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In Amerika böse gefloppt, hier nur Direct-to-video mit dem sinnlosem Titel „Gnadenlose Flucht“ (Was ist an einer Flucht gnadenlos?) versehen, entpuppt sich „Switchback“ zwar nicht als der Totalausfall, den sein finanzieller „Erfolg“ glauben machen will, ist allerdings auch weit von Referenzwerken entfernt. Regiedebütant Jeb Stuart, der leider auch das Script verbrach liefert solide Kost mit vielen Fragen und lustlosen Darstellern.

Serienkiller sind im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schier unbegrenzt vorhanden und schwer zu schnappen sind noch dazu. Das hier vorgestellte Exemplar schnetzelt mit einem riesigen Jagdmesser quer durch die Staaten; ihm, mit persönlichem Motiv, auf dem Fersen der FBI-Agent Frank LaCrosse (Dennis Quaid, müde und lustlos mit Sauerpetermiene). Inoffiziell ermittelnd, seinen Chef an den Haxen taucht er in einer texanischen Kleinstadt auf, wo der Wahlkampf um den Sheriff-Stern seine Ermittlungen zu behindern drohen. Das dortige Schlachtfest in einem Motel liefert, einmal mehr, keine Hinweise. Also was tun?

Parallel dazu werden die beiden verdächtigen Killercharaktere vorgestellt, die den Zuschauer schon bald zum eifrigen Rätseln einladen. Der sympathische Bob Godall (Danny Glover als einzig überzeugender Schauspieler) nimmt in seiner exzentrischen Kiste den ruhigen Tramper Lane Dixon (Jared Leto, übel verklemmt) mit und rettet ihn in der nächsten Raststätte seine Gesundheit. Eine Freundschaft bahnt sich an und es ist ein weiter Weg zu ihrem, zufällig gemeinsamen, Ziel. Zeit genug, um sich kennen zu lernen?

Während LaCrosse vor Ort im Dunkeln tappt, den falschen Verdächtigen nachsetzt und in einer sehr weit hergeholten und zufälligen Aktion auf die richtige Spur gebracht wird, bewirft das Script den Zuschauer permanent mit eindeutigen Verhaltensweisen und Szenen, um ihn penetrant den richtigen Killer unter die Nase zu reiben. In dieser Offensichtlichkeit dürfte dem erfahrenen Genrekenner aber genau so klar sein, dass dieser es genau nicht sein kann.

Richtig abstrus wird es, wenn nach zwei Dritteln des Films aber die Identität gelüftet wird, das Motiv für die sinnlosen Morde aber zu keiner Zeit erwähnt wird, was die Figur immer unglaubwürdiger macht. Da werden, rein aus Vermutung, mal eben alte Bekannte und Freunde aufgeschlitzt und freundliche Kassiererinnen bedroht. Das Verhalten des Killers wird immer abstruser, so rast er später (grundlos!) wie ein Irrer über vereiste Nebenstraßen, wohl um dem Film ein bisschen Action und Spannung zu verpassen, die Jeb Stuart ansonsten abhanden kam.

An statt eine spannende Jagd auf den Serienmörder zu kreieren, verheddert sich der Plot rund um LaCrosse in Kompetenzgerangel, die beendete Karriere eines Sheriffs und LaCrosse selbst, der nun nicht nur seinem Vorgesetzten entfliehen muss, sondern auch per Zufall (*gähn*) auf die entscheidenden Fakten gestoßen wird, die ihm der Killer in einem Brief als Rätsel schon vor Augen geführt hat. Allein die angebliche Vorhersehbarkeit des Handels LaCrosse von Seiten seines Peinigers dürfte bei jedem halbwegs aufmerksamen Zuschauer für Verzweiflungsschreie sorgen. Genauso wie die Tatsache, dass LaCrosse nach einem unfreiwilligen Bad im Fluss nachts durch die verschneiten Rocky Mountains latscht, bis seine Klamotten am nächsten Tag wieder trocken sind (???).

Immerhin gibt es ein ausführliches Finale, in dem sich die beiden Kontrahenten auf einem fahrenden Zug ordentlich Saures geben dürfen. Dort werden dann nicht nur beeindruckende Kulissen (die verschneiten Berge tun dem Film gut) und gute Stunts geboten, sondern auch ein paar brenzlige Situationen gemeistert; alles im Old-School-Style. Das Happy-End zum Schluss natürlich inbegriffen.

Fazit:
„Switchback“ ist ein durchschnittlicher Thriller, dem in der ersten Hälfte eindeutig Drive und Tempo fehlt. Der Plot wird durch viel zu viele Zufälle vorangetrieben und das Handeln des Killers bleibt von Anfang bis Ende unschlüssig und hinterlässt unbeantwortete Fragen. Erschwerend kommen das lustlose Schauspiel Quaids und Letos hinzu, die im Gegensatz zu Glover, wohl keine Motivation zeigten, hier glänzen zu wollen. Der Supportcast um „Full Metall Jacket“- Schleifer R. Lee Ermey erweist sich da als viel spielfreudiger.
So steigert sich der Film erst in der zweiten Hälfte wo ihm eine eisige, atmosphärische Kulisse, etwas Action und ein spannendes Finale zugestanden werden. Das macht aber noch keinen guten Thriller.

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