Nach einem grandiosen Einstieg von 2007 ging es mit der Reihe von „[Rec]“ steil bergab und Erfinder und Regisseur Paco Plaza gönnte sich eine kleine kreative Pause, um mit Hexenbretthorror wieder durchzustarten. Leider lässt er dabei kaum ein Klischee aus.
Madrid 1991: Da ihre allein erziehende Mutter eine kleine Kneipe führt, muss sich die fünfzehnjährige Veronica (Sandra Escacena) um die drei jüngeren Geschwister kümmern. Während einer Sonnenfinsternis probiert sie mit zwei Schulfreundinnen im Keller der Schule ein Ouijabrett aus, woraufhin Veronica ohnmächtig wird. Kurz danach häufen sich unheimliche Begebenheiten…
Mal wieder ein Fall, der vage auf angeblich wahren Begebenheiten beruht. Seinerzeit sprach ein Inspektor bei Ermittlungsarbeiten von paranormalen Ereignissen, über die Hintergründe ist allerdings wenig bekannt. Auch die Handlung spart Informationen weitgehend aus, denn im Verlauf erfährt man nichts über Veronicas verstorbenen Vater, jedoch auch nichts über den Dämon, der in der Wohnung phasenweise wie ein Poltergeist haust.
Der Teenager und ihre jüngeren Geschwister entpuppen sich zwar als sympathisches Gespann und die beklemmende Atmosphäre verfehlt über weite Teile ihre Wirkung nicht, doch die Gruseleinlagen setzen sich lediglich aus Versatzstücken zusammen, welche vom huschenden Schatten an der Wand über sich öffnende Türen bis hin zu Flüsterstimmen reichen. Auch eine blinde Nonne mit mystischem Geschwafel macht sich stets gut, wogegen von unten verfärbte Matratzen eigentlich wofür stehen sollen?
In Sachen Ausstattung vermag die Chose durchaus überzeugen, denn anno 1991 trug man noch dicke Ohrmuscheln mit Walkman, in Spanien hörte man zu der Zeit eh nur Héroes Del Silencio und es fehlt jede Spur von Computer, Handy und Flachbildschirm, wobei der Senso bereits Mitte der Achtziger aus der Mode kam. Auch der Score ist ein paar Jahre zurück und trifft eher den Zeitgeist eines Zombiefilms in Richtung Fulci. Er ist allerdings in seiner minimalistischen Form recht prägnant und schürt ein wenig die teils klaustrophobische Stimmung.
Auf darstellerischer Ebene ist den Jungmimen beileibe nichts vorzuwerfen, denn die vier performen recht natürlich und speziell Sandra Escacena debütiert sehr überzeugend.
Obgleich die Geschichte konsequent zu Ende erzählt wird, ereignen sich kaum Schockmomente, trotz einiger gelungener Schnitte und effektvoller Ausleuchtung stellt sich keine Gänsehaut ein und Originalität sieht unterm Strich ohnehin anders aus.
Die zu lang geratenen 105 Minuten zehren nahezu ausschließlich von der dichten Atmosphäre und leben vom Zusammenspiel der Figuren, die Folgeerscheinungen des Hexenbrettes waren 1991 kein Stück anders als heute.
Knapp
6 von 10