Was sich der deutsche Verleih bei der Betitelung von „Last of the Dogmen“ als „Dogman“ dachte, wird wohl ein Rätsel bleiben. Vielleicht wollte man Assoziationen zu Superhelden wie Batman oder Spiderman wecken.
Bei den „Dogmen“ des Originals handelt es sich nämlich um eine bestimmte Gruppe der Cheyenne, also eine Mehrzahl von Leuten, und Protagonist Lewis Gates (Tom Berenger) hat zwar einen Hund, ist aber alles andere als Superheld und hat auch sonst nichts, was ihn speziell als Hundemann auszeichnen würde. Wenn er nicht gerade in klassischer Westernheldentradition volltrunken in der Ecke liegt, ist er der beste Fährtensucher seiner Gegend, weshalb ihn Sheriff Deegan (Kurtwood Smith) auch losschickt, als drei Sträflinge türmen.
In der Wildnis werden die drei Flüchtigen in einer – für die Jugendfreigaben, die der Film in Deutschland, den USA und Großbritannien erhielt – überraschend gruseligen Sequenz attackiert, weshalb Lewis nur noch ein blutiges Stück Kleidung und einen Pfeil vorfindet, die ihn ins Grübeln kommen lassen. Nicht umsonst sucht er deshalb bald die Ethnologin Lilian Diane Sloan (Barbara Hershey) auf, die als resolute Wissenschaftlerin natürlich für das leichte Screwballelement im Umgang mit dem kernigen Naturburschen sucht.
Der Pfeil geht auf „Dogmen“ genannte Cheyenne-Krieger zurück, weshalb in beiden der Verdacht aufkeimt, dass Nachfahren des Stammes noch in den Bergen Montanas leben könnten. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Expedition in die Wildnis…
„Last of the Dogmen“ kam zu einer Zeit, in der – infolge des Erfolgs von „Der mit dem Wolf tanzt“ – eine positive Darstellung der Indianer und eine Thematisierung des Unrechts, das sie durch die Weißen erfuhren, voll im Trend lag, siehe dazu auch „Geronimo“, „Der letzte Mohikaner“ oder „Halbblut“. Tab Murphys erste (und bisher einzige) Regiearbeit gehört allerdings zu den wenig memorablen Exemplaren dieses Trends, da der Regisseur und Autor leider kaum mehr als Plattitüden zu bieten hat, die letzten der Hundemänner als edle Wilde inszeniert, deren Unabhängigkeit es zu bewahren gilt, was auch die weißen Hauptfiguren nach einer schwierigen Kennenlernphase feststellen, die unter anderem Gefangenschaft und einen angeschossenen Hund beinhaltet.
Schwerer wiegt allerdings die Tatsache, dass Murphy hier kaum nennenswerte Konflikte oder Spannungsbögen zustande bringt: Bis man die Krieger findet, ist schon fast der halbe Film vorbei, die Annäherung zwischen ihnen und den Protagonisten scheint nie so wirklich in die Ferne zu rücken und der Subplot um Lewis und den Sheriff wird so stiefmütterlich behandelt, das man ihn fast weglassen könnte: Der Gesetzeshüter ist eigentlich der Schwiegersohn des Mannes, die Ehefrau verstarb bei einem Unfall, woran der Schwiegerpapi ihm die Schuld gab und deshalb ist dicke Luft zwischen den beiden, was im Finale kurz brenzlig werden könnte, aber trotz Quasishowdown dann schnell wieder vom Tisch ist. Spannung sieht anders aus, zumal manche US-Fassung zusätzlich mit einem von den Produzenten verordneten, von Murphy abgelehnten Voice-Over daherkommen, welches das Verhalten der Protagonisten noch einmal für die ganz Doofen erklärt – da erscheint der Off-Kommentar der Kinofassung von „Blade Runner“ harmlos und weniger bevormundend im Vergleich.
Was an „Last of the Dogmen“ dagegen tadellos ist, sind seine wunderbaren Naturpanoramen, die in schicken Breitwandbildern und einem betont epischen Soundtrack dargeboten werden. Auch die Ausstattung ist aufwändig und im Geplänkel zwischen Lewis und Lilian hat der Film dann auch etwas von dem Schmiss, der seiner Haupthandlung leider abgeht. Ebenfalls tadellos: Die Pferdestunts, wenn sich die Hottehüs überschlagen oder über eine Straßensperre springen, aber ein Film der großen Schauwerte will „Last of the Dogmen“ trotz seiner Abenteuer- und Western-DNA nicht sein.
Tom Berenger, privat selbst großer Western- und Geschichtsfan, fühlt sich sichtlich wohl in der Naturburschenhauptrolle, die wie eine weniger ruppige Variation seines Parts aus „Mörderischer Vorsprung“ wirkt, während Barbara Hershey als schlagfertige Wissenschaftlerin da problemlos mithält. Kurtwood Smith ist in seiner etwas undankbaren Rolle leicht verschenkt, macht aber das Beste aus dem Part, Kurzauftritte als entflohene Sträflinge haben die Charakterköpfe Gregory Scott Cummins und Mark Boone Junior. Bei den Indianerdarstellern handelt es sich teilweise um im Sinne der Authentizität gecastete Laiendarsteller, während die wichtigste Indianerrolle an erfahrenen indianischen Schauspieler Steve Reevis ging.
„Last of the Dogmen“ hat ein edles Ansinnen, sieht schick aus und besitzt einige gelungenen Einzelszenen, doch leider geht Tab Murphys ambitioniertem Öko-Abenteuer jedweder Spannungsbogen ab. Plakativ und ohne echte Konflikte wird die Mär vom bewahrenswerten edlen Wilden erzählt, großes Drama oder echte Fallhöhe – und das ist bei allen guten Absichten schon etwas dröge.