Review
von Leimbacher-Mario
Ice Ice Crazy
Im Sog des „Star Wars“-Hypes wollte auch MGM Mitte der 80er etwas vom grün-weißen Kuchen abhaben und seine eigene Spaceoper produzieren. Was ein Roger Corman oder gar die Italiener aus der vierten bis dreizehnten Reihe in ihren Kiesgruben vor der Tür auf die wackeligen und trashigen Beine stellen konnten, musste auch das damals monetär in die roten Zahlen geratene Unternehmen irgendwie stemmen können. Heraus kam dabei (nach einigen finanziellen Kürzungen und Fragezeichen in seiner kompletten Produktion, die man auch spürt) „Krieg der Eispiraten“ über Banditen im All, die eine attraktive Prinzessin klauen und es mit einem miesepetrigen Imperator zu tun bekommen. Ihr glaubt, das kennt ihr doch? Nix da! „The Ice Pirates“ (u.a. mit Ron Perlman und Anjelica Huston in frühen Rollen) wird euch cool überraschen, kalt erwischen, kurzweilig amüsieren und komplett aus den Latschen hauen mit seinem balls-to-the-wall Wahnsinn!
Nahezu alle Beteiligten bei „The Ice Pirates“ haben mit Sicherheit schnell erkannt, dass man weder mit dem beschränkten Budget noch dem seicht-senilen Script ernsthaft Blockbusterbäume ausreißen kann. Daher warf man in einer Mischung aus fallender Restscham und Verzweiflung alles an die klebrige Wand, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Von der gut gemischten Käseplatte über angehende A-Lister und die Spüle bis zur beachtlichen Ausbeute eines Resteverkaufs im Karnevalswirt. Und sehr viel hält davon überraschenderweise! Zumindest wenn man in der richtigen Stimmung ist. Es wird ungeniert „zitiert“ oder eher dreist abgepaust und verwurstelt, von Indiana Jones bis Robin Hood. Das Tempo ist hoch. „Dieser Film braucht keine Anlaufzeit!“. Es gibt Wikinger, Piraten und Templer, es gibt Aliens, Raumkreuzer, Mantel und Degen. Alles ist wunderschön harmlos, bescheuert, freidrehend. Als ob man nichts mehr zu verlieren hätte. Da ein Furzjoke, dann fliegt ein Schädel. Klasse. Ein Hit wurde daraus mit Ansage natürlich nicht. Aber eine kleine Kultperle schon. Und Szenen wie das „timewarpende“ Finale bleiben sogar ernsthaft ewig im Gedächtnis. Fanfaren und Gefahren, Vandalen und Sandalen, Strumpfhosen und Bierdosen.
Fazit: außer Eis bietet „The Ice Pirates“ eigentlich jeden Wahnsinn und etliche frech kopierte Hits seiner Zeit, von Alien bis Mad Max. Space Herpes und rollige Heroes. Ein charmant durchgeknallter Ritt durch Sterne, Zeit und… Kastrationsbänder?!