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„Hey Ripper, ist für mich auch noch`n Hit übrig?"


Der fälschlich im Deutschen zur Fortsetzung erklärte „Dämonen 2" von Lamberto Bava unter der Produktion von Dario Argento und unter Mitwirkung von Michele Soavi wird gerne aufgrund seiner Ausgangslage dem Argento-Universum zugeordnet. 


Dies erweist sich jedoch als vollkommen falsch, denn Argentos Filme waren allesamt tief im italienischen Kino verankert und haben den ureigenen italienischen Film der Siebziger und auch teilweise noch Achtziger über das von Argento maßgeblich geprägte Subgenre des Giallo im Kern überhaupt ausgemacht. Egal ob „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", „Suspiria", „Tenebrae" oder „Phenomena", dies sind alles Filme die italienisches Kino in Reinform bieten und deren frühere Vertreter vielmehr den US-amerikanischen Slasherfilm prägten.

Mit dem Niedergang des Genrekinos versuchten sich die römischen Studios dann mit der Kopie amerikanischer Erfolgskonzepte am Fließband finanziell zu erhalten und die Qualität der Filme ließ bis auf wenige Ausnahmen rapide nach. In diesen Kontext muss man auch Bavas „Demoni" einordnen, der ein Sammelsurium von Motiven des Horrorfilms der Achtziger ist und sich sehr endeutig von US-Genrefilmen und US-amerikanisch geprägter Lebensart und Kultur beeinflussen ließ.

Sam Raimis „Evil Dead", John Carpenters „The Thing", Romeros „Dawn/Day of the Dead" und O`Bannons „Return of the living Dead", dazu noch Themen wie Samurais, Motorräder und heiße Freizeitaktivitäten wie Kino, Knutschen und Koksen, alles in den Mixer und als Topping Hair-Metal und Billy Idol obendrauf. Ein Träumchen!

Die Ausgangslage bildet hier eine zusammengewürfelte Truppe recht stereotyper, aber dadurch auch eben interessanter Figuren. Es finden sich heiße und sweete Teens (Boys & Girls), ein Zuhälter mit seinen beiden Bordsteinschwalben und eine zugedröhntes Punkbattalion, das das Massaker in "Death Wish 3" offenbar überlebt hat. Diese Truppe wird nun von einer Samuraimaske entfleuchten Seuche bedroht, die ihre Opfer zu blutrünstigen Dämonen werden lässt. Und mehr braucht man auch nicht für einen vergnüglichen Horrorfilm, wenn denn alle ihr Handwerk verstehen würden.

Nur liegt hier der Hase etwas im Pfeffer, denn Lamberto Bava hat von seinem Vater außer dem Namen und hoffentlich einer Menge Geldes nicht viel geerbt. Zumindest kein Talent. Viele Ideen bannt er recht zweckdienlich auf Zelluloid, aber seine Spannungsszenen holpern hier und da etwas und er lässt mehr Möglichkeiten liegen als unbedingt notwendig. Zudem verhunzt der Schnitt und die etwas zu dunkle Ausleuchtung das Gesamtwerk dahingehend, dass man nie so wirklich gepackt wird.

Dann bleibt halt nur der Genuss der trashigen Elemente, die „Demoni" gleich mit LKWs ankarren lässt und wenn man mit dieser Einstellung an den Film geht, bietet er großartige Unterhaltung, die nur durch wenige Längen und Hänger unterbrochen wird. Da die Figuren allesamt egal sind, bleibt es bis zum Schluss unklar, wer denn überhaupt seine Haut retten wird. Allerdings stellt man sich diese Frage beim Ansehen gar nicht erst aktiv und freut sich mehr über die recht ansehnlich gestalteten Effekte, Setdesigns und den Soundtrack, die extrem viel Zeitkolorit ausstrahlen. Die Action ist recht dünn und kostengünstig inszeniert, der Film hat aber viele Ideen (geklaut), die für unterhaltsame 70 Minuten sorgen. Da der Film nur 84 Minuten geht, ist das unter dem Gesichtpunkt des Unterhaltungswerts beachtlich.


Fazit

Bavas Zombie-Dämonen-Mischmasch ist herrlich überdrehtes Trashkino ohne jeden Feinschliff und bietet so etwas wie die kleinere, hässlichere Variante zu Filmen wie „From Dusk ´till Dawn", „Demon Knights" oder auch „Planet Terror". Und wie man merkt war er seiner Zeit damit mindestens 10 Jahre voraus und ist dann doch vielleicht in seiner Variation geklauter Elemente wiederum kreativer als man es ihm eigentlich zugestehen will. Nur schade, dass Bava in seinen filmischen Rhythmus keine wirkliche Spannungskurve und keine hervorstechenden szenischen Highlights eingebaut hat. Dann hätte man hier eventuell eine absolute Perle haben können.    

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