Review

Irgendwann im Spätsommer 1992 habe ich mir meinen ersten Horrorroman gekauft. Überraschenderweise ist das dann ziemlich schnell eskaliert und ich habe regelmäßig die Buchabteilung des Karstadts in Bingen (nicht mal das Gebäude gibt es heute noch....) und den örtlichen Buchhändler nach Lesestoff durchforstet.
Stephen King war zu der Zeit ganz groß, und alles, was damlas erschienen war, fand seinen Weg in meinen Bücherschrank. Glanzstück war "Heyne Jumbo 1", ein Buch im DINA 4-Format. rot, mit Stephen King's Es. Das Buch habe ich damals aufgesogen, es gehört bis heute zu meinen drei Lieblingsromanen.
Irgendwann gab es eine Fernsehverfilmung, die unverschämt viel richtig gemacht hat. Und dann schließlich die Hollywoodverfilmung, deren erster Teil letztes Jahr mit gigantischem Erfolg gelaufen ist.

Der Film erzählt den ersten Teil des Romans, in dem der Club der Verlierer noch aus Kindern besteht, so dass die erwachsenen Protagonisten gar nicht auftauchen. Dazu hat man die Handlung ins Jahr 1989 verlegt, also einen Zyklus nach hinten verschoben, so dass die Kinder quasi genauso alt wie ich sind.
Der Film erzählt, wie üblich für King, zwei Geschichten. Das eine ist die Geschichte einer Freuindschaft, die leider nicht so schön herausgearbeitet wird wie in Stand by Me, aber trotzdem funktioniert. Sieben Verlierer kommen zusammen und bilden eine verschworene Gemeinschaft. Dieser Teil hat mich damals besonders angesprochen, vor allem Ben hat es mir angetan. Er, Bill und vor allem Bev werden gut herausgearbeitet, nur die Liebesgeschichte wirkt aufgesetzt und passt überhaupt nicht. Dafür aber die Beziehungen zwischen den Kindern. Auch die filmischen Einführungen sind gut gelungen.

Daneben gibt es die Gruselhandlung, und hier sind wir leider inszenatorisch im Jahr 2017. Statt Dinge anzudeuten, werden sie ausgewalzt, an die Stelle von Subtitlität tritt CGI. Wo Tim Curry in der Fernsehfassung einen normal aussehehenden Clown gespielt hat, der jederzeit abdriften konnte, hat Pennywise hier CGI-Raubtierzähne. Wo in der Fernsehfassung Blut aus dem Abfluss brodelte, gab es hier ganze Fontänen. Usw usf. Gerade Pennywise ist leider überpräsent, wodurch viel von der Bedrohlichkeit fehlt. Dazu kommt, dass man den mythologischen Überbau, die Geschichte um ES und den großen Widersacher, komplett entfernt hat, wodurch das überlange Finale leider kaum noch Sinn ergibt.

Weite Teile des Films funktionieren für sich, der rote Faden geht aber ziemlich unter, so dass das große Ganze mächtig verliert. Es gibt immer wieder gruselige Teile von Szenen, die dann aber unter schlechten und/ oder übertrieben computeranimierten Effekten untergeht.
Das Unbehagen, das Derry durchzieht, wird stellenweise deutlich, verpufft aber immer wieder, leider.

Großartig sind die Kinderdarsteller, vor allem Bev, die sehr viel zu tun hat (bis sie am Ende zur Randfigur degradiert wird). Der neue Pennywise bleibt weit hinter Tim Curry zurück.

Der Film ist kein persönlichkeitserschütterndes Ereignis für kich, wie es der Roman war, sondern leichte, teilweise etwas gruselige Unterhaltung für zwischendurch, der dem Hype nicht gerecht wird. Der Horrorfilm scheint wirklich tot zu sein...

Details
Ähnliche Filme