Review

Obwohl noch in der fruchtbarsten Karrieredekade von Dolph Lundgren („Silent Trigger“, „The Mechanik“) entstanden, gehört der letzte Film von Bruce Malmuth („Nighthawks“, „Hard to Kill“) zu den unbekanntesten Streifen des schwedischen Hünen, der „Pentathlon“ übrigens auch produzierte.
Das hat auch seinen Grund, denn abseits der schlichten Inszenierung dominiert leider ein schwaches Drehbuch, das mit Klischees wild um sich wirft.

Da kann auch die zumindest nicht ganz alltägliche Prämisse etwas reißen, die ausgerechnet Lundgren als Mustersportler der DDR verkauft und dabei alle Vorurteile in Divisionsstärke aufmarschieren lässt.
Schon früh wurde Eric Brogar (Lundgren) von seinem indoktrinierten, linientreuen Trainer Mueller (David Soul) mit der Peitsche geformt. Da gibt es für einen verlorenen Geländelauf (mit DDR-Fähnchen in der Hand!) hinter von Schäferhunden bewachtem Stacheldraht (Ließ man die Kinder etwas direkt an der Grenze joggen?) schon mal eine schallende Ohrfeige inklusive entsprechender Rede (Du wirst der Held der Nation blabla...). Warum sich Eric diese ganzen Jahre jene Unterdrückung seines egoistischen Managers bieten lässt, erfahren wir nicht, wohl aber, dass er 1988 bei den Olympischen Spielen im Fünfkampf Gold holt und die Chance ergreift, um dem System zu entfliehen, in die USA zu flüchten und dort böse abrutscht, bis er einen Neuanfang schafft.
Daraus ließe sich natürlich ein prima Drama stricken, aber stattdessen kramt das Skript den ollen Trainer wieder aus, der nach der Wende und vorübergehender Arbeitslosigkeit auf Neonazi umgeschult hat, in den U.S.A. Juden töten will, Eric zufällig über den Weg läuft und wieder Besitzansprüche meldet. Der als Aushängeschild der DDR gezüchtete Ausnahmeathlet soll sich gefälligst als dankbar erweisen. Auweia....

Die Olympischen Spiele wurden gemessen am Budget ziemlich realistisch inszeniert, aber was dabei abseits der Wettkämpfe gezeigt wird, ist ein einziger Witz – auch wenn die Realität damals wohl nicht so weit weg war.
Die Sportler der DDR dürfen nicht mit anderen sprechen, insbesondere nicht mit denen aus dem Westen, überall schlawinern verkleidete STASI-Spitzel herum, die sofort dazwischen gehen und offenbar auch rechtsradikales Gedankengut mit sich tragen. Hilfe!
Doping wird den Sportlern gleich ampullenweise im großen Maßstab gespritzt, nur Eric, ganz der Sportsmann, will entgegen den Weisungen seines erfolgsverrückten Trainers nichts nehmen, gewinnt aber trotzdem – sogar gegen seine aufgeputschten Landsmänner. Wieder die Frage, wie er es so lange bei Mueller aushalten konnte...

Die Flucht am Flughafen vor den STASI-Typen, die auf jeden Sportler wie Schießhunde aufpassen, damit auch keiner stiften geht, gelingt in einer halbwegs gekonnt inszenierten Sequenz, wobei es das Flughafensicherheitspersonal nichts zu interessieren scheint, dass man wild auf Eric feuert. Doch der schleppt sich angeschossen in den Ami-Flieger wird ohne Vorbehalte mitgenommen und grämt sich drüben angekommen, weil infolge seiner Flucht nicht nur sein bester Kumpel erschossen, sondern auch sein Vater ermordet wurde. Viele Drinks später, ist er dann auch ganz unten angekommen, sein Häschen, die U.S. – Sportlerin Julia (sweet: Renée Coleman) weg und er ein rauchendes, saufendes Wrack, das sich ganz außer Form mit Gelegenheitsjob über Wasser hält, in Selbstmitleid versinkt und schließlich von dem schwarzen Imbiss-Besitzer Creese (Roger E. Mosley, T.C. aus „Magnum P.I.“) wieder auf die rechte Bahn geführt wird, um sportlich wieder an alte Qualitäten anzuknüpfen, erneut mit Julia zusammenzukommen und berichtige Hoffnungen zu schöpfen, noch einmal ganz nach oben zu kommen.

Doch gerade als er in der Zeitung abgelichtet wird, reist unerkannt Mueller in die USA ein, um seinen Anschlag durchzuführen. Der disponiert flugs um, um es seinem Schüler, der ihm, so glaubt er in seinem Wahnsinn, so vieles verdankt und sein Besitz ist, eine Lektion zu erteilen. Alsbald wird dann beim Training am Strand auch auf Eric geschossen und einer von Muellers Nazischergen (wirklich eine Ausgeburt an Intelligenz) absolviert einen megapeinlichen Rap-Auftritt in Cresses Imbiss bis es an einer Waldhütte zum ersten Showdown kommt und Mueller anschließend sein Attentat in die Tat umsetzen will, nur um parallel dazu seine Botschaft an die Welt zu richten.

„Pentathlon“ richtet sich eigentlich nur an Lundgren-Komplettisten, denn auch wenn Malmuth die debile Chose ganz solide bebildert, hier funktionieren weder die dramatischen Elemente noch kann von einem Thriller gesprochen werden. Das mit Vorurteilen überflutete Drehbuch zerstört einfach alles und wenn die Produktion dann man einen Hinterhof in L.A. Downtown auch noch als Leipzig verkaufen will, fangen die Pferde im Stall an zu wiehern.

Der sympathische Schwede, rein schauspielerisch hier nun auch wahrlich keine Bank, darf seinen Adoniskörper zwar mehrmals in Szene setzen (u.a. Liebemachen unter einem Wasserfall im Wald), hat aber noch merklich mit mimischem Untalent in solchen Rollen zu kämpfen - von Coolness keine Spur. Ohnehin ist seine Figur von eher widersprüchlicher Natur.
Roger E. Mosley, als einziger mit einer brauchbaren Leistung, kann als Mann mit dem Herz am rechten Fleck und viel Humor ohnehin als einziger punkten.

Mitnehmen kann man hier letztlich eigentlich nur die penetrante Anhäufung von Klischees, die Ost- und Westdeutschland betreffen. Wir kommen hier wirklich nicht gut weg. Ich kann mir jedoch schon gut vorstellen, dass es jenseits des Ozeans noch genug Menschen gibt, die uns wirklich für so verkappt halten. Allein Muellers abgespackten Handlanger mit ihren blöden Sprüchen oder dessen wilde Ideen und Reaktionen (da werden auch mal eben die eigenen Landsleute abgeknallt) sollten einen Preis für die dümmsten Filmcharaktere erhalten.

Da kann dann auch der Abschluss mit klassischer Konstellation (Lundgren räumt Mueller und seine Horde in letzter Sekunde weg) rein actionmäßig nichts mehr richten, ist aber auch ohnehin zu einfallslos inszeniert und über das Happy End, das dann wirklich auch das letzte Problem löst, schweige ich mich lieber aus.


Fazit:
Das katastrophale Drehbuch mit seiner Unlogik und dem Mount Everest an Klischees laden zum lustigen Mitlachen ein. Meine Güte, haben sich die Autoren hier einen Kokolores zusammengeschrieben.
Was ein gutes Drama um einen emigrierten Sportler hätte werden können, verkommt schnurstracks zu einem furchtbar blödsinnigen „Ich will Rache und du bist mein“ – Dummbatzen-Streifen, in dem Lundgren nichts zu suchen hat. Die komplette Story des geflüchteten Sportlers, der es erneut mit seinem fiesen Ex-Trainer zu tun bekommt, ist ein riesiger Schandfleck in Lundgrens Karriere. Ich bin glatt versucht „Jill Rips“ besser zu finden... Entweder zum Heulen oder zum gepflegten Ablachen aber sicher nicht zum Genießen.

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