Dario Argento als Produzent im Hintergrund, Michele Soavi beteiligt – Lamberto Bava drehte „Dance of the Demons“ durchaus mit guten Vorraussetzungen.
Cheryl (Natasha Hovey) und ihre beste Freundin erhalten von einem maskierten Fremden in einer Berliner U-Bahn-Station eine Einladung zur Überraschungspremiere eines unbekannten Films. Sie finden sich abends im Metropol-Kino ein, wo sich ein bunt gemischtes Publikum versammelt: Paare verschiedenen Alters, zwei Jungs (= potentielle Love Interests für die beiden Mädels), ein Blinder mit Freundin, ein Zuhälter mit zwei Prostituierten usw. Eine der Bordsteinschwalben ritzt sich auch an einer ausgestellten Maske, ehe die kleine Ansammlung wandelnder Klischees in den Kinosaal marschiert.
Tatsächlich berichtet der Film von der Verwandlung von Menschen in Dämonen, sofern sie sich an bestimmten Artefakten ritzen. Das Gleiche passiert im Kino und die Bisse der Dämonin schaffen neue Dämonen. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt...
„Dance of the Demons“ ist Simpelkino pur, denn nach dem Ausbruch der Dämonen-Seuche ist auf erzählerischer Ebene kaum etwas los, sieht man vom apokalyptisch angehauchten Finale einmal ab. Stattdessen wird nach und nach das Figureninventar weggehäckselt, während diverses Füllmaterial den Film auf Länge streckt: Die Szenen mit den Punks, die durch Berlin cruisen, sind extrem in die Länge gezogen, und nach dem Betreten des Kinos erwartet man, dass sie auch eine Bewandtnis für die Handlung haben – doch da werden sie bereits durch den Wolf gedreht. Auch die apathisch guckende Platzanweiserin ist nur vermutungsweise am Treiben beteiligt, auch sie endet als Dämonenfutter.
Es bleibt die Frage, was ein anderer Regisseur aus diesem Stoff gestrickt hätte, denn Lamberto Bava mag ein Spezialist für derbe Gewalt sein, dramaturgisch holt er wenig aus „Dance of the Demons“ heraus. Ein Spannungsbogen oder schweißtreibende Belagerungsszenen gehen dem Film leider weitestgehend ab, wobei dies vor allem an den Charakteren liegt. Die wandelnden Schablonen, denen der Film kaum Charakterzüge leiht, rasen eh meist nur konfus durchs Kino und kreischen in einer Tour, bis man sich Stille durch Exitus regelrecht wünscht. An behämmerten Einfällen mangelt es „Dance of the Demons“ auch nicht, im Finale kracht ein Helikopter als deus ex machina durchs Dach, auch wenn der Film danach noch eine dürftige Begründung dafür hinterher schiebt.
Hinzu kommt, dass man kaum charismatische Darsteller für „Dance of the Demons“ gewählt hat. Natasha Hovey ragt da noch ansatzweise aus der Metzelmasse heraus, ebenso Bobby Rhodes in der Rolle des polternden, aber patenten Zuhälters. Der Rest vom Fest (darunter auch Fiore Argento, eine Tochter Darios) hingegen rattert seine Rollen einfach so herunter, sodass man die meisten Gesichter bereits wenige Minuten nach dem Abspann wieder vergessen hat.
Und trotzdem: Einen gewissen Unterhaltungswert kann man „Dance of the Demons“ doch attestieren, denn immerhin der Splatterfaktor ist ziemlich hoch – wie es im Splatterfilm sein sollte. Wenn mit Dämonenblut rumgesaut wird, dann sind die Anleihen bei Sam Raimi und seinem „Evil Dead“ offensichtlich, doch Bava hat sichtlich Spaß am Exzess, wenn Köpfe wie Finger abgetrennt werden, die Dämonen sich in Opfer verbeißen oder ein Rotor für Klarschiff sorgt. Die Effekte reiht man in einer absurd-überzogenen Überbietungslogik aneinander, genau wie man es von einem Film dieses Genres erwartet. Hinzu kommen einige abgedrehte Ideen, gerade das Aufräumen mittels Motorrad und Samuraischwert ist ein erwähnenswerter Höhepunkt des Films.
Weiterhin schlägt der Argento-Einfluss positiv zubuche. Den kreativen Inszenierungsstil des Meisters hat „Dance of the Demons“ leider nicht zu bieten, Farbgestaltung und Kameraarbeit sind doch vergleichsweise konventionell. Argento experimentierte zu der Zeit aber gerne mit Rock und Metal, weshalb treibende Musik von Leuten wie Mötley Crüe, Saxon und Billy Idol der schwachen Geschichte zu mehr Tempo verhilft; den Rest der Mucke hat Goblin-Frontmann Claudio Simonetti zu verantworten und ist gewohnt gut dabei.
„Dance of the Demons“ ist ein zufriedenstellender Genrefilm, zumindest was Menge und Qualität der karnevalesk übersteigerten Effekte angeht, zudem hat der Filmen einen guten Sound an Bord. Schreiberisch und darstellerisch liegt hier aber so einiges im Argen, weshalb sich Bavas Film nur ein wenig oberhalb des Mittelmaßes einordnet.