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1971 schrieben zwei Polizeithriller Filmgeschichte. Der eine hieß "Dirty Harry", der andere "French Connection". Parallelen sind durchaus zu erkennen, so jagen in beiden Filmen abgehalfterte Cops im undurchsichtigen Großstadtdschungel Verbrechern hinterher, wobei "Popeye" Doyle die Lässigkeit eines Harry Calahan nicht an den Tag legen kann, da sein Kampf gegen ein internationales Drogensyndikat mit Sitz in Frankreich nahezu aussichtslos ist.

Wie zwei Jahre später mit seinem Klassiker "Der Exorzist" stellt William Friedkin bereits hier unter Beweis, wie man subtile Spannung aufbauen kann, ohne auf Action nonstop zu setzen. Die Charakterisierung Doyles, seines Partners Russo (toll: Roy Scheider) und des Bösewichts Alain Charnier nimmt viel Zeit in Anspruch, ohne zu langweilen. Ungeduldige Action-Freaks dürften im Anschluss endgültig sanft einschlafen, wenn nahezu eine halbe Stunde nichts weiter als observiert wird. Das ist vielleicht nicht spektakulär, baut aber verdammt viel Spannung auf, sofern man sich darauf einlässt.

Das Hineinversetzen wird einem leicht gemacht, denn die Atmosphäre ist absolut einmalig. Bis dato gab es keinen Polizeifilm, in dem die tägliche Arbeit als derartig trost- und aussichtslos beschrieben wird. Da gibt es keine Helden, Doyle haust in einer schäbigen Absteige und kennt kaum Freunde, das einzige was ihn noch am Leben hält, ist die Jagd nach den mächtigen Drogenbossen. Wenn man die Schauplätze sieht, kann man das auch gut nachvollziehen, denn vom Empire State Building oder den Businessvierteln ist nie etwas zu sehen, stattdessen beherrschen dunkle Gassen, Brückenunterführungen und schäbige Bars in noch schäbigeren Vierteln die Szenerie. Ein dreckiger Film!

Die legendäre und genial gefilmte Jagd unter einer Hochbahn läutet schließlich die Schlussphase ein. Scheinbar schaffen es die Polizisten zunächst in einer Razzia alle Gauner zu fassen, doch was dann folgt, kann so keiner erwarten. Das abrupte und völlig desillusionierende Ende inklusive Epilog unterstreicht die unkonventionelle Art von "French Connection" und alle, die bereits vorher von der total neuen Inszenierungsweise von den Socken waren, werden da endgültige mit offenen Mündern dasitzen und lange über den Sinn des Ganzen nachdenken.

Für Hackman ist das bis heute die Vorzeigerolle, was völlig verdient ist, ebenso wie der Klassikerstatus. William Friedkin hat damit einen einflussreichen Thriller hingelegt, der nach heutigen Maßstäben nicht leicht verdaulich, weil durch und durch pessimistisch ist, mit Anflügen von Nihilismus. Das muss man genau betrachten, um es schätzen zu können, was manchmal gar nicht so leicht ist. Daumen steil nach oben!

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