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They will make cemeteries their cathedrals and the cities will be your tombs.

Das Konzept ist so einfach wie genial. Man mache einen Zombiefilm, doch anstelle der Zombies nehme man Dämonen. Und schon hat man etwas eigen(ständig)es. Mit Dario Argento (Suspiria), Lamberto Bava (La casa con la scala nel buio), Dardano Sacchetti (Quella villa accanto al cimitero) und Franco Ferrini (Phenomena) schrieben ganze vier Autoren am Drehbuch zu diesem wilden Horrorspektakel aus Bella Italia mit, dem einerseits die Handschrift von Produzent Argento deutlich anzusehen ist, das andererseits jedoch auch individualistisch genug ist, um nicht so recht in sein eigenes Oeuvre zu passen. Die Regie überließ der Maestro Mario Bavas Sohn Lamberto, assistiert von Michele Soavi (La setta), welcher im Film auch in zwei Nebenrollen zu sehen ist. Der Grundplot dieser anspruchslosen, fast schon cartoonesken Sause ist denkbar simpel und paßt locker auf die Rückseite eines Bierdeckels, weist allerdings auch einige (garstige) Schnörkel auf, die ihn weit aus der Masse herausstechen lassen.

Im Berliner Metropol-Kino nimmt ein wüstes Gemetzel seinen Lauf, nachdem sich die Prostituierte Rosemary (Geretta Geretta, Rats - Notte di terrore) an einer ausgestellten Maske verletzt und in einen häßlichen, sabbernden Dämon mit spitzen Zähnen und langen, scharfen Krallen verwandelt hat. Seltsamerweise geschieht im Horrorfilm, der im Kino läuft, dasselbe. Life imitates art. Und wie im Geschehen auf der Leinwand findet der Dämon auch im Kinosaal rasch seine Opfer, die er entweder blutig massakriert oder in Dämonen verwandelt, welche ihrerseits Jagd auf Menschen machen. Ums nackte Überleben im Lichtspieltheater, dessen Ausgänge plötzlich vermauert sind, kämpfen unter anderem die Teenager Cheryl (Natasha Hovey), Kathy (Paola Cozzo), George (Urbano Barberini, Opera), Ken (Karl Zinny, Le foto di Gioia), Hannah (Fiore Argento, Phenomena), Rosemarys resoluter Zuhälter Tony (Bobby Rhodes, L'ultimo cacciatore) sowie die bezaubernde Platzanweiserin Ingrid (Nicoletta Elmi).

Letztere ist mit ihrer roten Haarmähne ein echter Blickfang! Schon erstaunlich, wie sich das kleine Mädchen aus Filmen wie Ecologia del delitto, Chi l'ha vista morire?, Gli orrori del castello di Norimberga, Flesh for Frankenstein und Profondo rosso entwickelt hat. Anstatt sich nur auf die Ereignisse im Kino zu konzentrieren, servieren uns die Autoren noch einen reichlich überflüssigen Nebenhandlungsstrang mit vier Koks schnupfenden Punks, die ziellos durch das nächtliche Berlin fahren und schlußendlich im Metropol landen. Dort haben die blutrünstigen Dämonen inzwischen Hälse aufgerissen, Augen rausgedrückt, Kußmünder zerquetscht und eine unglückliche Frau auf ziemlich rabiate Art und Weise skalpiert. Und je länger die verzweifelten Überlebenden im Kino festsitzen, desto mehr reduziert sich ihre eh schon geringe Zahl. Was sie auch versuchen, es scheint einfach keinen Ausweg aus dieser Todesfalle zu geben. Ohne Hilfe "von oben" werden sie wohl bis zum bitteren Ende hier festsitzen.

Die derben und ziemlich saftigen Spezialeffekte stammen von Sergio Stivaletti und Rosario Prestopino und sind ein Fest für Freunde von SFX-Kunst alter Schule. Nicht nur das Dämonen-Make-Up ist sehr gelungen, auch die zahlreichen Gore-Effekte und die paar Animatronics können sich wahrlich sehen lassen. Zu seiner Entstehungszeit zählte Dèmoni zweifellos mit zum Härtesten und Blutigsten, was bis dato auf Zelluloid gebannt wurde. Nicht umsonst pendelte sich die Splatter-Anzeige bei Frank Trebbin in Die Angst sitzt neben Dir (Gesamtausgabe) bei 9 und bei Chas. Baluns The Gore Score sogar beim Höchstwert 10 ein. Mehr als dreißig Jahre später erscheint der hemmungslos-chaotische Kracher allerdings - ich kann es kaum glauben, daß ich das schreibe! - beinahe schon harmlos und zurückhaltend. Tatsächlich wird heutzutage manchmal sogar im Mainstream (und frei ab sechszehn Jahren) häufiger und heftiger gesplattert als bei dieser italienischen Dämonenschlachtplatte. Tja, so ändern sich die Zeiten.

Doch zurück zum Film. Dèmoni zählt zu den Werken, die ich als horrorbegeisterter Jungspund am Häufigsten gesehen habe. Was fand ich den Streifen damals toll! Und zu meiner großen Überraschung (und Freude) konnte er mich, als ich ihn jetzt nach vielen Jahren wiedergesehen habe, erneut begeistern. Gleich von Beginn weg, mit Cheryls seltsamer, irgendwie beunruhigender U-Bahn-Fahrt und ihrer anschließenden Begegnung mit dem mysteriösen Mann mit der Maske (Michele Soavi), kongenial begleitet von Claudio Simonettis eingängigem Synthesizer-Stück (das mir nach wenigen Takten wieder dermaßen präsent war, als hätte ich es zuletzt gestern gehört, und nicht vor vielen, vielen Jahren), hatte mich Dèmoni wieder gepackt. Es fühlte sich an, als hätte er mich zärtlich aber bestimmt an der Hand genommen, mich in den Sessel gedrückt und mir "enjoy the ride" ins Ohr geflüstert. Denn auf diese Weise, als wilder Roller-Coaster-Ritt durch eine dämonenverseuchte Geisterbahn, funktioniert er einfach ganz prima.

Dèmoni legt ein immens hohes Tempo an den Tag, sieht sagenhaft gut aus (die grelle Ästhetik mit ihren oft satten Rot- und Blautönen ist grandios), erfreut den Zuschauer mit seiner surrealen Anything-Goes-Stimmung und macht mörderischen Spaß, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Angetrieben von dröhnenden Rocksongs von 80er-Jahren-Größen wie Mötley Crüe, Billy Idol, Accept oder Saxon braust der Streifen ohne Rücksicht auf Verluste über einen hinweg und macht damit beinahe die dünne (Alibi-)Handlung sowie die eindimensionalen Pappnasen vergessen, bei denen ich mir nach wie vor unschlüssig bin, ob sie ernst oder satirisch gemeint sind. Let's face it: Derart flach charakterisierte Figuren, die noch dazu Schwachsinn am laufenden Band verzapfen, bis sich einem fast die Zehennägel aufrollen, sieht man echt nicht alle Tage. Berücksichtigt man dann noch die arme Logik, die hier konsequent mit Füßen getreten wird, so ist es durchaus möglich, daß diese Aspekte als Parodie konzipiert wurden.

Und wenn man diesen Ansatz akzeptiert, dann kann man auch gleich einen Schritt weiter gehen und die Meta-Ebene (das Geschehen auf der Leinwand schwappt auf die Besucher über, die es sich anschauen) als bissigen Kommentar zur damals grassierenden Horrorfilm-Hexenjagd sehen (in England die Video Nasties, hierzulande die zahlreichen Beschlagnahmungen und Schnittmassaker). Ob man Dèmoni auf diese Weise deuten mag, bleibt zum Glück jedem selbst überlassen. Wie schon erwähnt, für mich funktioniert dieser lustvoll zelebrierte Tanz der Dämonen bestens als furiose Achterbahnfahrt, gespickt mit wahnwitzigen Set-Pieces (die Motorrad-Sequenz mit Katana-Beilage ist ja mal Over-the-Top), enthusiastisch vor den Latz geknalltem Gekröse und aus heiterem Himmel kommendem Irrsinn (die Geburtsszene, der Hubschrauber), über den man nur sprachlos den Kopf schütteln kann. Mit Dèmoni 2... l'incubo ritorna (Dämonen) ließ Bava im folgenden Jahr eine weitere Dämonen-Apokalypse folgen.

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