kurz angerissen*
„Ära des Untergangs“ war eine zweieinhalbstündige Hochgeschwindigkeits-Kreisfahrt auf einem Spiegelkarussell mit Kotzgarantie beim Ausstieg, insofern ist es schon ganz nett, dass sich „The Last Knight“ auch mal wieder Zeit nimmt für ein paar andächtige Blicke in den Sonnenuntergang. Die immer noch hochsterilen Spezialeffekte finden nicht mehr fast ausschließlich im Fokus des Bildes statt, sondern streuen in die Tiefe. Michael Bay nutzt den Raum meist dreidimensional nach oben gerichtet, so dass stilisierte Wolkengebilde und ein klarer, blauer Himmel den Rahmen geben für die Robo-Kloppe im Vordergrund. Ferner tummeln sich gerade zum Finale gigantische Metallkonstrukte freischwebend im Himmel, durch Unschärfen kilometerweit in den Hintergrund verbannt und dank HD trotzdem wimmelnd von Details. Wahlberg und seine Freunde bewegen sich wie Partikel durch diese epischen Dimensionen und nehmen doch massiven Einfluss auf die Geschehnisse. Dazu Sandwüsten und satte, grüne Wiesen direkt aus dem Mittelalter – eine Verquickung von SciFi-Technologie und unberührter Natur, die an die fernen Welten von „Star Wars“ denken lässt.
Konzentriert man sich auf diese Oberflächenreize, kann „Transformers 5“ so viel Spaß machen wie lange kein Teil der Reihe mehr. Das Gerüst wird indes von Teil zu Teil klappriger. Schon der Prolog erzeugt Sehnsucht danach, dass Michael Bay sich noch einmal an etwas anderem als einem „Transformers“-Film versuchen möge (seine Gewichtheber-Posse und Benghazi-Aufarbeitung waren den Versuch wert, eigentlich möchte man von diesem Regisseur aber andere Stoffe verfilmt sehen), auch wenn Guy Ritchie gerade wieder bewiesen hat, dass man bestimmt keinen Bay braucht, um historische Stoffe modernisiert aufzubereiten (umgekehrt rezitiert Bay diesmal sogar in einer völlig albernen Montage die Freeze-Frame-Namenseinblendungen, für die Ritchies Name einst stand).
Die Transformers-Serie wird durch den Bezug zur Artus-Sage aber nun endgültig zum Possentheater; sollte sich Teil 6 um die Sklavenbefreiung drehen und Abe Lincoln von einem Decepticon ermordet werden, wundern würde es niemanden.. Hinzu kommt Stanley Tucci als Merlin-Saufnase in Tradition alter Kung-Fu-Schinken, eine Nazi-Episode vor wehenden Hakenkreuz-Bannern, die Inszenierung einer Kinder-Subkultur in den Metallschrott-Slums, Transformers als Lehrfach an der Universität für Metallurgie (Anthony Hopkins verleiht dem Film weniger Würde als dieser seinem neuen Nebendarsteller nimmt), Baby-Metalldinos für alle, die den neuen „Jurassic Park“ nicht abwarten können, ein Wall-E aus Vespa-Teilen und Nicola Peltz als Telefonstimme aus dem Off. Mark Wahlberg sieht sich mit wehender Mähne endgültig bay-isiert und ist folglich in der Franchise angekommen. Megan Fox wurde indes endgültig verabschiedet, indem man einfach eine neue, jüngere Version ihrer selbst engagiert hat.
Schwer zu sagen, ob man das nun besser oder schlechter nennen soll als den Vorgänger. Wer Hochdruck-Hirnbenebelung braucht, greift vermutlich eher zum Vorgänger, der insgesamt weniger Zeit zum Nachdenken ließ und deshalb vielleicht nicht ganz so blöde aussah wie Bays neuester Streich. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch „The Last Knight“ kein Maß kennt, Finale um Finale aufstapelt und nach wiederum nicht weniger als zweieinhalb Stunden mit Ermattung einhergeht.
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