Der Film zuvor mit einem Bild zusammengefasst, ein Sarg, ein Grab, ein Mensch davor, der die letzte Ehre erweist, die letzte Reise einleitet, aber nicht begleitet, zumindest jetzt noch nicht. Das Gesicht ist starr und stumm, die Trauergesellschaft groß, nur einer steht im Mittelpunkt. Die Geschichte ist zu Ende und geht weiter, wie das Leben so ist, der Tod als ständiger Begleiter, daran ändern kann man nichts:
Marseille, in den frühen 1930ern. Gangsterboss Roch Siffredi [ Alain Delon ] hat gerade seinen besten Freund und Partner durch ein Attentat verloren; was er auch trotz der Warnungen von Inspector Fanti [ Daniel Ivernel ] prompt rächt. Dabei zieht er allerdings den Zorn des italienischen Gegenübers Volpone [ Riccardo Cucciolla ] auf sich, der mitsamt seiner rechten Hand Sam [ Reinhard Kolldehoff ] einen heftigen Angriff auf das Imperium von Siffredi verübt. Siffredi, der nur durch die Hilfe von Fernand [ Lionel Vitrant ] halbwegs heile aus der Geschichte kommt, die Stadt verlassen und dabei auch seine Geliebte Lola [ Catherine Rouvel ] zurücklassen muss, plant eine Racheaktion.
Pietätvoll ist der Beginn, das geht nicht so weiter, "drei Monate später" hat sich nicht alles geklärt, die Geschäfte laufen weiter, das illegale Casino im Hinterzimmer, die Bank gewinnt immer. Die Architektur ist allgemein braun bis dunkel, das Licht bleibt draußen, ein Scheinwerfer steht mal im Rücken, erhellen tut er nur das Zentrum. Ermittlungen sind angestellt worden, von beiden Seiten der Medaille, von beiden Seiten des Gesetzes, vom Kommissar und vom Freund und Gangsterboss. "Ihre Polizei ist dafür geeigneter als meine." - "Sie ist oft genug dieselbe." Leichen werden samt Zementblock aus dem Hafen gezogen, konspirative Treffen abgehalten, Informationen ausgetauscht, der Kommissar sieht zu und zählt die Schüsse, er hält sich trotzdem aus allem raus.
Ein Gangsterkrieg entspinnt und geht weiter, ein Mann wird aus dem Zug gedrängt und auf die Gleise geschmissen, Auge um Auge, Zahn um Zahn, das biblische Gebot hier beachtet, der Anstand und die Manieren. Die Autos sind so edel wie die Anzüge, die Hemden, die Schals und die Handschuhe blütenweiß, es wird ein wenig der Kunst gehuldigt und der Kultur, wenn auch nur im Nachtclub, der Chanson für die High Society, es wird sich nicht etwa für den Ernstfall vorbereitet, sondern das Leben noch genossen; für den letzten Augenblick. Bald gibt es eine menschliche Bombe auf der Bühne, es gibt einen Anschlag mit Schwefelsäure, der Kampf an der Spitze ist brutal, es brennt bald buchstäblich an allen Ecken und Enden. "Es gibt heute Nacht in dieser Stadt weder Polizei noch Recht."
Überraschungen kann Regisseur Deray hier nicht aufweisen, Tradition und Umwälzungen, ein Phoenix aus der Asche, eine Spirale der Gewalt, ja, eine schöne Fassade von schmutzigem Geld, etwas Theatralik, etwas politische Gefilde, der Italiener hat die Unterstützung der extremen Rechten in Paris, er hat die Polizei in der Hand, er hat eine 'Säuberung' vor, "Die Welt dreht sich schnell, (...) zu schnell für die Einzelgänger." Es gibt nur zwei, drei interessante Figuren, Delon hatte kürzlich einen Verlust zu beklagen, er hat weiter gemacht für den Schein, er ist aber noch nicht der Alte, er hat keinen engen Freund, er hat kein Partner, er steht und kämpft und fällt allein. Das Geschehen ist meist dunkel bis düster, die Gebäude verwinkelt und verschnörkelt, viele Wege zu begehen, viele Verstecke für Hinterhalte, rasch geht es an das Eingemachte, an das Schrotgewehr im Safe. Getötet wird zuhauf und fleißig, zu allen Mitteln der Wahl gegriffen, noch mit einem blutig zerschnittenen Mund gelächelt und 'Häschen in der Grube' mit Luxuslimousinen gespielt; Europäisierung mal auf andere Art und Weise, explosive Expansion, vom Gastarbeiter zum ärgsten Konkurrenzen, zum Nachbarschaftsstreiter, zum Invasoren. "Im Zeitalter der Trois spielen Sie immer noch Vendetta."
Zwischendurch ist man wie vom Erdboden verschluckt, der eine wart entführt und länger nicht mehr gesehen, man hat ihm zum Gespött der Stadt gemacht, der andere ist Wochen schon im Grab. Das große Spektakel wird dann nicht mehr geboten, die Mobsters-Unterwelt im Delirium, im Säuferwahn. Das erinnert ein wenig an die Drogensucht aus French Connection 2, die versuchte Beseitigung eines Widerstreites durch den Bruch von Körper und Geist, hier ist die Legendenbildung ähnlich, auch geht es um Drogen, geht es um die weiße Waffe, geht es um Heroin. Ein Welteroberungsplan wird geboren, der Film wandelt sich vom unterkühlten, stilisierten Ausstellungsstück und vom Schau-Spiel um zum Ärmlichen, modifiziert sich bald zum Ärgsten, raus aus dem schönen Schein, in die trübe Realität, mit brutalen Stunts und ebensolchen Sterbeszenen. Bald schreibt man '35, bald '36, dann '37, "In Berlin wird bestimmt alles gut laufen.", die Narration schreitet voran, die Dramaturgie folgt hintendran, auf Fluchtwegen über das Meer, auf Schleichwegen über das Gebirge, die Rache wird hier kalt vollzogen, "Heute komm’ ich voller Zorn zurück."