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„Die Nieten der Schwafelrunde" - oder transformierte Legenden-Fledderei

Ja, ja, die Artus Sage. Eine Fundgrube für allerlei Plagiate, Verwurstungen, Ausschlachtungen und „Neuinterpretationen". Ob Literatur (Tolkien, Zimmer Bradley), Kino (u.a. „Star Wars" und „King Arthur" in x Varianten), oder unlängst TV („Game of Thrones"), jeder nimmt sich, was er gerade so braucht und vermengt es mit den eigenen mehr oder weniger gelungen Einfällen. Ein mythologischer Selbstbedienungsladen sozusagen, oder besser Schrottplatz, wenn man so manche Ergebnisse sieht.

Schrott ist genau das richtige Stichwort, denn Blechbüchsen-Puppenspieler Michael Bay hat ein ausgewiesenes Faible für die totale Zerstörung von Metallen aller Art. Böse und vermeintlich clevere Zungen werden jetzt natürlich sogleich die Metapher für sein gesamtes Filmschaffen in den Ring werfen, aber erstens ist das linguistisches Kneipenniveau und zweitens schlicht unfair. Jetzt könnte man natürlich einwenden zumindest für seine „Transformers"-Filme träfe dieser böse Stempel zu, wobei man dann schon ein paar ordentliche Kapriolen schlagen muss, um den einigermaßen charmanten Erstling ("Transformers", 2007) und den einigermaßen audio-visuell gewitzten dritten Teil ("Transformers 3", 2011) auf die Müllhalde zu schreiberlingen. Aber wir schweifen ab. Es geht um Artus, Schrott und Bay.
 
Im fünften „Transformers"-Streifen gehen diese drei eine unheilige Allianz von kolossalen Ausmaßen ein, ein Triumvirat der besonderen Art. Was wohl als ultimative Machtdemonstration des filmischen Krawalls gedacht war, entpuppt sich als geradezu orgiastische Implosion. Fast kann einem der gute Michael leid tun. Den spätestens seit dem Vorgänger dirigiert er den Verwandlungsroboter-Kindergarten nur noch aus knallhartem Quid pro quo-Kalkül. Also liefert er brav ein Schepper-Sequel nach dem nächsten, um so seine wirklichen Herzensprojekte („Pain and Gain", „13 Hours") finanziert zu bekommen. Und wie es mit schnöden Auftragsarbeiten nun mal so ist, man merkt ihnen die mangelnde intrinsische Motivation sehr schnell und ebenso deutlich an.

Da macht auch ein Vollprofi wie Bay keine Ausnahme. Auf den ersten Blick sieht alles wie gewohnt aus, die Oberfläche ist blitzeblank poliert. Soll heißen es kracht, explodiert, blitzt und dröhnt nach allen Regeln der Trick- und Krawallkunst. Die Verwandlungs-Blechpappkameraden mäandern verbal zwischen schwülstiger Pathetik und unterdurchschnittlichen Pennäler-Witzchen. Dazwischen gibt es ein aufrechten Recken ohne Plan, dafür mit ganz viel Muskeln (Mark Wahlberg macht das Spitze). Dazu eine (bei Michael gern) brünette Schönheit mit noch weniger Plan, dafür vielen sexy Posen. Mittendrin turnen ein paar hibbelige,neunmalkluge Kinder sowie ein paar Helfer-Nerds durch die Gegend. Auf keinen Fall fehlen darf schließlich. das mit dem neuesten Waffenschnickschnack aufgerödelte US-Militär. Zwar richtet er Dauerfeuer so gut wie keinen Schaden an, dafür sieht es einfach affenscharf aus. Business as usual also, aber ob man es glauben mag, oder nicht, selbst ein solches Spektakel brauch so etwas wie Seele und Struktur.

„Transformers 5" geht in etwa so: 10 Minuten Zerstörungsorgie jeder gegen jeden, dann 10 Minuten gefühlsduselige Worthülsen unterbrochen von flachen Gags zur Auflockerung. Zum Abschuss dann noch 5 Minuten Erklärbär-Geschwafel von Papa Hopkins das helfen soll den ganzen Story-Humbug zu entwirren und dabei fröhlich fürs exakte Gegenteil sorgt. Diese enervierende Schleife wiederholt sich noch weitere 5 Mal, bis man endlich von den Schlusscredits erlöst wird. Noch Fragen? Ach so, ja, Artus.

Also, die Ritter der Tafelrunde waren seinerzeit nicht allein. War ja auch verdammt viel Arbeit und so. Da traf es sich gut, dass ihnen 12 außerirdische Helfer zur Seite standen, ja, ihr ahnt es schon, unsere guten Transformers. Das war auch toll für Merlin, denn der alte Tatterich hatte keine Ahnung von Magie, sondern umso mehr vom Feuerwasser. Sprung in die Gegenwart. Hier prügeln sich immer noch Autobots und Decepticons um unsere Erde, weil, ja warum eigentlich? Ober-Robo Otimus Prime ist tot, die Galaxis hat schon noch ein paar mehr Planeten zu bieten und ... Ach ja, Artus hat seinerzeit irgendein Artefakt versteckt, Merlins Zauberstab ist auch irgendwie wichtig und Marky Mark aka Cade Yeager der Auserwählte. Alle drei braucht man irgendwie um den Planeten zu retten, also einen von beiden, unseren, oder den der Transformers (Cybertron). Vielleicht kann Jaeger sogar Frieden stiften, schließlich ist er nun der letzte Ritter, auch wenn er nichts davon weiß und auch nicht so aussieht. Zum Glück hat er mit Lord Edmund Burton (Hopkins) und der 25-jährigen Geschichtsprofessorin Viviane Wembley (Laura Haddock) zwei historische Masterminds an der Seite, das wird schon.

Wer jetzt schon vom Lesen einen Brummschädel bekommen hat, dem sei dringendst von der Film Sichtung abgeraten. Denn das ADS-Skript auf Speed beglückt uns noch mit einem Ausflug in die Nazi-Zeit, einem Abstecher nach Stonehenge, einer kruden Kreuzung aus C3PO und einem englischen Snob-Butler sowie einem Unterwasserkarussell, bei dem James Cameron und Jules Verne zur Fusion gezwungen werden.

Um es kurz zu machen: „Transformers - The last Knight" steht seinem unmittelbaren Vorgänger ("Transformers - Age of Extinction", 2014) in nichts nach und liefert den doofsten, sinnfreiesten, emotionslosesten Blockbuster des Jahres (egal was da noch kommt, ein Unterbieten ist nicht möglich). Er ist zudem äußerst anstrengend, da man pausenlos mit blöden Sprüchen, noch blöderen Plot-Fragmenten und einer unüberschaubaren Anzahl humanoider wie extraterrestrischer Dumpfbacken beworfen wird, bis man jegliche Orientierung verloren hat. Dabei liesse sich das Zweienhalb-Stunden Martyrium in einem Satz zusammenfassen: Verwandlungsroboter und Menschen kloppen sich seit König Artus Zeiten um die Vorherrschaft auf der Erde, was immer wieder zu ganz viel Bum führt.

Armer Artus, nicht nur, dass ihm sein Busenfreund das Weib streitig gemacht hat, jetzt muss er sein Vermächtnis auch noch von einer Horde dauerschwafelnder Blechproleten auf dem Blockbuster-Schrottplatz des 21. Jahrhunderts verwursten lassen. Mitleid kann man aber auch mit Michael Bay haben. Immer wieder muss er die Blechtölpel auf sich einprügeln lassen, um wenigsten ab und zu mal nach seinem Gusto drehen zu dürfen. So gesehen ist der hier angerichtete Totalschaden vielleicht sogar ein Hilferuf. Und das wäre nun wirklich mehr als verständlich. Also gebt den Mann endlich frei und erlöst ihn von den Blechschwachmaten. Das moderne Kino kann zumindest einen Auteur des visuellen Bombast durchaus vertragen.

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