geht es fast ausschließlich um langweilige Beziehungsgeschichten und die im Nebel erscheinenden Monster bilden bestenfalls Randnotizen, wenn sie ab und zu mal erscheinen. Zum anderen sollte sich unter den vielen Filmcharaktären, von denen einige vom Original übernommen und "erweitert", andere jedoch neu hinzugefügt wurden, zumindest so etwas wie ein Sympathieträger befinden. Und hier versagt die Serie am meisten: alle Darsteller sind grottenlangweilig bis schlicht unsympathisch, es gibt nicht eine einzige Figur, mit der man mitfiebern könnte. Der dienstbeflissene Sheriff, die verlogene Mutter, die intrigante Tochter, der feige Einkaufszentrumsleiter, ein eindimensionaler Priester, ein tuntiges Bürschchen, ein gewaltbereiter Vater, ein hinterhältiger Junkie, ein tapferer Soldat, eine geisteskranke Alte und so weiter und so fort... schon nach kurzer Zeit wird einem das uninspirierte Geschwafel dieser Schnarchnasen, deren uninteressante Befindlichkeiten und sinnlose bis vorhersehbare Handlungen keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken, schlicht zu viel und es dauert nicht lang, bis man sich wünscht, daß der Nebel sie alle auffrisst.
Der Nebel selbst, hier auf ein Gimmick der Rahmenhandlung reduziert, bietet in seiner Darstellung ebenfalls keinerlei Grund zur Freude, denn die wenigen Schmetterlinge, Raupen, Blutegel oder einfach nur dunklen Schattenfiguren, die ab und zu erscheinen, sind eher schwach getrickst, verursachen keinerlei Gänsehaut und bleiben selbstverständlich auch bis zum Schluß bestenfalls rätselhaft. Die letzte Episode übrigens endet - wie könnte es anders sein - statt mit einer Aufklärung nur mit einem Cliffhanger. Eine zunächst angestrebte Fortsetzung dieses Mülls wurde erfreulicherweise abgesagt.
Fazit: Der Nebel - eine Serie, die einem spätestens alle 10 Minuten eindringlich dazu rät, einfach abzuschalten. Wer dennoch bis zum Ende durchhält, wird bedauern, diesem Rat nicht früher gefolgt zu sein. Prädikat: Zeitverschwendung, 1 Punkt.