Review

Mumble (Hard)Core


Ein staubtrockener Neo Noir, herbstlich und kalt. In „Sweet Virginia“, einem kleinen, milden Krimi-Geheimtipp auf Netflix, folgen wir einem Ex-Bullenreiter und nun Motelbesitzer, der in einen verschachtelten Plot rund um einen Auftragskiller gezogen wird, mit dem er sich eigentlich ganz gut zu verstehen scheint...

Es gibt einige solide, minimalistische Thriller beim großen roten N zu finden, die bei den meisten eher am Rande des Radars, wenn überhaupt, liefen. „Wheelman“ oder „Calibre“ zum Bleistift. „Sweet Virginia“ schlägt qualitativ und atmosphärisch in eine ähnliche Kerbe, ohne dass ich in Jubelschreie ausbrechen würde. Bernthal ist wie geschaffen für solche dreckigen, staubfressenden Rollen; es wird wenig geredet, viel kommentarlos gezeigt und auf die Konzentration des Zuschauers gebaut - und „show don't tell“ ist immer zu beherzigen und zu loben. Das ist einfach raues, simples Männerkino mit Härten, Genuschel und Duellen. Fast auch etwas westernartig und wie der sehr kleine Cousin von Coen-Höhepunkten wie „Blood Simple“. Humorlos und unheiter. Nicht bahnbrechend, aber sehr leicht zu gucken. Und auch sehr knackig in seiner Laufzeit und seinem Timing, Feeling, Vibe. 

Fazit: atmosphärischer, kompromissloser Südstaaten-Thriller mit klasse Besetzung, wenig Tempo und einigen harten Kanten. Geduldig wie das Rauschen einer Landstraße. No State For Young Men. 

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