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Eine spanische Schule im Jahr 1991: Während ihre Klassenkameraden eine Sonnenfinsternis beobachten, zieht sich die titelgebende 15jährige Verónica mit zwei Freundinnen in einen abgelegenen Raum im Schulkeller zurück und packt ein Ouija-brett aus, mittels dessen sie Kontakt mit ihrem verstorbenen Vater aufnehmen will. Während die beiden Freundinnen dem Ganzen wenig Bedeutung beimessen und aus Langweile mitspielen, erlebt Verónica schon bald paranormale Phänomene. Als das als Spielstein benutzte Glas zerplatzt und durch den Radau eine Lehrerin herbeieilt, wollen die anderen nichts mehr mit der Sache zu tun haben, während der vorübergehend ohnmächtigen Verónica von der Schulärztin nur ein normales Unwohlsein attestiert wird. In den folgenden Tagen jedoch stellt sich heraus, daß bei der Séance etwas schief gelaufen ist, denn Verónica wird fortan von mysteriösen Erscheinungen geplagt...

Die Nachstellung eines auf angeblich wahren Begebenheiten beruhenden Falles, bei denen ermittelnde Beamte erstmals beobachtete paranormale Aktivitäten zu Protokoll gaben, bildet den Rahmen dieses spanischen Mystery/Horror-Thrillers. Leider bleiben dabei schlußendlich einfach viel zu viele Fragen offen, auch und gerade der erwähnte Polizeibericht wird  in Form einer Blaulichtfahrt nur ganz kurz zu Beginn und am Ende von Verónica gestreift.

Zwischen diesen beiden Punkten, die Anfang und Ende markieren, darf der Zuschauer in tageweisen Kapiteln den Schul- und sonstigen Alltag von Verónica (Sandra Escacena) mitverfolgen, wie diese morgens und abends ihre drei kleinen Geschwister versorgt, weil die alleinerziehende Mutter fast den ganzen Tag in einer Gaststätte arbeitet. Diesen Job erledigt sie mit Bravour, auch wenn zwischendurch mal die Milch überkocht, und ihre kleinen Geschwister haben sich schon an die "Ersatzmutti" gewöhnt. Neben der authentisch agierenden Hauptdarstellerin ist auch das überzeugend normale und kindgerechte Schauspiel der drei Kinderdarsteller zu erwähnen - besonders der fröhlich durch seine Nickelbrille in die Welt schielende kleine Bub rundet ein durchweg sympathisches Geschwister-Kleeblatt ab.

Regisseur Paco Plaza ([REC]) baut dann behutsam ein Horror-Szenario auf, indem Verónica immer häufiger immer heftigere Erscheinungen hat, wobei der Zuschauer teilweise im Unklaren darüber gelassen wird, ob nur sie diese sieht oder ob sie real stattfinden: Das heiße Wasser, mit dem sich der Kleine verbrüht, ist real, zerplatzte Glühbirnen und Glas sind hinterher aber wieder in Ordnung - somit bleibt eine stete Spannung erhalten, zudem auch noch ein paar nicht weiter verfolgte Nebenstränge eingeflochten werden wie eine blinde Nonne, die heimlich raucht, eine neugierige Nachbarin oder eben die restlos überarbeitete Mutter, die nur zum Schlafen nach hause kommt und keine Zeit für die Kindererziehung hat.
Positiv zu vermerken sind auch die wohldosierten, sauber getricksten Schockeffekte, die an keiner Stelle übertrieben wirken und für den einen oder anderen Gänsehaut-Effekt sorgen.

Leider endet die ganze Geschichte dann tragisch, und nach dem oben erwähnten angeblich realen Polizeibericht ist Verónica schon zu und am Ende. Kein Happy-End (wäre diesmal wünschenswert), keine Erklärungen, was aus der Familie nun wird, ob die Geister bleiben, der Ort (die Wohnung) nun verflucht ist, auch die paffende Nonne mit ihren toten Augen hat keine Weisheit mehr parat. Schade.
So bleibt es bei einem grundsoliden Horror-Film, aus dem man meiner Ansicht nach vor allem am Ende durchaus mehr hätte machen können. 6 Punkte.

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