Auch die Großen haben mal klein angefangen und wer hätte Anfang der Fünfziger schon damit gerechnet, dass ein eher hölzern auftretender Charlton Heston bereits wenige Jahre später einen Oscar für "Ben Hur" einheimsen würde. Unter der Regie des renommierten deutschen Regisseurs Wilhelm Dieterle tritt dieses Manko glücklicherweise nicht allzu deutlich zum Vorschein.
Danny (Heston) und seine Kumpane müssen ein Wettbüro schließen, welches zum wiederholten Male von einer Razzia betroffen war. Beim Pokern nehmen sie den unbedarften Arthur Winant aus, der sich kurz darauf erhängt. Noch ahnen die Spieler nicht, dass ihnen der geistesgestörte Bruder des Verstorbenen bereits auf den Versen ist und nach dem Leben trachtet...
"Stadt im Dunkel" ist so ziemlich Hestons erster Hollywood Auftritt und man merkt ihm seine zeitweilige Unsicherheit aufgrund des leicht verkrampften Lächelns deutlich an, wodurch er gleichermaßen ein wenig arrogant rüberkommt. Seine Figur spiegelt im weitesten Sinne den pessimistischen Grundton des Krimis wieder, denn aufgrund eines Eifersuchtstraumas lässt er seine Dauerfreundin Fran (Lizabeth Scott) kaum an sich heran, während er den übrigen Pokerspielern grundlegend misstraut. Sein Charakter ist gekennzeichnet von Schroffheit, Misstrauen und Egoismus.
Leider benötigt die Geschichte eine ganze Weile, um den roten Faden aufzunehmen, während letztlich diverse Unterbrechungen aufgrund einiger Sangeseinlagen von Fran in Clubs immer wieder die Luft herausnehmen. Typische Elemente eines film noir sind zwar vorhanden und primär das Spiel mit Licht und Schatten funktioniert sehr gut, doch anderweitig ist die Rolle der Frauen nicht so stark gewichtet und auch der Gegenspieler der Hauptfigur fällt vergleichsweise schwach aus. Von diesem sieht man lediglich die Hand mit einem auffällig großen Ring, doch das dazugehörige Gesicht wird erst in einer entscheidenden Szene enthüllt.
Anderweitig unterstreicht jene Anonymität des Killers die Unsicherheit der Protagonisten innerhalb der unübersichtlichen Schauplätze wie Club oder Spielkasino, denn dass sie beobachtet werden, ist spätestens nach dem zweiten Mord klar.
Dieterle gelingt indes eine ordentliche Figurenzeichnung und vermag es, das Zusammenspiel der Protagonisten einigermaßen ansprechend zu gestalten. Nur hält sich das Mitfiebern mit den Kleinganoven eher in Grenzen. Obgleich der erste Mord eine effektive Dramaturgie einbindet und geschickt mit einigen Horrorelementen wie wehendem Vorhang oder huschender Katze spielt, ist einem das Opfer relativ gleich, was auch auf die anderen Halunken zutrifft.
Danny macht indes eine Entwicklung durch und lernt aufgrund einer entscheidenden Begegnung das Positive im Leben neu zu entdecken. Dadurch wird seine Figur greifbarer und sympathischer, nachdem seine anfängliche negative Haltung gegenüber Fran nicht nachvollziehbar erschien.
Das Nachtleben in den Kasinos, in denen jeder irgendwie nach Glück strebt und in der Anonymität der Halbschatten verschwindet, Glück im Spiel, Pech in der Liebe, dazwischen ein entschlossener Mörder, der über etwas zuviel Detailwissen verfügt und ein Antiheld mit Hang zum Glücksspiel und einer toll inszenierten Würfelpartie, in der erstmals das schlummernde Talent von Heston aufblitzt.
Kein typischer noir, jedoch die grobe Richtung mit ansehnlich komponierten Bildern, einem soliden Score und im Gesamtbild recht guten Darstellern. Zwischenzeitlich etwas zu träge erzählt und zu häufig von Gesangseinlagen unterbrochen, doch insgesamt stimmig und in Ansätzen sogar ein wenig spannend.
5,5 von 10